HIV-Virus: Immer mehr Patienten nehmen Generika ein (Foto: SPL)

HIV: Generika billiger, aber weniger wirksam – Einnahme von drei Tabletten statt einer – Kostendebatte entbrannt

Boston – Der verstärkte Einsatz von Generika gegen HIV könnte zu mehr Patienten führen, bei denen es zu einem Versagen der Behandlung kommt, warnt das Massachusetts General Hospital http://massgeneral.org . Bald auf den Markt kommende Generika könnten laut den Annals of Internal Medicine http://annals.org dem US-Gesundheitssystem jährlich Kosten in Höhe von fast einer Mrd. Dollar sparen helfen. Erste Testergebnisse legen jedoch nahe, dass diese Medikamente etwas weniger wirksam sind. Zusätzlich sind drei Tabletten statt einer pro Tag einzunehmen.HIV-Virus: Immer mehr Patienten nehmen Generika ein (Foto: SPL)

Lebenserwartung versus Kosten

 

Das Team um Rochelle Walensky geht davon aus, dass die verringerte Wirksamkeit der Medikamente zu einem Verlust von 4,4 Monaten Lebenszeit pro Patient führen könnte. Gleichzeitig würden die lebenslangen Ersparnisse bei 42.500 Dollar pro Patient liegen. Die derzeit empfohlene Behandlung für neu diagnostizierte Patienten ist mit Atripla eine einzelne Tablette, die täglich eingenommen werden muss.

Sie kombiniert drei antiretrovirale Medikamente und zwar Tenofovir, Emtricitabin und Efavirenz. Eine generische Form des Medikaments, das auf einem ähnlichen Mechanismus wie Emtricitabin beruht, ist im Juli 2012 auf den Markt gekommen. Ein generisches Medikament, das Efavirenz entsprechen soll, wird bald erhältlich sein. Patienten könnten die beiden billigeren Präparate gemeinsam mit Tenofovir einnehmen.

Negative Folgen für Behandlung

Laut Walensky handelt es sich dabei um einen Austausch, der für viele vom Gefühl her schwierig und ethisch nicht zu empfehlen ist. Für Patienten, die ihre Medikamente gut einnähmen und sich an die Vorgaben hielten, wäre die generische Variante etwas komplizierter. Sie könnte aber so wirksam sein wie die Standardbehandlung.

Jene, die jedoch eines der Medikamente nicht einnähmen, hätten mit ernsten Auswirkungen für den Erfolg der Behandlung zu rechnen. Dieser Austausch wäre für die Wissenschaftlerin akzeptabler, wenn die damit gesparten Mittel anderen Bereichen der Behandlung von HIV zufließen würden.

Kosten für HIV-Behandlung steigen

Jason Warriner vom Terrence Higgins Trust http://tht.org.uk betont, dass die Ergebnisse zum genau richtigen Zeitpunkt kommen. „Jährlich wird in Großbritannien bei rund 7.000 Menschen HIV diagnostiziert. Das bedeutet, dass die Kosten für die Medikamente ständig ansteigen. Das National Health Service ist demnach einem finanziellen Druck ausgesetzt, den es in dieser Form noch nie gegeben hat. Generische Medikamente wären eine Möglichkeit zur Kostenreduktion. Das darf allerdings nicht auf die Kosten der Patienten gehen“, so Warriner.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Michaela Monschein
HIV-Virus: Immer mehr Patienten nehmen Generika ein (Foto: SPL)