London – Das Konsumieren von Musik über Streaming-Anbieter ist unter Umständen schädlicher für die Umwelt als der Erwerb von CDs, wie paidcontent.org berichtet. Eine Studie http://bit.ly/PfwPmX des britischen Think-Tanks MusicTank http://www.musictank.co.uk kommt zum Ergebnis, dass die Energiebilanz von Streaming schon nach 27-maligem Anhören von zwölf Songs – das entspricht in etwa einer CD – schlechter ist als jene von CDs. Da Streaming-Dienste immer populärer werden, schlägt MusicTank eine lokale Zwischenspeicherung vor, um die Daten nicht jedes Mal neu aus dem Netz ziehen zu müssen.
Anbieter gefordert
„Ich bin überzeugt, dass Streaming in vielen Fällen ökologisch ungünstiger ist als CDs. Hört ein User einen Song nur ein Mal, ist das kein Problem. Streamt er aber als Fan eines Künstlers sämtliche Alben über Jahre bis zum Abwinken, ist die CD sicher wesentlich günstiger. Jede Online-Aktivität benötigt Energie, von der niemand genau weiß, wie sie erzeugt wird. Unter Umständen fördert Streaming sogar die Errichtung von Kohle- und Atomkraftwerken, da die wenigsten Server heute mit erneuerbarer Energie gespeist werden“, sagt Claudia Sprinz von Greenpeace http://greenpeace.at gegenüber pressetext.
Den Nutzern ist die Problematik hingegen meist nicht bewusst. „Deshalb sind die Anbieter von Online-Diensten gefordert, ihre Serverfarmen ökologisch zu betreiben“, so Sprinz. Einige Anbieter haben bereits begonnen, ihre Server auf grüne Energie umzustellen, Yahoo und Dell haben einen Anteil an erneuerbaren Ernergien von über 50 Prozent, sind damit aber noch in der Minderheit (siehe: http://bit.ly/J81BbL ). Andere Möglichkeiten zum Energiesparen halten ebenfalls langsam Einzug in verschiedene Online-Dienste. Erste Streaming-Anbieter haben ihre Apps mit Möglichkeiten zum lokalen Zwischenspeichern ausgestattet, um die Server zu schonen.
Radikale Lösung
Laut der MusicTank-Studie soll der Internetverkehr bis 2027 für bis zu einem Fünftel des globalen Energieverbrauchs verantwortlich sein. Streaming-Angebote werden einen wesentlichen Teil dazu beitragen. Allein YouTube, der Vorreiter auf dem Gebiet, wird 2013 ein Prozent der global verfügbaren Elektrizität verschlingen, wie die Studienautoren errechnet haben. MusicTank schlägt deshalb vor, Medieninhalte weiterhin auf physikalischen Datenträgern auszuliefern. Auf immer günstiger werdenden Festplatten sollen alle jemals aufgenommenen Songs gespeichert und so an die Kunden ausgeliefert werden.
Ein Abhören soll aber nur bei Bezahlen möglich sein. Dass sich die notorisch konservative Musikindustrie auf derartige Systeme einlässt, ist eher zu bezweifeln. Zudem müssten Neuveröffentlichungen immer noch online nachgeliefert werden. Weitere Lösungsvorschläge für das digitale Musikdilemma will MusicTank am 16. Oktober bei einer eigens einberufenen Konferenz diskutieren. Einmalige Downloads mit anschließender lokaler Speicherung sind auch keine optimale Lösung. „Illegale Downloads verschlingen geschätzte vier Mal soviel Strom wie alle UK-Haushalte zusammen“, so eine Studienautorin.
„Downloads benötigen Speicher, Abspielgeräte und Backups. Das alles kann kaputt gehen, muss also erneuert werden. Unter Umständen bleibt die CD also tatsächlich das ökologischste System. Eine Studie könnte hier Klarheit bringen“, sagt Sprinz.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
CDs: relativ gesehen gut für die Umwelt (Foto: pixelio.de, Sara Hegewald)