Auf Kiels Straßen wurden im Winter 4000 Schlaglöcher gestopft

Kiels Oberbürgermeisterin Dr. Susanne Gaschke ließ sich bei einem Ortstermin in Pries/Friedrichsort von Bürgermeister Peter Todeskino und Vertretern des Tiefbauamtes über den allgemeinen Zustand der Kieler Straßen und die aktuellen Folgen des langen Winters berichten. Bei der derzeitigen Witterungslage ist das Tiefbauamt immer noch damit beschäftigt, Schlaglöcher und sonstige Schäden zunächst provisorisch zu beseitigen. Für dauerhafte Reparaturen und nachhaltige Sanierungen sind die Temperaturen noch zu niedrig.

„Ich wollte mich persönlich vor Ort vom Zustand der Kieler Straßen und Wege überzeugen“, sagte Gaschke. Und: Auf den rund 700 Kilometern Kieler Straßen fahren Kieler, Pendler, Gäste und Durchreisende täglich mehrere Millionen Kilometer. Der verkehrssichere Zustand und die nachhaltige Pflege der Straßen – sie sind ein großer Teil des städtischen Vermögens – bedürfen unseres besonderen Augenmerks. Von Straßenschäden betroffen sind nicht nur Autofahrer, die Angst um ihr Auto haben. Betroffen sind ebenso Linienbusse, Radfahrer und Fußgänger, und hier vor allem Kinder und mobilitätseingeschränkte Menschen.“

Die Oberbürgermeisterin machte deutlich, dass in den vergangenen Jahren sinnvollerweise viel Geld in Sanierung, Erneuerung und Ausbau der Kieler Schulen und Kindertageseinrichtungen oder auch der Sportstätten geflossen sei. Diese Einrichtungen wären jedoch nicht funktionsfähig, wenn die Wege dorthin nicht sicher begangen beziehungsweise befahren werden können.

Gaschke betonte: „Eine sichere Mobilität ist für die Lebensqualität der Kieler Bevölkerung und die Leistungsfähigkeit der Stadt von großer Bedeutung. Es ist daher mein Anliegen, bei aller notwendigen Förderung der sozialen Infrastruktur, auch Impulse für den Erhalt unserer Verkehrswege zu setzen. Sie verbinden Wohnungen mit Schulen, Sportstätten und Einkaufseinrichtungen. Sie werden zum Teil selbst als Sportstätten genutzt und dienen der Naherholung. Sie sichern die Erschließung unserer Hafenanlagen, Gewerbebetriebe und Arbeitsstätten.“

Seit Jahren, unterstreicht die Oberbürgermeisterin, sei im Bereich der Unterhaltung und im Neubau der Straßen und Wege viel gearbeitet worden. Die Bauverwaltung habe alles getan, um auf den wichtigsten Verkehrsbeziehungen gute oder zumindest akzeptable Angebote zu erreichen oder zu erhalten. Auch seien die Arbeiten von Versorgungsträgern wie den Stadtwerken geschickt genutzt worden, um mit einem vertretbaren Anteil von Steuermitteln viel für die Qualität der Straßen zu erreichen. „Die Mittel haben aber nicht gereicht, um ausreichend nachhaltige Effekte zu erzielen“, so OB Gaschke. Viele Straßen seien dringend sanierungs- und erneuerungsbedürftig.

Oberbürgermeisterin Gaschke will nun dafür werben, dass in den nächsten Haushaltsjahren wieder mehr Geld für den Erhalt der Straßen und Wege bereitgestellt wird. Mit dem Land sei auch die Möglichkeit eines besonderen Hilfsprogrammes für die nachhaltige Beseitigung von Winterschäden (zum Beispiel Erweiterung der laufenden Förderung von Straßendeckenprogrammen) zu prüfen.

Die Oberbürgermeisterin dankte in diesem Zusammenhang den in der Straßenunterhaltung tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Tiefbauamtes sowie den beteiligten Firmen für die engagierte Arbeit in diesem langen Winter zur Eingrenzung der Verkehrsgefahren. Mehr als 4.000 Schlaglöcher sind bisher in diesem Winter – zum Teil mehrmals – geschlossen worden. Rund 350.000 Euro hat der Winter für Sachmittel und den Aufwand beauftragter Firmen bisher verschlungen – ohne nachhaltige Wirkung.

