Notbrens-Test: Assistenzsysteme bringen viel (Foto: ADAC)

Notbrems-Assistenten so wichtig wie Gurt – Hälfte der Verletzungen bei Auffahrunfällen sind vermeidbar

Blacksburg/München – Moderne Notbrems-Assistenzsysteme für Autos können jeden 13. Auffahrunfall komplett verhindern, so das Ergebnis einer Studie von Forschern des College of Engineering an der Virginia Tech http://www.eng.vt.edu . Untersucht hat das Team dabei ein dreistufiges System, das den Fahrer bei Annäherung an das Vorderauto erst warnt, dann die Bremsstärke mitregelt und im Extremfall auch autonom bremst. Insgesamt lassen sich damit bis zu 50 Prozent der Verletzungen bei solchen Unfällen vermeiden. „Das hat mich überrascht. Das ist mit Sicherheitsgurten vergleichbar“, so der Maschinenbau-Doktorand Kristofer Kusano.Notbrens-Test: Assistenzsysteme bringen viel (Foto: ADAC)

 

Das unterstreicht die Bedeutung einer Technologie, die zunehmend den Markt erobert. „Soweit erkennbar, ist dieses System vergleichbar mit Notbrems-Assistenten, die heute schon von vielen Fahrzeugherstellern angeboten werden“, erklärt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum http://www.adac.de/technikzentrum auf Nachfrage von pressetext. Solche Systeme erfordern zwar relativ aufwendige Technik wie Abstandsmessungen per Radar, sind inzwischen bei Fahrzeugen bis hinunter zur Kompaktklasse, aber meist gegen Aufpreis, verfügbar. Die Studie ist ein Indiz, dass sie wohl auch als Standardausstattung sinnvoll wären.

 

Drei Stufen zur Sicherheit

Die US-Forscher haben für ihre Analyse knapp 1.400 reale Auffahrunfälle, nach denen zumindest ein Fahrzeug abgeschleppt werden musste, untersucht und den Einfluss eines Notbrems-Assistenten abgeschätzt. Dabei sind sie von einem dreistufigen System ausgegangen, das 1,7 Sekunden vor einem befürchteten Aufprall den Lenker zunächst warnt. „Warnungen helfen, da sie abgelenkte Fahrer an das Bremsen erinnern“, betont Clay Gabler, Professor Für Biomedizintechnik an der Virginia Tech. Schon das kann sehr wichtig sein, denn bei 29 Prozent der untersuchten Unfälle hatte der Fahrer gar nicht gebremst.

Tritt der Lenker auf die Bremse, unterstützt ihn das System in der zweiten Stufe bei der richtigen Dosierung der Bremskraft. Schließlich greift das System 0,45 Sekunden vor der Kollision durch: Entweder es steigert die Bremskraft noch einmal deutlich, oder es leitet selbst dann noch autonom eine Bremsung ein, wenn der Fahrer trotz allem nicht auf die Gefahrensituation reagiert hat. Letztlich sollte die Studie, die vom Toyota Collaborative Safety Research Center http://www.toyota.com/csrc gesponsert wurde, klären, ob sich der Aufwand solcher Lösungen lohnt.

Wirkung unterschätzt

Das Ergebnis war, dass ein solches Notbrems-System 7,7 Prozent der untersuchten Kollisionen komplett verhindert hätte. Das ist zwar nicht besonders viel, aber es geht bei solchen Systemen nicht nur um reine Unfallvermeidung. Noch wichtiger ist – ähnlich wie beim Sicherheitsgurt und Airbag – die Frage, ob die Zahl der Personenschäden sinkt. Eben hier hat die Untersuchung wirklich großes Potenzial aufgezeigt: Die Zahl der Verletzungen könnte bei Verwendung des dreistufigen Systems um die Hälfte sinken, so die Wissenschaftler.

Ob dieser Wert sich direkt auf Europa übertragen lässt, wo speziell Überlandfahrten üblicherweise mit höherer Geschwindigkeit erfolgen als in den USA, ist zwar fraglich. Tendenziell sind solche Notbrems-Helfer aber sicher auch bei uns interessant. „Der ADAC bezieht sich derzeit nicht auf konkrete Zahlen, sondern geht davon aus, dass solche Assistenzsysteme eine ähnliche Bedeutung erlangen werden wie bisher Sicherheitsgurt und Airbag“, betont Thiemel.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Thomas Pichler
Notbrens-Test: Assistenzsysteme bringen viel (Foto: ADAC)