San Antonio/Bonn – „CourseSmart“ http://coursesmart.com ist eine Technologie, die Lehrern das Tracking ihrer Schüler ermöglicht und darüber informiert, ob sie ihr E-Book gelesen haben oder nicht. Sie wissen, wann die Schüler die Seiten umblättern, ob sie bedeutende Passagen anzeichnen, Notizen machen oder das Buch überhaupt aufschlagen. Die von der Software zusammengetragenen Informationen über jeden einzelnen Schüler – genannt „Engagement Score“ – werden in weiterer Folge dem Lehrer zur Verfügung gestellt. Bei einer niedrigen Punktezahl weiß dieser, dass der Schüler seine Aufgabe nur wenig zufriedenstellend erledigt hat.
Die Technologie soll nicht nur die Schüler-Leistung beeinflussen, sondern auch die Art des Vortragens der Pädagogen, denn mithilfe von CourseSmart wissen sie zusätzlich, wo noch Nachholbedarf besteht. Ab Herbst dieses Jahres soll die Software breitflächig angeboten werden.
„So kann man Zoo-Tiere dressieren“
„Ich halte überhaupt nichts von dieser Methode. Das erinnert mich ein wenig an die Überwachungsmethode ‚Big Brother‘ à la Orwell. Das ist ein naives und primitives System“, kritisiert Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands http://lehrerverband.de , gegenüber pressetext. „So kann man vielleicht Zoo-Tiere dressieren, aber nicht Individuen zu Personen heranwachsen lassen“, sagt er.
Zudem komme es zu einer „Entpersönlichung“ des Bildungsgeschehens, denn die persönliche Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern gehe verloren. „Der Unterricht lebt vom Diskurs, der Kommunikation und der Diskussion. Mit dieser Technologie reduziert man jedoch das Lern- und Bildungsverständnis“, betont der Experte.
Schüler finden Täuschungsweg
Kraus zufolge wird sich die Innovation nicht durchsetzen, wie bereits ähnliche gescheiterte programmierte Unterrichtsmethoden gezeigt haben. „Diese Euphorie wird mit der Zeit wieder verschwinden“, so der Fachmann. Außerdem würden Schüler ihre Wege finden, um das System zu knacken und ihre Punkte zu manipulieren.
CourseSmart motiviert laut Kraus zudem inhaltlich nicht, sondern kontrolliert. Hausaufgaben haben jedoch zum einen das Ziel der Lernstoffwiederholung, damit Schüler ihn verinnerlichen können. Zum anderen verfolgen sie einen diagnostischen Zweck, wodurch die Lehrer sich ein Bild von den Schwächen machen können, um bei Nachholbedarf den Stoff nochmals zu erklären.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Andreea Iosa
E-Book: Lehrer überwachen Schüler (Foto: pixelio.de, J. Christ)