Erbgut des Tumors entscheidet über Therapie
sup.- Das Wundermittel gegen Krebs wird es nie geben. Aus einem schlichten Grund: Die Ursachen, warum gesunde Körperzellen entarten und sich Krebszellen bilden, sind von Patient zu Patient ganz unterschiedlich. Diese Individualität, die ein Allheilmittel unmöglich macht, wird jedoch bei der heutigen Krebstherapie zunehmend genutzt, um eine maßgeschneiderte Behandlung finden zu können. Bei immer mehr Tumorerkrankungen kommen zusätzlich zu den klassischen Therapieschemata Operation, Strahlen- und/oder Chemotherapie weitere Medikamente zum Einsatz. Und im Gegensatz zu den Standardtherapien kann bei diesen modernen Medikamenten durch eine Genanalyse der Tumorzellen vorab ermittelt werden, welcher Patient hiervon profitieren kann und welcher nicht. Das ist ein enormer Fortschritt und führt dazu, dass jetzt Patienten echte Heilungschancen haben, die noch vor ein paar Jahren nur noch palliativ, also das Leiden lindernd, behandelt werden konnten.
Ein Beispiel für diese Entwicklung der individualisierten Krebstherapie ist der Einsatz von Antikörpern bei Patienten mit metastasiertem Darmkrebs. So blockiert z. B. der Antikörper Cetuximab den so genannten epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) auf den Krebszellen. Dadurch können das Wandern der Tumorzellen in gesundes Gewebe als auch die Fernmetastasierung unterbunden werden. Bereits vorhandene Metastasen können zudem so verkleinert werden, dass sie sich bei einer Operation entfernen lassen. Ob die EGFR-Antikörper zu einem Therapieerfolg führen, kann laut Prof. Wolff Schmiegel, Vorsitzender der Zertifizierungskommission Darmzentren der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), durch eine Analyse des Erbgutes des Tumors ermittelt werden. Dabei wird der Status des KRAS-Gens bestimmt. Wenn dieser Marker im Tumor nicht mutiert ist (Wildtyp-Variante), kann der Patient von der Antikörpertherapie profitieren. Die Wildtyp-Variante liegt bei rund zwei Dritteln der metastasierten Darmkrebstumore vor.
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