Während sich Frauen vor einigen Jahrzehnten bereits mit Anfang 20 fragen lassen mussten, wann es denn nun endlich so weit sei mit dem Nachwuchs, liegt das Durchschnittsalter für Erstgebärende heute bei knapp 30 Jahren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Immer häufiger besteht zunächst der Wunsch nach Anerkennung im Beruf, ehe die Familienplanung beginnt. Die fruchtbarste Zeit einer Frau ist jedoch gleichzeitig der Zeitraum, in welchem sich nach abgeschlossener Ausbildung die ersten beruflichen Erfahrungen sammeln lassen. Hinzu kommt, dass sich Frauen und Männer häufig erst spät für eine feste Partnerschaft entscheiden. Doch mit dem näher rückenden 40. Geburtstag taucht die Frage auf, ob sich der plötzlich aufkeimende Wunsch nach Nachwuchs doch noch erfüllen lässt. „Natürlich sinkt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit, auf natürliche Weise schwanger zu werden. Jedoch hängt die Fruchtbarkeit nicht nur vom tatsächlichen Alter, sondern auch vom gesundheitlichen Zustand ab“, erklärt Dr. Elmar Breitbach, Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Deutschen Klinik Bad Münder.
Eilzellproduktion in Schwung bringen
Entscheiden sich ältere Frauen für eine Mutterschaft, gilt es, sich über die Möglichkeiten zu informieren und diese voll auszuschöpfen. Voraussetzung für eine Schwangerschaft ist eine gesunde Eizelle. Die Fruchtbarkeit einer Frau und damit auch die Eizellproduktion und -qualität nehmen jedoch ab dem 30. Lebensjahr ab. „Zunächst einmal stellt es kein Problem dar, wenn sich Paare in fortgeschrittenem Alter noch für ein Kind entscheiden. Tritt jedoch nach einem halben Jahr keine Schwangerschaft ein, sollte ein Experte aufgesucht werden, um keine Zeit zu verlieren und mögliche Ursachen abzuklären“, weiß Dr. Breitbach. „Oft lässt sich die altersbedingte Fruchtbarkeit durch eine individuell auf die Frau abgestimmte Hormontherapie verbessern und die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft erhöhen. Durch die mittlerweile gut verträgliche Medikamentengabe können Eizellreifung und Eisprung angeregt werden. Zusätzlich ermitteln wir für Geschlechtsverkehr den optimalen Zeitpunkt, an dem eine Befruchtung am wahrscheinlichsten ist.“ Wird eine künstliche Befruchtung notwendig, dann sind die Erfolgsraten bei den Spätentschlossenen um die vierzig statistisch gesehen durchweg niedriger im Vergleich zu jüngeren Frauen. Doch auch hier gilt, dass nicht nur die Lebensjahre entscheidend sind. „Wir behandeln viele Frauen, welche die magische Vierzig überschritten haben, und stellen bei unseren Patientinnen fest, dass es durchaus möglich ist, den Kinderwunsch zu erfüllen, wenn man bei der Behandlung die altersbedingten Einschränkungen der Fruchtbarkeit berücksichtigt und individuelle Behandlungswege anbietet“, teilt der Kinderwunsch-Spezialist mit. „Mit klassischen Standardtherapien ist bei jüngeren Frauen eine erfolgreiche Behandlung oft möglich, bei älteren lohnt es sich dagegen oft, ausgetretene Pfade zu verlassen.“
Ausweg Eizellspende?
Manchmal bleibt der Erfolg jedoch trotz aller Bemühungen aus. Produziert eine Frau zum Beispiel keine Eizellen mehr, bleibt als letzter Ausweg nur die Eizellspende. Nach einer medikamentösen Stimulation der Eierstöcke einer Spenderin werden mehrere Eizellen mit den Spermien des Partners befruchtet und im Anschluss entweder der Empfängerin eingesetzt oder für einen späteren Transfer eingefroren. Während Deutschland ein derartiges Vorgehen verbietet, erlauben diverse europäische Nachbarländer wie Frankreich, Spanien oder Tschechien die Eizellspende. Deshalb lassen Paare den Eingriff häufig im Ausland durchführen. „Für viele Betroffene, und nicht nur für ältere Paare, stellt eine Eizellspende eine letzte Alternative dar. Daher plädiere ich dafür, die Methode in Deutschland zu erlauben. Denn welcher Logik folgend lassen die Gesetze eine Samen-, aber keine Eizellspende zu?“, bezieht Dr. Breitbach Stellung. „Wir verfügen hierzulande über eine exzellente medizinische Versorgung. Meiner Ansicht nach sollte diese gefördert und nicht der Medizintourismus unterstützt werden.“
Deutsche Klinik Bad Münder