Los Angeles – Nach beinahe fünf Jahren des wirtschaftlichen Abstiegs, weitreichenden Einsparungen und grassierenden Zukunftsängsten, zeigt Kalifornien erste Anzeichen einer Erholung. Im September konnte der „Sunshine-State“ gegenüber dem Vormonat die Arbeitslosigkeit von 10,6 auf 10,2 Prozent senken. Dies ist der größte Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen vor 35 Jahren. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 10,1 Prozent. Im Oktober des Vorjahres waren noch 11,5 Prozent der erwerbsfähigen Kalifornier ohne Job.
Immobilienmarkt erholt sich langsam
Gegenwärtig verzeichnet Kalifornien die dritthöchste Arbeitslosenrate der USA, doch die Trendwende scheint möglich. Mitgrund dafür ist auch die momentane Entwicklung auf dem Immobilienmarkt. Häuser befinden sich kürzer „on sale“ und werden für höhere Preise gekauft als noch vor einigen Monaten. Im Oktober sind gegenüber dem Vorjahr die Hausverkäufe in Südkalifornien um 25 Prozent gestiegen.
Hinzu kommt der politische Wille, den über die Jahre angehäuften Schuldenberg kontinierlich abzutragen. Das unabhängige California Legislative Analyst’s Office http://lao.ca.gov hat errechnet, dass die Neuverschuldung des öffentlichen Haushalts auf 1,9 Mrd. Dollar sinken wird. Für 2014 prognostizieren die Experten sogar einen Überschuss von rund einer Mrd. Dollar. In der jüngsten Vergangenheit lag die Neuverschuldung stets im zweistelligen Milliardenbereich.
Temporär höhere Steuern
Dass die Budgetsituation entschärft werden kann, haben die Kalifornier sich selbst zu verdanken. Neben den beschlossenen einschneidenden Sparmaßnahmen hat Gouverneur Jerry Brown die Bevölkerung über eine temporäre Steuererhöhung abstimmen lassen. Das Ergebnis fiel positiv aus und befürchtete Kürzungen im Bildungswesen wurden ad acta gelegt. Der Demokrat und Schwarzenegger-Nachfolger Brown bekommt für seinen Kurs Rückendeckung aus der Bevölkerung.
Laut einer Umfrage der Los Angeles Times und University of Southern California sagen 38 Prozent der Bürger, dass sich ihr Staat in die richtige Richtung bewegt. Vor 13 Monaten lag dieser Wert noch bei knapp der Hälfte. „Die Kalifornier haben mit ihrer Zustimmung zu höheren Steuern für Wohlhabende gezeigt, dass dies auch für Washington eine Option sein kann“, erklärt Rick Jacobs, Chef der liberalen Aktivisten-Plattform Courage Campaign http://couragecampaign.org .
Weiterhin große Probleme
Ganz so rosig, wie es Politiker gern hören würden, ist die Situation Kaliforniens allerdings nicht. Insbesondere Regionen im Landesinneren sowie die Satelliten-Städte östlich von Los Angeles kämpfen weiterhin mit den krisenbedingten wirtschaftlichen Zwängen. Experten bezweifeln, ob sie an die Küstenstädte in Sachen Prosperität anschließen werden können. Die Armutsrate ist in Kalifornien höher als in jedem anderen Bundesstaat. Der gewohnt große Zustrom von High Potentials und kreativen Talenten aus anderen Teilen des Landes ist rückläufig. Im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes hat Mitt Romney Kalifornien mit Griechenland verglichen, für den demokratischen Bundesstaat ein zusätzlicher Ansporn, die Trendwende zu meistern.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Ortsschild: Kalifornien baut künftig Schulden ab (Foto: pixelio.de/DLConsulting)