Oxford/Stockholm – Schlechte Nachrichten für Ex-Rennfahrer Michael Schumacher: Dreimal wahrscheinlicher als die Durchschnitts-Bevölkerung sterben Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Traumen vorzeitig, selbst wenn sie zunächst von der Verletzung genesen. Das haben Forscher an der Universität Oxford in Kooperation mit dem Stockholmer Karolinska Institut herausgefunden. Die Kopfverletzung, die sich Schumacher bei seinem Skiunfall zuzog, ist ein entsprechendes Schädel-Hirn-Trauma. Meist handelt es sich bei dem vorzeitigen Tod um Selbstmord oder tödliche Unfälle.
Todesursache oft Autounfälle
Als Schädel-Hirn-Trauma gilt ein Schlag gegen den Kopf, der zu einem Schädelbruch, internen Blutungen, Bewusstseinsverlust für mehr als eine Stunde oder eine Kombination dieser Symptome führt. Gehirnerschütterungen, manchmal als leichte Schädel-Hirn-Traumen bezeichnet, weisen diese Symptome nicht auf und wurden in der Studie gesondert behandelt. Die Forscher untersuchten schwedische Patientenakten aus den vergangenen American-Football-Spiele0 Überlebenden von Schädel-Hirn-Traumen und 150.000 Geschwistern von Überlebenden.
Als Kontrollgruppe wurden die medizinischen Daten von zwei Mio. Personen aus der übrigen Bevölkerung verwendet. Als vorzeitiger Tod wurde definiert, wenn er vor einem Alter von 56 eintrat. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Hauptgründe für das frühzeitige Ableben neben Selbstmord tödliche Verletzungen wie Autounfälle und Stürze sind. Das höchste Risiko besteht bei Überlebenden von Schädel-Hirn-Traumen, die außerdem eine Vergangenheit mit Drogenmissbrauch oder psychischen Erkrankungen aufweisen.
„Wir fanden heraus, dass Leute, die ein Schädel-Hirn-Trauma um sechs Monate überleben, dennoch drei Mal wahrscheinlicher früher sterben als die Kontrollpopulation und 2,6 Mal wahrscheinlicher als ihre nicht beeinträchtigten Geschwister“, stellt Studienleiter Seena Fazel fest. Dazu kommt: „Überlebende von Schädel-Hirn-Traumen bringen sich mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit um wie ihre unverletzten Geschwister, wobei viele mit psychiatrischen Erkrankungen nach ihrem Trauma diagnostiziert wurden“, so Fazel.
Höheres Risiko auch bei Gehirnerschütterung
Der genaue Grund für das erhöhte Sterberisiko ist unbekannt, es könnte aber damit zu tun haben, dass durch das Trauma Teile des Gehirns beschädigt werden, die für die Urteilsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Risikobereitschaft verantwortlich sind. Das könnte dann in vermehrten Unfällen resultieren. Und laut Studie führen sogar einfache Gehirnerschütterungen zu einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Ablebens. Damit setzen sich neben Skifahrern auch American-Football- und Fußballspieler einem erhöhten Risiko aus.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Hubertus Müller
Schumacher: schlechte Prognose durch neue Studie (Foto: pixelio.de, Haupt)