Washington – Wenn das Gesprächsthema auf den NSA-Abhörskandal und die Whistleblower-Affäre rund um Edward Snowden fällt, neigen US-Bürger im Internet verstärkt zur Selbstzensur. Wie aus einem aktuellen Bericht des Pew Research Centers http://pewinternet.org hervorgeht, haben rund 86 Prozent der Erwachsenen in den USA kein Problem damit, dieses sensible Thema persönlich im Kreis von Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen zu diskutieren.
Sobald die Debatte allerdings im Web geführt werden soll, schreckt ein Großteil der US-User vor einer entsprechenden Stellungnahme zurück. Dies gilt insbesondere für Social-Media-Portale wie Facebook oder Twitter, auf denen nur 43 beziehungsweise 41 Prozent gewillt sind, über die Spionageenthüllungen und deren Konsequenzen zu sprechen.
„Eine wichtige Erkenntnis über menschliches Verhalten aus der Zeit vor dem Internet ist die Tendenz, dass Leute nicht öffentlich das Wort zu politischen Themen ergreifen wollen, wenn sie glauben, dass ihre eigene Meinung nicht von vielen anderen geteilt wird“, heißt es in dem Pew-Research-Bericht. Dieses Phänomen, das als „Spirale des Schweigens“ bezeichnet wird, sei nun auch in der Online-Welt zu beobachten. „Einige Social-Media-Erfinder haben gehofft, dass Plattformen wie Facebook oder Twitter auch Menschen mit Minderheitenmeinungen ermutigen könnten, sich frei zu äußern, um damit auch die Diskussionen um wertvolle neue Perspektiven zu erweitern“, so die Experten. Diese Hoffnung habe sich aber anscheinend nicht bewahrheitet.
„Spirale des Schweigens“
Das Urteil der Forscher von Pew Research basiert auf der Befragung von insgesamt 1.801 US-Erwachsenen, die im Zeitraum zwischen August und September 2013 durchgeführt worden ist. Dabei stellte sich heraus, dass – zumindest im Fall der Snowden-Affäre – Social Media keine Art neues Forum für Menschen darstellt, die bei derartigen Diskussionen ansonsten eher schweigen würden. Von den 14 Prozent der US-Amerikaner, die nicht gewillt sind, dieses sensible Thema persönlich mit anderen zu diskutieren, können sich nur 0,3 Prozent dazu durchringen, dies auf Social-Media-Seiten zu tun.
„Die Tendenz der ‚Spirale des Schweigens‘ trifft also genauso auf die Social-Media-Nutzung zu“, resümieren die Experten des Pew Research Centers. Entscheidend sei in diesem Zusammenhang aber vor allem auch die Einschätzung der Einstellung anderer gegenüber der eigenen Meinung. „Diejenigen Facebook-User, die überzeugt waren, dass auch andere Freundeskontakte derselben Ansicht sind, wie sie selbst, zeigte eine beinahe doppelt so größere Bereitschaft, ihre Meinungen zum Snowden-NSA-Skandal preiszugeben“, führt das Dokument weiter aus.
Verzicht auf Elektronik
Dass die Aufdeckung der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes NSA durch den Whistleblower Edward Snowden gravierende Folgen auf das Sicherheitsbewusstsein der Internetnutzer hat, hat zuletzt eine Untersuchung aus Norwegen deutlich vor Augen geführt (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20140130007 ). Demnach verhalten sich norwegische User seit der Überwachungsaffäre weitaus vorsichtiger im Cyberspace, zensieren sich selbst, vermeiden immer häufiger konkrete Suchanfragen und versuchen wenn möglich sogar vollends auf eine elektronische Kommunikation zu verzichten.
Aussender: pressetext
Ansprechpartner: Markus Steiner
(Foto: flickr.com/Abayomi Azikiwe)
Redaktion: Torben Gösch