Hamburg (ots) – Als mögliches Endlager für hochradioaktiven Müll schneidet Gorleben im Vergleich zu anderen Salzstöcken mit „kaum untersuchungswürdig ab“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Diese wendet die bis heute gültigen Auswahlkriterien der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Bergbau (BGR) für ein atomares Endlager erstmals auf den Salzstock Gorleben an. Die im Jahr 1995 entwickelten Kriterien kannte auch die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU). Dennoch trieb sie die Erkundung des Salzstocks Gorleben weiter voran.
„Merkel hätte Gorleben schon damals stoppen und andere Standorte erkunden müssen“, sagt Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace. „Doch der Bundesregierung war ein Weiterbetrieb der Atommeiler offenbar wichtiger als die Sicherheit des Endlagers. Das Aus für Gorleben hätte zwangsläufig zur Abschaltung von Reaktoren geführt.“
Im Jahr 1995 hatte die BGR in ihrer sogenannten „Salzstudie“ 41 Salzformationen untersucht und anhand der Auswahlkriterien vier untersuchungswürdige Endlagerstandorte ermittelt: Waddekath (Grenze Sachsen-Anhalt /Niedersachsen), Wahn und Zwischenahn (beide Niedersachsen) und Gülze-Sumte (Grenze Mecklenburg /Niedersachsen).
Der Salzstock Gorleben wurde in die Studie nicht mit einbezogen, obwohl die Bundesregierung seit 1977 nur diesen einen Standort auf seine Eignung als Endlager für hochradioaktive Abfälle erkundet.
Angela Merkel veröffentlichte als damalige Bundesumweltministerin die „Salzstudie“ der BGR im August 1995.
Fehlendes Deckgebirge hätte Gorleben schon 1995 ausgeschlossen
Ein zentrales Auswahlkriterium in der BGR-Studie war ein intaktes Deckgebirge über dem wasserlöslichen Salz. Seit Abschluss der obertägigen Erkundung im Jahr 1981 war bekannt, dass dieses dem Salzstock Gorleben fehlt. „Mit diesem Mangel wäre Gorleben nicht einmal annähernd in die Spitzengruppe der vier favorisierten Standorte gelangt“, sagt Edler. Ein intaktes Deckgebirge gilt als wesentliches Kriterium für die Sicherheit eines tiefengeologischen Atommülllagers in Salzgestein. Es schützt das Salzgestein vor Auflösung durch eindringendes Wasser. Zudem stellt es eine weitere Barriere für eventuell austretende Radionuklide dar. Ein Endlager muss den hochradioaktiven Atommüll für eine Million Jahre sicher einschließen.
Bis die damalige rot-grüne Bundesregierung im Jahr 2000 entschied, Atommüll-Zwischenlager an den AKW-Standorten zu bauen, galt allein Gorleben als sogenannter Entsorgungsvorsorgenachweis für die Atomkraftwerksbetreiber. Ein solcher war atomrechtlich für den AKW-Betrieb unbedingt nötig. Edler: „Ein Wegfall von Gorleben hätte den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke juristisch hochgradig angreifbar gemacht.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt morgen vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags zu Gorleben aus.
Originaltext: Greenpeace e.V.