Deutscher Pionier der modernen Maschinenübersetzung für Europäischen Erfinderpreis nominiert.

Deutscher Pionier für Europäischen Erfinderpreis nominiert

München – Deutscher Pionier der modernen Maschinenübersetzung für Europäischen Erfinderpreis nominiert

* Philipp Köhn aus Erlangen nominiert für „Europäischen Erfinderpreis, Kategorie Forschung“

* EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Köhns Entwicklung ist Quantensprung in maschineller Übersetzung von Texten“

* Grundidee: statt Wörter werden ganze Satzteile abgeglichen und übersetzt

* Auch Google und Microsoft setzen auf Köhns „statistische maschinelle Übersetzung“

* Mit Jörg Horzel (Solarzellentechnologie) ein weiterer Deutscher nominiertDeutscher Pionier der modernen Maschinenübersetzung für Europäischen Erfinderpreis nominiert.

Der deutsche Erfinder Philipp Köhn aus Erlangen ist vom Europäischen Patentamt (EPA) für den Europäischen Erfinderpreis 2013 nominiert worden. Er ist einer von drei Finalisten der Kategorie „Forschung“. Europas wichtigste Auszeichnung für Innovation wird vom Europäischen Patentamt am 28. Mai in Amsterdam im Rahmen einer Gala vor internationalem Publikum im Beisein von Prinzessin Beatrix der Niederlande verliehen.

 

Dass sich alle Menschen verstehen, unabhängig von der Sprache, die sei sprechen, ist ein alter Menschheitstraum. Viele Missverständnisse würden vermieden, Wissen könnte schneller geteilt werden und den Fortschritt beflügeln. Diesen Traum hat Philipp Köhn zwar nicht erfüllen können, aber er hat der Überwindung von Sprachbarrieren den Weg geebnet, indem er die maschinelle Übersetzung von Texten von einer Sprache in eine andere stark verbesserte und für einen Quantensprung in Qualität, Geschwindigkeit und Verfügbarkeit dieser Übersetzungen sorgte.

Philipp Köhn entwickelte die „statistische maschinelle Übersetzung“. Das Grundprinzip: Der Computer übersetzt nicht mehr Wort für Wort, sondern Satzteile. Damit erhöht sich die Leistungsfähigkeit und Qualität maschineller Übersetzungen um ein Vielfaches: Sie können Wörter in ihrem inhaltlichen Zusammenhang deuten.

Außerdem wird das System mit jeder Übersetzung besser: Statt mit allen möglichen Bedeutungen programmiert werden zu müssen, lernt der Computer bei Köhns Verfahren selbständig, wie am besten übersetzt wird, und zwar durch die Auswertung von vorhandenen Übersetzungsbeispielen. Je häufiger bestimmte Satzkonstruktionen darin vorkommen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie inhaltlich richtig sind. Der Computer fügt bei der „statistischen maschinellen Übersetzung“ die Satzteile so zusammen, wie sie statistisch am häufigsten verwendet werden.

Je größer die Datenbasis, die weltweit zum Vergleich von Satzteilen oder Textbausteinen dient, desto besser die Übersetzung. Köhn selbst sorgt dafür, dass seine Erfindung allen offen steht und so die Anzahl der Vergleichstexte möglichst schnell wächst.

Von der Universität von Edinburgh aus, an der Köhn lehrt, betreibt er seine eigene Open Source-Übersetzungsplattform „Moses“, die für jedermann zur Nutzung und kontinuierlichen Verbesserung frei verfügbar ist. Patentiert und somit geschützt sind die zugrundeliegenden Verfahren, die Köhn mit Kollegen 2003 als Doktorand der University of Southern California (USC) entwickelt hat.

Die Verfahren liegen auch den Internet-Übersetzungsdiensten von Google und Microsoft zugrunde, die heute als kostenlose Services allen Internet-Nutzern zur Verfügung stehen. Ohne die bahnbrechende Arbeit von Köhn und seinen Kollegen wären sie nicht denkbar.

„Die von Philipp Köhn und seinen Kollegen entwickelten Verfahren sind ein Beleg für die innovative Stärke Europas. Sie bedeutet einen Quantensprung in der barrierefreien Kommunikation zwischen Menschen in allen Erdteilen. Sie trägt deshalb maßgeblich dazu bei, die technische Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und damit die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind solch zukunftsgerichtete Erfindungen unverzichtbar“, so EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Nominierungen für den Erfinderpreis.

Köhns Technologie liegt auch dem kostenlosen PatentTranslate-Dienst zugrunde, den das EPA gemeinsam mit Google entwickelt und auf den Markt gebracht hat, und der bis Ende 2014 die maschinelle Übersetzung von über 80 Millionen Patenten aus und in alle relevante Sprachen ermöglichen wird.

Die „statistische maschinelle Übersetzung“ hat bereits zu vielen Neugründungen von Firmen geführt, die „Moses“ übernehmen und auf dieser Basis weitere Angebote entwickeln und anbieten. Der Markt für Übersetzungssoftware hat dadurch einen großen Schub erhalten und ist bereits auf ein Volumen von über einer halben Milliarde Euro gewachsen. Bis 2017, so wird geschätzt, soll der Markt drei Milliarden Euro wert sein.

Trotzdem gibt sich Köhn bescheiden: „Es gibt einen großen Markt weltweit für Übersetzungen, die dem Textverständnis dienen und verlässlich sind, aber nicht ganz perfekt sein müssen. Das kann die statistische maschinelle Übersetzung leisten. Sie wird aber auf absehbare Zeit nicht die individuelle Arbeit eines Übersetzers überflüssig machen.“

Jörg Horzels Entdeckung hat die Produktion von Solarzellen revolutioniert

Wie Philipp Köhn ist auch der gebürtige Karlsruher Jörg Horzel in der Kategorie „Forschung“ für den Erfinderpreis nominiert. Das ist aber nicht die einzige Gemeinsamkeit. Ähnlich wie Köhn, der dazu beitragen hat, dass Übersetzungen erschwinglich und vielen Menschen zugänglich gemacht werden, sorgt Horzels Erfindung dafür, dass die Produktion von Silizium-Solarzellen effizienter und günstiger wird.

Über den Europäischen Erfinderpreis

Der Europäische Erfinderpreis ist der wichtigste Preis für Innovation in Europa. Er wird seit 2006 jährlich vom Europäischen Patentamt (EPA) verliehen. 2013 wird die Preisverleihung am 28. Mai in Amsterdam stattfinden. Dabei wird zum ersten Mal auch ein Publikumspreis vergeben.

Der Preis würdigt einzelne Erfinder oder Teams, die dazu beitragen, technische Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Außerdem prüft eine international hochkarätig besetzte Jury, inwieweit diese Erfinder zum sozialen Fortschritt, zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zum Wohlstand beigetragen haben.

Über das EPA

Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit rund 7 000 Mitarbeitern eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder Patentschutz in einigen oder allen 38 EPA-Mitgliedsstaaten erlangen. Das EPA ist überdies die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.

Für weitere Informationen, Fotos, Videos, TV-fähige Materialen zum Europäischen Erfinderpreis: http://www.epo-presschannel.com

Shepard Fox Communications
Ansprechpartner: Axel J. Schafmeister