Peking/Lissabon – Das neue sogenannte „goldene Visum“ Portugals zieht Wirtschaftskriminelle an. Ein Chinese, der im Januar erfolgreich die Aufenthaltserlaubnis bekam, wurde von Interpol gesucht und einen Monat später verhaftet. Ein anderer Chinese, dessen Antrag abgelehnt wurde, soll Verbindungen zu den Triaden haben, der chinesischen Mafia. Das portugiesische Parteienbündnis „Linksblock“ kritisiert daher, dass das Land zu einem Geldwäsche-Paradies werde.
612 „goldene Visa“ seit 2012
Wer mindestens eine Mio. Euro in den Staat investiert, eine Immobilie im Wert von mindestens 500.000 Euro kauft oder zehn Arbeitsplätze schafft, kann für zwei Jahre das Visum bekommen, das später die Chance auf Daueraufenthalt oder sogar einen portugiesischen Pass bietet. Die meisten Antragsteller sind Chinesen: Seit der Einführung im Oktober 2012 sind 612 der insgesamt 772 „goldenen Visa“ an Menschen aus dem Reich der Mitte gegangen. 400 weitere Chinesen stehen auf der Warteliste.
Fast eine halbe Mrd. Euro hat Portugal dadurch an Investitionen eingenommen. Nachdem ein chinesischer Visum-Inhaber aber kürzlich aufgrund eines internationalen Haftbefehls verhaftet wurde, fordert der Linksblock die Regierung nun auf, die Vergabepraxis zu überdenken. Der Mann hatte in der portugiesischen Kleinstadt Cascais ein Luxusanwesen gekauft, berichtet The Portugal News http://www.theportugalnews.com . Dort ist er auch verhaftet worden. Das Geld für die Luxusimmobilie soll angeblich aus Verbrechen stammen, die in China begangen wurden.
„Schwindler-Paradies Portugal“
Insgesamt haben die Behörden seit Beginn des Programms elf Ausländern Visa verweigert, fünf davon Investoren und sechs Verwandte dieser Investoren. Einer der verweigerten Anträge soll von einer Person stammen, die mit den chinesischen Triaden zusammenarbeitet. Nur zwei der 772 genehmigten Anträge führten zur Schaffung von wenigstens zehn Arbeitsplätzen, obwohl das bei der Einführung des Programms das erklärte Hauptziel der Regierung war.
Stattdessen behauptet der Linksblock jetzt, dass Portugal zu „einem Paradies für internationale Schwindler“ geworden ist. „Man muss sagen, dass dieses Angebot nicht zu Investitionen in die Wirtschaft führt“, meint der parlamentarische Abgeordnete João Semedo von dem Parteienbündnis. Die Quelle der Visa-Geldströme müsse untersucht werden, denn diese könnten „die Sicherheit des Landes bedrohen“.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Hubertus Müller
Peking: Portugal-Visa beliebt (Foto: pixelio.de, Christian Rummel)