New York/Kassel – Eine Smartphone-App, die Einblick in Angriffe unbemannter Flugzeuge der CIA gibt, löst bei Apple Abwehrreaktionen aus. Die gelieferten Infos sind anrüchig, geschmacklos und zu wenig nützlich oder unterhaltsam, argumentiert der Konzern die Zurückweisung des Programms im AppStore. Dabei wollte der 27-jährige Entwickler vor allem Aufklärung und Bewusstsein schaffen für den Einsatz von Drohnen und des Leides, das sie bewirken. Friedensforscher fordern indes eine politische Grundsatzdiskussion über den Einsatz dieser Kriegstechnik.
Drohnenverfolgung per Handy
Ins Rollen kam die Angelegenheit durch eine iPhone-App des Guardian, die Daten des Londoner Büros für investigativen Journalismus http://thebureauinvestigates.com aufbereitet – unter anderem zu Drohnenangriffen. Josh Begley, Student der New York University, kreierte auf Basis derselben Quelle eine eigene App, die sich nur auf Drohnen spezialisiert und deren Angriffe auf einer interaktiven Weltkarte verortet. „Drones+“, so der Name des Programms (Video unter http://vimeo.com/47976409 ), informiert zudem über Datum und Uhrzeit des Angriffs, seine Zielgruppe sowie dessen Folgen wie etwa die Anzahl der getöteten mutmaßlichen Terroristen oder Zivilisten.
Anders als zuvor bei der App der britischen Tageszeitung, beäugte Apple das studentische App-Pendant weitaus kritischer. Mehrfach wurde das Programm zurückgewiesen, berichtet Begley gegenüber dem Guardian, begründet unter anderem dadurch, dass das Thema „nur für eine kleine Gruppe interessant“ oder „nicht mit den AppStore-Richtlinien“ vereinbar sei. Den Vorwurf, nicht nützlich oder unterhaltend genug zu sein, entgegnete Begley durch die Integration neuer Features wie etwa die Möglichkeit, Drohnen-Warnungen zu empfangen – jedoch vergebens. Nun programmiert der Student seine App für Android.
Deutschland will Drohnen
Große Informationslücken zu Drohnenangriffen gibt es in Deutschland nicht, sagt Peter Strutynski, Sprecher des Bundesausschuss Friedensratschlag http://www.ag-friedensforschung.de , im pressetext-Interview. „Alle paar Tage berichten die Zeitungen, wenn in Jemen oder Pakistan Drohnen zuschlagen oder wie viele Tote es gab“, so der Experte. Das Londoner Büro für investigativen Journalismus verzeichnet für das vergangene Jahr 75 Drohnenattacken mit insgesamt 655 Todesopfern.
Sehr realistisch sei es, dass bald auch deutsche Drohnen in diesen Meldungen auftauchen: Laut Strutynski wird im deutschen Verteidigungsministerium vor allem diskutiert, ob man bewaffnete Drohnen anschaffen oder produzieren will, während rechtlich keine Probleme gesehen werden. „Die Grundsatzentscheidung, ob Drohnen überhaupt sinnvoll und nötig sind, wird jedoch von der Politik völlig ausgeklammert.“
Kein „sauberer“ Krieg
Die Position des Kasseler Friedensforschers ist klar: Es braucht eine Ächtung bewaffneter Drohnen. „Diese Kriegstaktik sieht so erfolgsträchtig und einfach aus, da der Absender in weiter Ferne bleibt und es kaum eigene Opfer gibt. Zumal wird ähnlich wie bei Flugangriffen behauptet, dass die Angriffe derart präzise werden, dass sie zwischen Terrorist und Zivilist unterscheiden können. Das stimmt jedoch nicht, vor allem weil sich Angriffsziele oft in einer Menschenmenge befinden, weshalb Kolateralschäden zu- statt abgenommen haben. Es gibt keinen sauberen Krieg – auch keinen sauberen Drohnenkrieg.“
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Drohnen-App: Aufklärung über Angriffe und Folgen (Foto: vimeo/Josh Begley)