Indische Regierung: Interventionen bei Facebook (Foto: flickr.com/ljones)

Zensur in Indien: Facebook beugt sich Regierung – Religiöse Hasspredigten und Gewaltaufrufe werden unterbunden

Neu Delhi/Göttingen – Facebook, das größte soziale Netzwerk der Welt, wird unangebrachte und verhetzende Inhalte in Indien zensieren. Die indische Regierung hat in den vergangenen Tagen mehrfach von Facebook und Twitter gefordert, religiöse Provokationen zu löschen und sogar mit rechtlichen Folgen gedroht. Ein Unternehmenssprecher beschreibt die Situation als „Ausnahmezustand“.Indische Regierung: Interventionen bei Facebook (Foto: flickr.com/ljones)

 

Keine permanente Zensur

 

„Ich stelle eine Tendenz der indischen Regierung fest, dass bei gewissen Konflikten interveniert wird. Teilweise wird auch zu drakonischen Maßnahmen gegriffen, um die Pressefreiheit zu beschränken. Von einer permanenten Zensur der Medien in Indien gehe ich aber nicht aus – es handelt sich um Einzelfälle“, sagt Sebastian Schwecke vom Centre for Modern Indian Studies http://bit.ly/PXa4qr gegenüber pressetext.

Konflikte zwischen Muslimen und indigenen Völkern im Nordosten, bei denen bisher 78 Menschen ums Leben gekommen sind, haben die indische Regierung dazu bewogen, gegen Hasstiraden im Internet vorzugehen, um damit die Gewaltbereitschaft einzudämmen. Twitter hat im Frühjahr zwar ein Meldesystem für unangebrachte Inhalte eingeführt. Der Microblogging-Dienst kommt laut den indischen Behörden mit der momentanen Situation aber nicht zurecht. Twitter hat sich dazu bisher nicht geäußert.

Indien hat schon vergangene Woche angefangen Seiten und Posting zu löschen – außerdem wurde der SMS-Massenversand gesperrt. Facebook verlautbarte, dass man „die Lage begriffen“ habe und „mit den Behörden eng zusammen arbeiten“ werde.

Indische Interventionen bestätigt

Heute, Mittwoch, bestätigte ein Facebook-Sprecher gegenüber der indischen Nachrichtenagentur Press Trust of India http://ptinews.com , dass der Internet-Konzern den Forderungen Indiens nachkommen wird: „Facebook wird Inhalte, die gegen unsere Geschäftsbedingungen verstoßen, entfernen. Postings oder Personen können von der Plattform gelöscht werden, wenn sie zu Gewalt aufrufen oder Hass schüren.“

Der Konzernsprecher bestätigte, dass es Interventionen von indischen Behörden gegeben hat und man gemeinsam an einer Lösung arbeitet. „Wir ermutigen unsere Nutzer weiterhin unser Melde-System zu verwenden, damit die Fälle schnell aufgeklärt werden.“ Den Ernst der Situation umschreibt Facebook mit dem Wort „Ausnahmezustand“. Eine große Anzahl von Mitarbeitern in Indien und den USA soll bereits „rund um die Uhr“ an der Überwachung von Inhalten arbeiten.

Reporter ohne Grenzen http://en.rsf.org berichtet, dass Journalisten in Indien nicht mehr in der Lage sind mit ihren Redaktionen zu kommunizieren – weder per E-Mail noch Telefon. „Die Dienste wurden ohne Vorwarnung der Behörden gekappt.“ Laut der Organisation liegt Indien auf auf der Skala „Enemies of the Internet“ http://bit.ly/aIA0Yo auf dem 131 Platz und steht unter ständiger Beobachtung.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Peter Oslak
Indische Regierung: Interventionen bei Facebook (Foto: flickr.com/ljones)