In der Straße Zum Dänischen Wohld in Pries/Friedrichsort legte die Verwaltungschefin selbst mit Hand an, um eine aktuelle Aufbruchstelle in der stark schadhaften Fahrbahndecke mit Wintermischgut zu füllen. Dort werden auch schon die Vorbereitungen getroffen, die Straßenoberfläche alsbald nachhaltig zu sanieren. Trotzdem müssen auftretende Verkehrsgefahren auch in dieser Straße außerhalb der aktuellen Baustelle, wie jetzt geschehen, vom Tiefbauamt noch beseitigt werden.

Bürgermeister Todeskino und Experten des Tiefbauamtes erläuterten der Oberbürgermeisterin, wie es nach dem Abklingen des Winters nun mit der dauerhaften Beseitigung und Vermeidung von Straßenschäden weitergeht. Zum einen geht es darum, die mit Wintermischgut provisorisch gefüllten Löcher fachgerecht zu schließen und größere zusammenhängende Schadensstellen durch abschnittsweise Deckenüberzüge längerfristig zu sichern. Zum anderen sollen, soweit es die Haushaltsmittel zulassen, prophylaktisch Risse geschlossen und „ausgemagerte“ Decken erneuert werden, um weitergehende und künftige Schäden in Grenzen zu halten. Letzteres werde in diesem Jahr bei der Vielzahl der Winterschäden und der begrenzt zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel aber kaum in Betracht kommen. „Wir würden zur Eingrenzung von Folgeschäden und ­kosten gerne mehr tun, nicht nur an Fahrbahnen sondern auch auf Rad- und Gehwegen“, so der Bürgermeister.

Nachhaltige Verbesserungen wird es in diesem Jahr zunächst vor allem in Straßenabschnitten geben,

– für die im Haushalt 2012/2013 in Kenntnis der schlechten Substanz schon besondere Investitionsmittel für Deckenerneuerungen eingeplant waren,

– in denen durch wesentliche Arbeiten der Versorgungsträger ohnehin große Teile des Straßenquerschnittes oder der Wegebefestigung erneuert werden müssen und mit kleineren Ergänzungen eine Gesamtverbesserung erreicht werden kann oder

– in denen ein Neubau vorgesehen ist und entsprechende Investitionsmittel bereitstehen.

Handlungsbedarf für großflächige Deckenerneuerungen gibt es nach Ermittlungen des Tiefbauamtes vor allem in folgenden Straßen:

– Uhlenhorster Weg;

– Funkstellenweg;

– An der Schanze;

– Friedrichsorter Straße;

– Fördestraße;

– Zum Dänischen Wohld;

– Dorf (Pries);

– Boelckestraße;

– Schusterkrug;

– Prieser Strand;

– Holtenauer Straße (von Hohenrade bis Prinz-Heinrich-Straße);

– Steenbeker Weg;

– Westring (von Gutenbergstraße bis Eduard-Adler-Straße);

– Gutenbergstraße (von Knooper Weg bis Eckernförder Straße);

– Eckernförder Straße (von Gutenbergstraße bis Westring);

– Hindenburgufer;

– Bergstraße (komplett);

– Willestraße;

– Holstenbrücke (komplett);

– Andreas-Gayk-Straße (Höhe Holstenplatz),

– Kaistraße (von Stresemannplatz bis Adolf-Westphal-Straße);

– Schwedendamm (von Bahnhofstraße bis Werftstraße);

– Sörensenstraße (komplett);

– Bahnhofstraße (teilweise);

– Zum Brook (komplett);

– Alte Lübecker Chaussee (komplett);

– Hamburger Chaussee (von Töpfergrube bis Waldwiesenkreisel);

– Hasseldieksdammer Weg;

– Rendsburger Landstraße (teilweise);

– Hasseer Straße;

– Saarbrückenstraße;

– Wulfsbrook (komplett);

– Königsweg (von Hummelwiese bis Rondeel);

– Von-der-Goltz-Allee (komplett);

– Sophienblatt (komplett);

