Bordeaux – Der älteste bestätigte Fall von Down-Syndrom ist gefunden worden. Wissenschaftler der Universite Bordeaux http://www.u-bordeaux1.fr haben das Skelett eines Kindes gefunden, dass vor 1.500 Jahren im mittelalterlichen Frankreich gestorben ist. Laut dem Team um Maite Rivollat weist die Art und Weise der Bestattung darauf hin, dass Menschen mit Down-Syndrom im Mittelalter nicht unbedingt stigmatisiert wurden.
Beim Down-Syndrom handelt es sich um eine genetische Erkrankung, die das Wachstum eines Menschen verzögert und zu Einschränkungen der intellektuellen Fähigkeiten führt. Betroffene verfügen über drei Kopien vom Chromosom 21 und damit über eine mehr als andere Menschen. Die Krankheit wurde erstmals im 19. Jahrhundert beschrieben. Es kann jedoch sein, dass sie in der ganzen Menschheitsgeschichte immer wieder vorgekommen ist. Es gibt darüber bisher nur sehr wenige archäologische Aufzeichnungen.
Nekropole aus dem 5. und 6. Jahrhundert
Der neue Fund stammt aus einer Nekropole aus dem 5. und 6. Jahrhundert nahe der Kirche von Chalon-sur-Saone im Osten Frankreichs. Ausgrabungen haben die Überreste von 94 Menschen ans Tageslicht gebracht. Dazu gehört auch das Skelett eines kleinen Kindes mit einem kurzen und breiten Schädel, einer abgeflachten Schädelbasis und dünnen Schädelknochen. Diese Beschreibung stimmt laut Rivollat mit den Symptomen des Down-Syndroms überein.
Tolteken stellten Down-Syndrom in einer Figur dar
John Starbuck von der Indiana University http://indiana.edu bezeichnet die im International Journal of Paleopathology http://bit.ly/1qb1EdF veröffentlichten Forschungsergebnisse laut NewScientist als überzeugende Diagnose eines Down-Syndroms. Der Wissenschaftler hat gerade eine 1.500 Jahre alte Figur der Tolteken untersucht, die einen Menschen mit dieser Krankheit darstellt.
Frage der Ausgrenzung bleibt umstritten
Rivollats Team hat auch untersucht, wie das Kind begraben worden ist. Das war bisher noch nie möglich gewesen. Das Kind liegt im Grab auf dem Rücken und zwar in westlicher Richtung. Der Kopf befindet sich wie bei allen anderen Toten dieser Nekropole am westlichen Ende. Damit liegt laut der Wissenschaftlerin nahe, dass das Kind nach seinem Tod nicht anders behandelt wurde als andere Mitglieder der Gemeinschaft. Das wiederum weist darauf hin, dass es auch zu Lebzeiten zu keiner Ausgrenzung gekommen sein dürfte.
Ein ähnliches Argument wurde laut NewScientist bei einer Studie aus dem Jahr 2011 vorgebracht. Hier ging es um die Bestattung eines zwergwüchsigen Mannes, die vor 1.500 Jahren in Israel stattgefunden hat. Der Körper wurde auch hier in ähnlicher Weise wie die anderen Toten bestattet. Die Archäologen werteten das als Hinweis darauf, dass er als normales Mitglied der Gesellschaft galt. Starbuck seinerseits ist von diesem Argument nicht überzeugt. „Es kann sehr schwierig sein, kulturelle Werte und kulturelles Verhalten aus Gräbern und Skeletten abzuleiten.“
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(Foto: pixelio.de/Dieter Schütz)
Redaktion: Torben Gösch