Von Kiel nach Guatemala - Erfahrungsbericht einer Freiwilligen. Quelle: www.VoluNation.com

Als Freiwillige in Guatemala – Sie gibt Touristenführern Deutsch- und Jugendlichen Englischunterricht – Für ein Jahr arbeitet die 18-Jährige Ylva aus Kiel als Freiwillige in Guatemala

Seit dem Spätsommer vergangenen Jahres arbeite ich als Freiwillige in dem Bildungszentrum CECEP (Centro Educativo Comunitario Pokomchì) in San Cristòbal Verapaz. Zuvor hatte ich mich mit Unterstützung von www.VoluNation.com über die Möglichkeiten freiwilligen Engagements im Ausland informiert. Nach zwei Wochen intensivem Spanischkurs konnte ich mich einigermaßen verständigen und anfangen, ein wenig zu arbeiten. Besonders in diesem Projekt muss der Freiwillige sehr selbstständig seine Arbeit suchen. Es gibt genug, was zu tun ist, aber Eigeninitiative wird riesengroß geschrieben.Von Kiel nach Guatemala - Erfahrungsbericht einer Freiwilligen. Quelle: www.VoluNation.com

 

Zwischen 8.30 und 9.00 Uhr beginnt mein Arbeitstag. E-Mails checken, ein bisschen mit den anderen schnacken und schriftliche Arbeit anfangen – der Morgen ist für mich eher die Bürozeit, am Nachmittag gebe ich oft Unterricht. Nach der Mittagspause, die mehr oder weniger von 13 bis 14 Uhr geht, fahre ich dann zum Unterricht. Der offizielle Arbeitstag endet um 17 Uhr, aber zweimal die Woche erst gegen 18 oder 19 Uhr. An diesen Tagen findet der Deutschunterricht in der nächsten Stadt statt.

 

Es macht mir Spaß, Englischunterricht zu geben – nicht nur den Jugendlichen in der Stadt, sondern auch in zwei Dorfschulen, von denen die eine etwa eine Stunde mit dem Bus entfernt liegt. Außerdem gesellt sich schließlich noch Deutschunterricht mit den Touristenführern hinzu, die den Ausländern in ihren kleinen Dörfern mehr Komfort bieten wollen und dabei ihrer Gemeinde helfen. Immerhin beruht ein Großteil der guatemaltekischen Wirtschaft auf Tourismus. Meine Deutschschüler sind erwachsene Touristenführer etwa zwischen 30 und 50 Jahre. Im Mittelpunkt steht viel Konversation, z. B. einfache Reihum-Fragen – man kann sich als Deutscher nicht vorstellen, wie unglaublich komplex Deutsch allein von der Aussprache her ist.

Spielerischer Unterricht

Obgleich ich noch nie Unterricht gegeben habe, habe ich mich dazu entschlossen, einigen Jugendlichen Englisch zu geben. In meiner Schule haben wir viel auf spielerische Weise gelernt. Ich versuche, meine Schüler möglichst viel sprechen und selbst machen zu lassen. Die Kinder fragen sich z. b. gegenseitig, was ihr Lieblingsessen ist, mit den Jugendlichen haben wir schon Liedtexte übersetzt. Im Sprachunterricht nutze ich Marker für die Tafel und Jonglierbälle für dynamische Übungen, manchmal zeichnen wir etwas. Erst hatte ich Panik vor dem Unterrichten, aber mit etwas Vorbereitung macht es viel Spaß und die Schüler sind dankbar für den dynamischen Unterricht, da sie reine Arbeit mit Büchern gewohnt sind. Insgesamt habe ich etwa 35 bis 45 Englischschüler im Alter von 12 bis 17 und von 20 bis 23. Darüber hinaus kümmere ich mich mit einem Amerikaner um die Website der Tourismusvereinigung und helfe, wenn Workshops stattfinden. Man lässt mich viel Verantwortung übernehmen.

Eine bunte Stadt

Alles ist hier bunter. Wirklich alles. Die Häuser, die Menschen, die Kleidung, das Essen, die Straßenstände. Insgesamt ist es ein schönes, angenehmes, wenn auch trubeliges Bunt.