– Theodor-Heuss-Ring (komplett, mit Ausnahme des 2011 asphaltierten Teilstücks);

– Werftstraße (komplett);

– Werftbahnkreisel (komplett);

– Zeppelinring (von Rönner Weg bis Partenkirchener Straße);

– Rönner Weg (von Am Wellsee bis Zeppelinring);

– Wellseedamm (von Schlehenkamp bis Preetzer Straße);

– Edisonstraße (von B404 bis Marconistraße)

– Elmschenhagener Kreisel (sämtliche Auf- und Abfahrrampen zur Preetzer Chaussee);

– Allgäuer Straße (vor Gymnasium Elmschenhagen);

– Ellerbeker Weg (von Weinberg bis Klausdorfer Weg);

– Selenter Straße (komplett);

– Ostring (komplett, mit Ausnahme des 2010 asphaltierten Teilstücks);

– Franziusallee (von Ostring bis Posadowskystraße);

– Schönberger Straße (von Wahlestraße bis Katharinenstraße);

– Schönberger Straße (von Kuchelstraße bis Seefischmarkt);

– Heikendorfer Weg (vor der Schmerzklinik, stadtauswärts);

– Langer Rehm (von Nachtigalstraße bis Hasselfelde);

– Masurenring (komplett).

Für 2013 sind derzeit Asphaltierungsarbeiten in diesen Straßen eingeplant:

– Westring zwischen Kronshagener Weg und Langenbeckstraße;

– Theodor-Heuss-Ring zwischen Friesenbrücke und Dorotheenstraße, nördliche Fahrbahn (Richtung Waldwiesenkreisel, Autobahn);

– Russeer Weg zwischen Brückenbauwerk A 215 und Hofholzallee;

– Straße Zum Dänischen Wohld / Brauner Berg zwischen Fritz-Reuter-Straße und Falckensteiner Straße;

– Friedrichsorter Straße / Zum Dänischen Wohld zwischen Klaus-Groth-Straße und Fritz-Reuter-Straße.

Für 2014 sind bisher folgende Asphaltierungen vorgesehen:

– Theodor-Heuss-Ring zwischen Krusenrotter Weg und Friesenbrücke, südliche Fahrbahn (Richtung Gaarden, Elmschenhagen);

– Fördestraße zwischen B 503 / Stadtgrenze und Brückenbauwerk der Industriebahn;

– Fördestraße zwischen Ottmar-Enking-Straße und Koppelberg;

– Prieser Strand / Christianspries zwischen Fritz-Reuter-Straße und Werfteinfahrt Lindenau;

– Steenbeker Weg zwischen Torfmoorkamp und Projensdorfer Straße.

Darüber hinaus gibt es 2013/2014 (weitgehende) Deckenerneuerungen im Rahmen größerer Um- und Neubauten von Straßen:

– Knooper Weg zwischen Mittelstraße und Humboldtstraße;

– Umbau Knotenpunkt Westring / Paul-Fuß-Straße;

– Langer Rehm (Nachtigalstraße bis Herrmannstraße);

– Reventlouallee (Hohenbergstraße bis Düsternbrooker Weg);

– Endausbau Radewisch;

– Blücherplatz (östlicher Straßenast in Verlängerung Scharnhorststraße)

– B-Plan 939, westlich Radewisch, Erschließung;

– Martenshofweg;

– Eggerstedtstraße zwischen Wall und Schuhmacherstraße;

– Adolf-Westphal-Straße (Teilabschnitte):

– Bahnhofstraße / Sörensenstraße / Schwedendamm (Teilabschnitte).

Außerdem werden zahlreiche größere Baustellen der Stadtwerke (Fernwärme) und der Stadtentwässerung (vor allem in der Innenstadt) auch zu Verbesserungen der Straßenoberflächen führen. Diese Arbeiten sollen überwiegend genutzt werden, um auch mit ergänzenden Mitteln der Stadt großflächig Verbesserungen zu erreichen. Diese Baustellen werden noch im Detail abgestimmt.

