Washington/München – Die dem US-Verkehrsministerium unterstehende National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) http://www.nhtsa.gov hat einen Plan vorgestellt, eine Black Box für PKWs in den USA mit September 2014 in Neuwagen verpflichtend vorzuschreiben. Die sogenannten Event Data Recorders (EDRs) sollen demnach zusätzliche Informationen über die Augenblicke vor Unfällen liefern, so die Rekonstruktion des Hergangs erleichtern und damit letztendlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen.
Die Idee solcher Unfallschreiber wird auch in Europa diskutiert, doch geben sich Experten teils sehr skeptisch ob solcher Systeme. „Wir sehen den Nutzen nicht so hoch, dass eine verbindliche Einführung sinnvoll wäre“, meint Christoph Hecht, Fachreferent Verkehrssicherheit und Straßenbewertung beim ADAC http://www.adac.de , im Gespräch mit pressetext. Denn nur bei einem sehr geringen Anteil der Unfälle (drei bis fünf Prozent) sei der Hergang so unklar, dass die Geräte überhaupt einen Beitrag zur Klärung leisten könnten.
Reine Fahrzeugdaten
Ein Unfallschreiber dient dazu, Informationen über die letzten Sekunden vor einem Crash zu sammeln. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde erhofft sich davon wertvolle Daten. „EDRs liefern kritische Sicherheitsinformationen, die der NHTSA sonst möglicherweise nicht zur Verfügung stehen um zu evaluieren, was bei einem Unfall passiert ist – und welche Schritte in Zukunft gesetzt werden könnten, um Leben zu retten und Verletzungen zu verhindern“, erklärt NHTSA-Administrator David Strickland.
„So ein Datenschreiber zeichnet nur Daten der Fahrzeugsensorik auf“, betont allerdings Hecht. Das umfasst Informationen über die Geschwindigkeit des Autos, ob die Bremse betätigt wurde oder ob die Fahrzeuginsassen angeschnallt waren. Allerdings erlauben solche Daten dem ADAC-Experten zufolge letztlich wenig Aufschluss über Fehlverhalten des Fahrers wie plötzliche Spurwechsel oder das Überfahren roter Ampeln. Daher helfen EDRs laut ADAC ausgerechnet bei Unfällen mit unklarem Hergang oft wenig.
In Europa nicht akut
Während die amerikanische NHTSA aufgrund der erhofften Daten den Einbau von EDRs in neuen PKWs ab 1. September 2014 verpflichtend vorschreiben möchte, ist das Thema Unfallschreiber in Europa noch nicht wirklich akut. Zeitungsberichte von August dieses Jahres, nach denen der deutsche Bundestag sich mit dem Thema befasst habe, sind dem ADAC zufolge falsch. Zwar gibt es auf EU-Ebene Bestrebungen, formale Voraussetzungen für die Black Box im Auto zu definieren, aber auch dort noch keine konkreten Vorschreibungspläne.
In den USA dagegen sind nach Schätzung der NHTSA bereits 96 Prozent der 2013-Modelle EDR-fähig. Tatsächlich gibt es laut ADAC-Experten Hecht ein Interesse der Automobilindustrie an der Installation von Unfallschreibern, da die Daten auch die Weiterentwicklung unterstützen können. Insgesamt sieht er die Systeme aber kritisch. „Der Nutzen, der daraus gezogen werden kann, ist nicht hoch genug, um die Kosten dem Einzelnen aufzubürden“, so Hecht abschließend.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Thomas Pichler
Neuwagen: USA wollen Black Box vorschreiben (Foto: Martina Friedl, pixelio.de)