Es gibt Handys hier, Bankautomaten und richtige Straßen. Immerhin leben in dieser Stadt etwa 45.000 Menschen und etwa noch einmal so viele in dazugehörigen Außenbezirken.

Die meisten erwachsenen Frauen tragen Tracht, auf der Straße stehen ab und zu Säcke oder Körbe mit (lebendigen) Tieren, die man, sobald man sie erworben hat, einfach hinter sich herziehen kann. Alle Autos bzw. geschlossenen Gefährte, haben getönte Scheiben; da niemand nach einer Erlaubnis fragt, kann man auch mit 15 Jahren Geländewagen fahren.

Für umgerechnet knapp 10 Cent bekommt man vier einfache Brötchen oder vier Tortillas – das wichtigste Nahrungsmittel hier und das das billigste, weswegen sich viele Menschen fast nur davon ernähren. Für knapp einen Euro bekommt man im Park schon Churrascos, ein richtiges Abendessen: gegrilltes Fleisch mit Beilagen. Frisches Essen und alles in Guatemala Produzierte ist sehr günstig und ich habe immer noch nicht alle unbekannten Früchte probiert. Markenprodukte hingegen sind natürlich genauso teuer bzw. im Verhältnis viel teurer. Weitere traditionelle Gerichte sind z. B. gefüllte, frittierte Tortillas. Die guatemaltekische Küche ist superlecker, vor allem wenn man die Hauptnahrungsmittel Tortillas und Frijoles mag.

Natürlich wollten meine Eltern zuerst nicht, dass ihre 18-jährige Tochter nach Guatemala geht, in eines der ärmsten Länder mit einer der höchsten Kriminalitätsraten. Allerdings kommt es immer darauf an, wo und wie man sich bewegt und wann. Es ist unangebracht, nach 20 Uhr ohne Auto unterwegs zu sein und womöglich noch alleine. Mit einer gehörigen Portion naivem Mut bin ich gekommen und habe mit Hilfe meiner Bekannten, die sich schon mit Freiwilligen auskennen und mit gesundem Menschenverstand schnell gelernt, was möglich ist und wann ich einfach einen Freund bitte, mich nach Hause zu bringen.

Unterschiedliche Kommunikation

Eine Maya-Kultur mit all ihrem Hintergrund ist sehr verschieden von der unseren, was sich nicht nur in Essen und Tracht ausdrückt. Letztendlich am schwersten ist die Art der Kommunikation. Höflichkeit ist wichtiger als Ehrlichkeit und Direktheit – und die Wichtigkeit dieser Regel ist für mich schwer zu verstehen. Man sagt hier z. B. nicht vorher Bescheid, wenn man nicht zum Unterricht oder zu einem Treffen kommen wird. Man sagt nicht, wie man sich fühlt oder was man denkt, entschuldigt sich aber für alles, was man tut.

Pokomchí – die Sprache der Region

Nach ein paar Monaten habe ich auch begonnen, die Sprache der Pokomchí zu lernen, die mich fasziniert, da sie so ganz anders ist von der Denkweise her. Eine Maya-Sprache eben, eingebunden in den Gesamtzusammenhang der Welt. Es gibt vier verschiedene K-Laute, was gar nicht mehr so seltsam erscheint, wenn man einmal einem Spanischsprechenden Deutschunterricht gegeben und festgestellt hat: Auch unsere Sprache hat schon in der Aussprache sehr wichtige Unterschiede, die Anderen schwer fallen. Besonders die Marktfrauen honorieren meine Bemühungen, Pokomchí zu lernen.

Über VoluNation

VoluNation ist Spezialist für weltweite Freiwilligenarbeit. Neben einem umfassenden Beratungsangebot bietet VoluNation kurzfristig buchbare Freiwilligenprojekte in mehreren Staaten Afrikas, Asiens und Südamerikas an. Weitere Informationen sind im Internet unter www.VoluNation.com erhältlich.

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Redaktion: Torben Gösch