„Insgesamt ergibt sich“, so Oberbürgermeisterin Gaschke, „ein eindrucksvolles Paket von Maßnahmen für 2013 und 2014 – leider noch nicht genug, um alle Defizite umfassend zu beseitigen. Hier gibt es noch viel zu tun.“

Hintergrundinformationen zu Kieler Straßen und zur Straßenunterhaltung

Das Tiefbauamt der Landeshauptstadt Kiel unterhält ein Straßennetz von rund 700 Kilometern. Die reine Straßenfahrbahnfläche beträgt rund 4,6 Millionen Quadratmeter. Die Nebenflächen wie Geh- und Radwege, Parkplätze und unbefestigte Flächen umfassen 3,2 Millionen Quadratmeter.

Straßen sind einer stetigen Schädigung durch verschiedene Einflüsse wie Witterung (Frost, Nässe, Sonneneinstrahlung, Temperaturwechsel), wechselnde Nutzungen und Verkehrsbelastungen ausgesetzt. In kommunalen Straßen befinden sich darüber hinaus im Straßenkörper zahlreiche Versorgungs- und Entsorgungseinrichtungen. Erforderliche Bauarbeiten in diesem Bereich führen auch bei sachgerechter Wiederherstellung der Straßenflächen immer zu einer nachhaltigen Schädigung der Verkehrsflächen. Folge der vielen unterschiedlichen Einflüsse ist ein stetiger Wertverlust der Straßen über die Nutzungsdauer.

Je größer ein Straßenkörper vorgeschädigt ist, umso größer ist er gegen andere Lastangriffe anfällig – vor allem im Winter: Wasser dringt in die rissige Oberfläche ein und im Frost-/Tau-Wechselbereich sorgt die Ausdehnung des Wassers dann für eine weitere Schädigung des Materials. Die Belastung durch Fahrzeuge führt schließlich zum Zermalmen und Heraussaugen der gelockerten Straßenbefestigung. Ist so erst einmal die Straßendecke zerstört, werden nach und nach auch die weiteren befestigten Schichten des Straßenkörpers nachhaltig geschädigt.

Systematische Straßenerhaltung kostet Geld. Werden notwendige Maßnahmen unterlassen, beschleunigt sich der Verfall der Infrastruktur und die Kosten für die Wiederherstellung eines sicheren und funktionsfähigen Verkehrsnetzes steigen überproportional.

Gemäß dem Merkblatt der Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) für den Finanzbedarf der Straßenunterhaltung in den Gemeinden wäre für die betriebliche und bauliche Erhaltung jährlich ein Betrag von circa 1,10 bis 1,30 Euro pro Quadratmeter – je nach Zustand – notwendig. Hieraus ergäbe sich – stets den entsprechenden Mitteleisatz vorausgesetzt – ein Finanzbedarf für die Straßenunterhaltung in der Landeshauptstadt Kiel von etwa 8,6 bis 10,1 Millionen Euro pro Jahr, um das Anlagevermögen auf dem gegenwärtigen Status zu erhalten. Im städtischen Haushalt wird seit Jahren weit weniger als die Hälfte dieses Betrages bereitgestellt, so dass ein großer Nachholbedarf besteht und sich die Substanz der Straßen ständig weiter verschlechtert.

Der Straßenbaulastträger ist verantwortlich für alle Aufgaben, die mit dem Bau und der Erhaltung der Straße sowie mit der Überwachung der Verkehrssicherungspflicht zusammenhängen. Demnach besteht die Verpflichtung, Schlaglöcher, soweit sie bekannt sind und eine Verkehrsgefahr bedeuten, unmittelbar zu schließen, oder es ist auf den nicht verkehrssicheren Zustand hinzuweisen (von der Beschilderung bis zur Absperrung).

Das Schließen von Schlaglöchern zählt zwar aus Gründen der Verkehrssicherung zur baulichen Unterhaltung. Es kann aber nicht Bestandteil einer systematischen Straßenerhaltung sein, da davon keine nachhaltige Wirkung ausgeht.

In der laufenden Winterperiode wurde nach derzeitigem Stand etwa 120 Tonnen Kaltmischgut (entspricht rund 50 Kubikmetern) zur Schließung von Schlaglöchern verbraucht. Damit wurden bisher etwa 4.000 Schlaglöcher geschlossen, mehr als 50 Schlaglöcher am Tag.

Kiel – Pressereferat