Berlin – Anlässlich des Internationalen Tages der Tropenwälder fordert der NABU stärkere Anstrengungen zum weltweiten Schutz tropischer Wälder. Jedes Jahr verschwindet eine Regenwaldfläche größer als die Schweiz (17 Millionen Hektar) und jeden Tag werden bis zu 50 Arten für immer ausgerottet. Geht dies ungebremst so weiter, wird es in spätestens 50 Jahren keine Regenwälder mehr auf der Erde geben.
Vor diesem Hintergrund führt der NABU in Projekten in Indonesien und Äthiopien erfolgreich vor, dass lokale Maßnahmen gegen weitere Abholzung Wirkung zeigen. „Das Modell der Ökosystem-Restaurations-Konzession, wo Tropenwald zur nicht-kommerziellen Nutzung, sondern für Aufforstung erworben wird, haben der NABU und seine Partner bereits im Harapan-Wald auf Sumatra erfolgreich etabliert“, sagte NABU-Vizepräsident und Leiter des Fachbereiches Internationales, Thomas Tennhardt. Indonesien beherbergt nicht nur eine Reihe von „Hotspots“ der biologischen Vielfalt der südostasiatisch-pazifischen Tropenwälder, es machte in den zurückliegenden Jahrzehnten leider vor allem mit dem gewaltigen Ausmaß an Tropenwaldzerstörung Schlagzeilen. Zwar ist die jährliche Entwaldung von 1,6 Millionen Hektar pro Jahr Anfang der 1990er Jahre auf inzwischen unter 600.000 Hektar zurückgegangen. Doch erst wenn die Netto-Entwaldung vollständig gestoppt ist, kann auch der anhaltende Verlust der Biodiversität aufgehalten werden.
Anfang des Jahres 2014 hatten der NABU und seine indonesische Partnerorganisation Burung Indonesia in der Provinz Gorontalo auf Nord-Sulawesi ein neues Projekt zur Restauration von Tropenwäldern gestartet. Die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums fördert das von der KfW-Bank getragene Projekt mit 4,4 Millionen Euro. Die Stabilisierung der Landnutzung in den am Rand des Waldgebietes gelegenen Dörfern ist ein Schlüsselfaktor für den Schutz des Waldes. Die meisten Dörfer der Region entstanden im Zuge der so genannten Transmigrationspolitik Indonesiens in den 1970er und 1980er Jahren und wurden von landlosen Siedlern vor allem von den Inseln Java und Bali gegründet.
Viele Familien kamen dorthin, um sich eine Existenz aufzubauen. Viele Siedler pflanzten kleine Kakaoplantagen an den Waldrand. Doch das Kakaogeschäft kann viele Familien heute nicht mehr ernähren, Defizite bei der Trocknung und fehlende Fermentation der Kakaobohnen führen dazu, dass aktuell keine hochwertigen Kakaoprodukte in der Region produziert werden können, die Einkünfte aus dem Kakaoanbau sind zu gering. Dennoch hatten sich Dörfer wie Makarti Jaya und andere am Rand des Gorontalo-Tropenwaldes gegen eine Umwandlung ihrer Kakao-Flächen in lukrativ erscheinende Palmölplantagen ausgesprochen. „Wie Sumatra, Borneo oder Papua Neuguinea gezeigt haben: Wo die Palmölplantagen Fuß fassen, verschwindet der Regenwald Tropenwaldschutz kann nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, die Lebensumstände der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Daran arbeiten wir jetzt in Gorontalo“, so Tom Kirschey, NABU-Experte für Internationale Projektentwicklung, Biodiversität und Klimaschutz. Auf einem vergangene Woche stattgefundenen Treffen der Projektpartner in Makarti Jaya stand daher die ökonomische Situation der Kakaobauern im Vordergrund. „Wir sind sehr hoffnungsvoll, dass es uns gelingt, eine Fläche von 84.798 Hektar dauerhaft zu sichern. Die Rodung neuer Waldflächen konnte bereits seit Projektstart vollständig gestoppt werden“, so Kirschey.
Auch in anderen Regionen der Welt engagiert sich der NABU für den Tropenwaldschutz, wie etwa im Kafa-Biosphärenreservat in Äthiopien, der Heimat des Wildkaffees. Dort hat der NABU eine Fläche von 2.800 Hektar neu bepflanzt und damit die Lebensgrundlage von mindestens 19.000 Haushalten verbessert. Darüber hinaus wurden holzsparende, klimaschonende Öfen eingeführt und die Strukturen für den Ökotourimus verbessert. Darüber hinaus hat der NABU über seine Stiftung NABU International einen Regenwaldfonds gegründet. „Wir müssen unsere Tropenwälder erhalten, denn sie zählen zu den wichtigsten Lebensräumen der Erde. Nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für unser Weltklima sind sie von entscheidender Bedeutung“, so NABU-Vizepräsident Tennhardt.
Aussender: NABU-Pressestelle
Kontakt: Kathrin Klinkusch, Iris Barthel, Nele Rissmann
Redaktion: Torben Gösch