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China: Zensurwahn erfasst Video-Streaming-Portale – Ausländische Serien sowie Filme müssen vorab freigegeben werden

Peking – Der Zensurwahn der chinesischen Regierung hat nach den sozialen Netzwerken nun auch die beliebten Video-Streaming-Portale erfasst. Wie die Tageszeitung „China Daily“ berichtet, hat die nationale Medienaufsichtsbehörde State Administration of Press, Publication, Radio, Film and Television of the People’s Republic of China (SAPPRFT) http://www.sarft.gov.cn kürzlich ein neues Regelwerk veröffentlicht, das speziell den Konsum von ausländischen TV-Serien deutlich einschränken soll. Diese müssen ab sofort – genauso wie Filme – zunächst von der Behörde offiziell freigegeben werden, bevor sie im Netz zur Verfügung stehen. Portalbetreiber und Serien-Fans rufen zu Protesten auf.Foto: cbs.com

„Alle ausländischen Fernsehserien und Filme müssen eine ausdrückliche Erlaubnis haben und zuvor von Kontrolleuren offiziell geprüft werden, ehe sie zur Nutzung für das Internet freigegeben werden können“, zitiert die chinesische Zeitung aus den neuen Richtlinien der verantwortlichen Regierungsbehörde. Diese hatte unter anderem schon 2011 mit dem Plan für ein generelles Werbeverbot während der Hauptsendezeiten im TV für Aufsehen gesorgt, um diese bestmöglich für „kulturell ansprechende“ Volkserziehung nutzen zu können (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20111203002 ).

 

Heftige Proteste als Folge

Bei den Betreibern der betroffenen Video-Streaming-Dienste und der mittlerweile kaum noch zu überblickenden Zahl an chinesischen Serien- und Film-Fans hat das neueste Zensurengagement der SAPPRFT bereits kurz nach Bekanntwerden heftige Proteste ausgelöst. „Wir haben Angst, dass uns die User davonlaufen“, meint etwa ein Insider, der bei einer der großen Streaming-Seiten in China arbeitet, aus Sicherheitsgründen aber lieber anonym bleiben will. Diese könnten einfach zu illegalen Konkurrenzangeboten abwandern, was wiederum die Urheberrechtsproblematik im Web verschärfen würde, so die Befürchtung.

Da die neuen Regeln zuerst eine verpflichtende Überprüfung durch die staatliche Zensurbehörde vorsehen, werden chinesische Serienliebhaber künftig deutlich länger warten müssen, bis die neueste Episode ihrer Lieblingsserie im Netz für sie bereitsteht. „Es macht ja gar keinen Spaß mehr, wenn man so lange darauf warten muss, um zu sehen, wie es weitergeht“, fasst Serien-Fan Zhang Hui die Kritik stellvertretend zusammen. „Genau darum gehe ich ja ins Internet, weil ich die neuesten Serien dort am schnellsten anschauen kann.“

Konsequente Kontrollstrategie

Was die Zensurbemühungen der chinesischen Regierung betrifft, scheinen ausländische TV-Serien ein besonderes Gefahrenpotenzial auszustrahlen. Weil diese mittlerweile zunehmend über das Web konsumiert werden und nicht mehr im regulären Fernsehprogramm, stellt der aktuelle Schritt nur eine logische und konsequente Weiterführung der bisherigen Kontrollstrategie Chinas dar. Schon im April dieses Jahres wurden etwa vier US-amerikanische Shows – darunter etwa „The Big Bang Theory“, „Navy CIS“ oder „The Good Wife“ – vollständig von chinesischen Online-Streaming-Seiten verbannt. Konkrete Gründe hierfür wurden bislang von offizieller Stelle nicht genannt.

Aussender: Presstext
Kontakt: Markus Steiner
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Redaktion: Torben Gösch