Amsterdam – Das niederländische Unternehmen Mars One http://mars-one.com , welches das ehrgeizige Ziel verfolgt, bis 2023 die ersten Menschen privat finanziert zum Mars zu bringen, hat nach eigenen Angaben erste Zahlungen von Sponsoren erhalten. Der Großteil der von der Firma auf sechs Mrd. Dollar geschätzten Kosten für die Reise zum roten Planeten soll aber durch ein global angelegtes Reality-TV-Format gedeckt werden, das die Reise zum Mars dokumentieren soll. Ein Rückflug zur Erde ist nicht eingeplant. Experten sehen das Projekt äußerst kritisch.
Unethische Vorgehensweise
„Die veranschlagten sechs Mrd. Dollar und der Zeithorizont bis 2023 sind nicht realistisch. Ein One-Way-Flug zum Mars kostet schätzungsweise eher 20 bis 30 Mrd. Dollar. Astronauten ohne Rückfahrkarte zum Mars zu schicken, ist allerdings unethisch“, sagt Ulrich Walter, Leiter des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der TU München http://www.tum.de und ehemaliger Astronaut, gegenüber pressetext. Mit den Zuwendungen von Unternehmen aus den Niederlanden und Australien will Mars One seinen Plan trotzdem weiter vorantreiben. Schon 2013 soll die Ausstrahlung der Reality-Show mit der Suche nach geeigneten Astronauten starten.
Durch die Einnahmen aus der Fernsehsendung und deren Vermarktung sollen dann unbemannte Missionen zum Mars fliegen und den Planeten für die Menschen vorbereiten, die 2023 folgen würden. „Die Technologie ist zwar vorhanden, aber es fehlt die Sicherheit. Deshalb will die NASA erst zum Mond, um die entsprechenden Technologien über längere Zeit zu testen. Einfach ein Raumschiff zu bauen und loszufliegen, ist eine Harakiri-Mission, die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt bei etwa zehn Prozent“, so Walter.
Keine Menschen auf dem Mars
Kandidaten für die Show werden sich trotzdem finden, selbst wenn die Mission nie über das Planungsstadium hinauskommt. „Ich würde als Astronaut erst bei einer Sicherheit von 90 Prozent – wie damals bei Apollo-Missionen – einsteigen“, sagt Walter. Der Experte hält es in absehbarer Zeit überhaupt für sehr unwahrscheinlich, dass Menschen einen Fuß auf den Mars setzen werden. „Die NASA ist frühestens 2020 wieder auf dem Mond. Private sind sicher nicht schneller, sie verfügen nicht über die nötige Erfahrung. Selbst für die staatlichen Agenturen ist vor 2028 an einen Marsflug nicht zu denken“, so der Wissenschaftler.
Die private Raumfahrt hält er – mit Einschränkungen – trotzdem für wertvoll: „Ich bin ein Verfechter der Idee der kommerziellen Raumfahrt. Allerdings macht dies nur für touristische Flüge mit großer Zuverlässigkeit bis maximal zum Mond Sinn. Aufwendige und risikoreiche Explorationsmissionen, die darüber hinaus gehen, können nur von gestandenen staatlichen Akteuren gestemmt werden.“ Ein Flug zum Mars ist technologisch und wirtschaftlich eine große Herausforderung, die menschliche Möglichkeiten derzeit übersteigt.
„In absehbarer Zeit wird es keine bemannte Marsmission geben, die Zeit ist noch nicht reif dafür. Wenn es soweit ist, wird nur eine internationale Zusammenarbeit der staatlichen Raumfahrtagenturen zum Erfolg führen, da die Kosten enorm sind“, so Walter. Trotz dieser ernüchternden Aussichten plant Mars One sogar noch über das Jahr 2023 hinaus. Die permanente Siedlung auf dem roten Planeten soll im Zweijahresrythmus mit zusätzlichem Personal aufgestockt werden.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Mars: soll permanent Menschen beherbergen (Foto: http://mars.jpl.nasa.gov)