Berlin – Der Deutsche Journalisten Verband (DVJ) http://dvj.de warnt vor einer wachsenden Anzahl von Journalisten, die wegen der „kurzsichtigen Sparpolitik“ der Medienunternehmen kaum mehr von ihrer Arbeit leben können. Rund 40 Prozent der Hauptberuflichen Journalisten in Deutschland verdienen weniger als 1.000 Euro im Monat.
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Bereits 2008 hat der DJV eine Studie http://bit.ly/RLi7WA publiziert, die besagt, dass sich ein großer Teil der Journalisten in fragwürdigen Arbeitsverhältnissen befindet. „In den letzten vier Jahren hat sich die Einkommenssituation nicht verbessert“, sagt Eva Werner vom DVJ gegenüber pressetext. „Wir haben zwar keine aktuellen Zahlen, wir sind aber ständig mit den Journalisten in Kontakt, die bei uns anrufen und uns ihre Situation schildern“, so Werner.
Betroffen sind vor allem freie Journalisten, die kein soziales Netz haben, das sie auffangen könnte. DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken befürchtet: „Vielen Journalisten in Deutschland droht der soziale Abstieg.“ Der Verbandschef ist davon überzeugt, dass Medienhäuser auf geringere und hausgemachte Probleme mit Entlassung und immer geringerer Bezahlung reagieren, statt mit Innovationen und Investitionen in Qualität dem Trend entgegenzuhalten.
Riesige Unterschiede
Besonders groß ist der Abstand des Einkommens der freien Journalisten zu den Einkommen der Gruppe der Selbständigen. Diese erzielten nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaft http://diw.de in der Einkommensgruppe der Selbständigen ein Jahreseinkommen von 177.000 Euro, monatlich also 14.750 Euro, mithin das Sechsfache der Einkünfte freier Journalisten. „Wegen dieses Abstandes fällt es schwer, freie Journalisten in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht überhaupt noch weiter in der Kategorie der Selbständigen zu verorten“, urteilt der DJV.
Überraschend ist, dass Bildung keinen Einfluss auf das Einkommen hat. Absolventen von Journalistenschulen kommen nur auf ein unterdurchschnittliches Einkommen von 2.061 Euro monatlich. Anders ist es mit dem Volontariat. Hier erzielen die Absolventen ein Durchschnittseinkommen von 2.260 Euro. „Man könnte also sagen: Im Journalismus zählt die Praxis.“
Lohndumping durch Praktika
In Österreich geht die Zahl von Arbeitsplätzen im Medienbereich zurück, der Zustrom zu den Ausbildungen steigt aber. Laut der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) http://gpa-djp.at führt die Situation zu Lohndumping. Dies zeige sich besonders bei der „Generation Praktika“ in den Medien. GPA-Interessensvertreter fordern deswegen die Abschaffung von Pflichtpraktika.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Peter Oslak
Michael Konken: sozialer Abstieg droht (Foto: djv-hamburg.de)