San Francisco/Ulm – „Es ist unmöglich, iMessages zwischen zwei Apple-Geräten abzufangen.“ Das hält die US-Drogenaufsicht Drug Enforcement Administration (DEA) http://dea.gov in einem internen Bericht fest, der Cnet vorliegt. An die Inhalte solcher Nachrichten können Behörden demnach nicht einmal dann kommen, wenn ein entsprechender Gerichtsbeschluss eine Überwachung autorisiert hat. Apples verschlüsselter Kurznachrichtendienst stellt somit ein potenzielles Problem für die Polizeiarbeit dar und ist ein Beispiel, wie diese durch neue Kommunikationstechnologien erschwert wird.
„Aus Datenschutz-Sicht fände ich es gut, falls die Kommunikation wirklich abhörsicher ist“, meint Gerhard Kongehl von der Ulmer Akademie für Datenschutz http://www.udis.de gegenüber pressetext. Allerdings stellt sich für ihn die Frage, ob das langfristig so bleiben wird. Wahrscheinlicher sei, dass wie einst beim Mobilfunk auf politischen Druck hin zumindest nachträglich eine Abfang-Möglichkeit geschaffen wird. „Das würde ich bedauern. Normale menschliche Kommunikation ist im passenden Rahmen ja auch nicht abhörfähig.“
Unsichtbare Nachrichten
Auf das Problem aufmerksam geworden ist die DEA offenbar, nachdem sie in Kalifornien einen Gerichtsbeschluss zur Echtzeitüberwachung eines Verdächtigen erwirkt hat. Die vom Mobilfunker Verizon herausgegebenen Aufzeichnungen über Textnachrichten waren demnach unvollständig, weil das Observierungsziel auch iMessage genutzt hat. Nach Einschätzung der Drogenbehörde können damit verschickte Nachrichten allenfalls dann abgefangen werden, wenn die Kommunikation zwischen einem Apple-Gerät und dem eines Drittanbieters erfolgt. Tauschen dagegen zwei Apple-Geräte iMessages aus, bleiben diese für Behörden jedenfalls unsichtbar.
Fraglich ist aber, wie lange das so bleibt. Denn schon im Vorjahr hat das FBI laut Cnet Web-Unternehmen gebeten, sich nicht gegen ein neues Gesetz zu stellen, das zusätzliche Abhör-Anforderungen für alles von sozialen Netwerken bis hin eben zu Messaging-Diensten bedeuten würde. Eine Erweiterung des 1994 verabschiedeten Communications Assistance for Law Enforcement Act habe für das FBI höchste Priorität. Dieser zwingt Telekom-Anbieter schon jetzt, Hintertüren zum Abhören in ihre Dienste einzubauen, betrifft Internet-Unternehmen aber bislang noch nicht.
Verschlüsselt, aber nicht unverwundbar
Apples eigenen Angaben zufolge nutzt das 2011 gestartete iMessage End-to-End-Verschlüsselung, zu genauen technischen Details hat der gewohnt verschwiegene Konzern aber wenig verraten. Dazu, ob Nachrichten des Messaging-Dienstes derzeit tatsächlich unabfangbar sind, wollte sich Apple auf pressetext-Nachfrage ebenfalls nicht äußern. Doch gibt es Experten, die davon ausgehen, dass iMessage nicht völlig unverwundbar ist.
Dem Kryptografen Matthew Green an der Johns Hopkins University http://jhu.edu nach dürfte Apple die Sicherheit des Protokolls unterminieren können – beispielsweise durch den Versand von Nachrichtenkopien an die Behörden bei Aufbau des eigentlich sicheren Kanals. „Apples Dienst ist nicht darauf ausgelegt, regierungssicher zu sein“, meint wiederum Christopher Soghoian von der American Civil Liberties Union http://www.aclu.org . Zwar wäre der Aufwand zum Abhören aus seiner Sicht wohl groß, doch der eigentliche Skandal sei, wie viele Anbieter auch 2013 noch völlig unverschlüsselte Telefonie- und Textnachrichten-Dienste anbieten.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Thomas Pichler
iMessage: US-Behörde stößt sich an Apple-Dienst (Foto: apple.com)