Oxford – Wissenschaftler der University of Oxford http://ox.ac.uk haben für das „INTERGROWTH-21st Project“ http://intergrowth21.org.uk neue Wachstumstabellen für Neugeborene entwickelt. Die Grundannahme dabei: Ein gesunder Fötus oder ein gesundes Neugeborenes sollten im Allgemeinen gleich aussehen. Ethnische Zugehörigkeit und Körpergröße der Mutter sollten keine Rolle spielen. Diese Tabellen wurden entwickelt, um Anzeichen für Unterernährung, Unterentwickeltheit, Auszehrung, aber auch Fettleibigkeit so früh wie möglich festzustellen.
Theorie versus Praxis
Die neuen Wachstumstabellen widersprechen laut einem „NewScientist“-Bericht jedoch der Praxis in vielen Ländern. Hebammen oder Ultraschalldiagnostiker, die das Wachstum des Fötus beurteilen, beziehen die ethnische Zugehörigkeit der Eltern oder ihre Statur in ihre Beurteilung mit ein. Laut Stephen Kennedy von der University of Oxford gibt es derzeit über 100 verschiedene Tabellen.
„Das kann dazu führen, dass eine Frau ins Krankenhaus geht und man ihr sagt, dass ihr Kind normal heranwächst und dass man ihr in einer andern Einrichtung 100 Meter weiter sagt, dass es nicht so ist“, verdeutlicht Kennedy die Problematik. Dieser Mangel an Standardisierung erhöht laut dem Wissenschaftler die Angst und könnte zu Interventionen führen, obwohl sie eigentlich gar nicht erforderlich wären.
Leichtere Kinder in Indien
Für die Lösung dieses Problems sammelte das INTERGROWTH-21st Project die Daten von Tausenden gesunden, gut ernährten Müttern und ihrer Kinder aus den USA, Großbritannien, Indien, China, Brasilien, Oman, Kenia und Italien. Für die regelmäßige Feststellung der Maße ihrer Kinder wurden immer die gleiche Ausrüstung und die gleichen Verfahren eingesetzt.
Diese Daten wurden in der Folge für die Erstellung von Standardwachstumstabellen herangezogen, die zeigen, wie der Bauchumfang, die Länge des Oberschenkelknochens und die Maße des Kopfes unter idealen Bedingungen beschaffen sein sollten. Für Neugeborene wurden das Gewicht, die Größe und der Kopfumfang festgelegt. Dabei wurden auch regionale Unterschiede festgestellt.
Das durchschnittliche Geburtsgewicht liegt in Indien zum Beispiel bei 2,9 Kilogramm. In Großbritannien wiegen Neugeborene durchschnittlich 3,5 Kilogramm. Laut Kennedy ermöglicht die Bündelung derartiger Daten Wachstumskurven, die für gesunde Babys weltweit repräsentativ sind. „Ist ein Frau gesund, wachsen alle Babys auf ähnliche Art und Weise, sie erreichen bei der Geburt eine ähnliche Größe“, so Kennedy.
„Rückschritt“ und „Verwirrung“
Dieser Ansatz ist mit dem von der WHO eingesetzten identisch. Auch hier wurden Tabellen erstellt, um das Wachstum von Kindern von der Geburt bis zum fünften Lebensjahr zu beurteilen. Experten wie Jason Gardosi vom Perinatal Institute http://perinatal.org.uk halten jedoch nichts von einer derartigen Standardisierung. „Das ist ein Rückschritt und führt nur zu Verwirrung.“ Weitere Details wurden in „The Lancet“ http://thelancet.com veröffentlicht.
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Ansprechpartner: Michaela Monschein
Foto: ox.ac.uk
Redaktion: Torben Gösch