Stockholm/Göteborg – Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF http://www.unicef.org hat in Kooperation mit einem schwedischen Ingenieur eine neuartige Maschine entwickelt, die das Problem der Trinkwasserversorgung auf kreative Weise lösen soll. Die sogenannte „Sweat Machine“ tut dabei genau das, was ihr Name sagt: Sie verwandelt den feuchten Schweiß, der sich in getragenen Kleidungsstücken angesammelt hat, in vollkommen unbedenkliches Trinkwasser. Was sich auf den ersten Blick etwas eklig anhört, erweist sich bei ersten öffentlichen Testläufen in Schweden als durchaus praktikabel. Laut Initiatoren haben bereits mehr als 1.000 Menschen das auf diese Weise aufbereitete Wasser ausprobiert.
„Diese Erfindung steht in Verbindung mit einer Kampagne, die Bewusstsein für die dramatische Trinkwassersituation schaffen soll, die vor allem die Entwicklungsländer betrifft“, stellt Sylvia Trsek, Pressesprecherin von UNICEF Österreich https://www.unicef.at , gegenüber pressetext klar. Der internationalen NGO zufolge haben aktuell rund 780 Mio. Menschen auf der Welt keinen direkten Zugang zu sauberem Wasser. Knapp 125 Mio. davon sind Kinder. „Schmutziges Trinkwasser kann tödlich sein. In Entwicklungsländern sterben täglich Tausende, weil sie davon trinken“, betont Trsek. „Auch in Ländern wie Österreich, die mit genügend Trinkwasser gesegnet sind, muss klar sein, dass das nicht selbstverständlich ist“, so Trsek.
Sauberer als Leitungswasser
Für das technische Konzept der Sweat Machine zeichnet der schwedische Ingenieur Andreas Hammer verantwortlich. Zentrales Element des Geräts ist ein neu entwickeltes Bauteil zur Wasseraufbereitung, das gemeinsam mit dem schwedischen Royal Institute of Technology http://www.kth.se/en entwickelt worden ist. „Hierbei kommt eine Technik namens Membrandestillation zum Einsatz“, erklärt Hammer gegenüber BBC News. Dabei können durstige User ihre getragene Kleidung einfach in eine Öffnung des Geräts stecken. Dort wird sie dann wie bei einer Waschmaschine geschleudert und erhitzt, um den Schweiß zu extrahieren.
Die spezielle Membran sorgt dafür, dass nur Wassermoleküle hindurchgelassen werden. „Wir verwenden eine Substanz, die ähnlich wie Goretex-Material nur Dampf aber keine Bakterien, Salze oder Textilfasern durchlässt“, schildert der findige Schwede die Funktionsweise. „Das Endprodukt ist Wasser, das sauberer ist als das, was aus unseren lokalen Wasserleitungen herauskommt“, ist Hammer überzeugt.
Erfolgreicher Praxistest
Zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde die Sweat Machine am vergangenen Montag im Rahmen des Gothia Cups http://www.gothiacup.se/ger/ , einem jährlich wiederkehrenden Fußballturnier für Jugendliche im Alter zwischen elf bis 19 Jahren in Göteborg. Teilnehmer und Zuseher wurden dabei dazu ermutigt, sich an einem ausgiebigen Praxistest des Geräts zu beteiligen. Dabei konnte man sich aussuchen, ob man lediglich ein verschwitztes Kleidungsstück für Versuchswecke zur Verfügung stellen oder gleich auch das wiederaufbereitete Trinkwasser verkosten wollte.
Die Vorurteile in Bezug auf die Umwandlung von Schweiß in Trinkwasser scheinen nicht allzu groß zu sein: Rund 1.000 Menschen haben seit Montag bereits freiwillig an dem Test teilgenommen. Im Durchschnitt konnten dabei in etwa zehn Milliliter Trinkwasser aus einem verschwitzten Fußballtrikot gewonnen werden.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Steiner
Trinkwasser: in Entwicklungsländern ein Problem (Foto: flickr.com/DFID)