Übergewicht: braunes Fett kein Wundermittel (Foto: pixelio.de, by-sassi)

Wärmebildkamera spürt „gutes“ Körperfett auf – Verwendung im Kampf gegen Adipositas-Epidemie

Nottingham – Forscher der Universität Nottingham http://nottingham.ac.uk haben eine neue Methode zur Lokalisierung und Analyse von braunem Fettgewebe (BFG) entwickelt, wie healthimaging.com berichtet. Die Wärme produzierenden Zellen lassen sich mittels einer Infrarotkamera aufspüren. Auf diese Weise lässt sich auch die Aktivität des Gewebes messen. Bisherige Techniken waren teuer und bedingten teilweise die Verwendung von radioaktiven Markern oder die invasive Entnahme von Proben. Mit Wärmebildkameras können Untersuchungen schnell, günstig und ohne Nebenwirkungen durchgeführt werden. Die Forscher wollen jetzt die Rolle von braunem Fett bei Übergewicht näher untersuchen.Übergewicht: braunes Fett kein Wundermittel (Foto: pixelio.de, by-sassi)

 

Keine Wunder-Therapie

 

„Die bisher vorherrschende Methode unter Zuhilfenahme von radioaktiver Glucose ist belastend für die Patienten, für Studien in Deutschland muss sogar ein Strahlenschutzantrag gestellt werden. Wenn die neue Methode ähnlich gute Ergebnisse liefert, ist das ein Fortschritt“, sagt der Hannoveraner Pharmakologe Stefan Engeli vom der Medizinischen Hochschule Hannover http://mh-hannover.de im pressetext-Interview. BFG erzeugt 300 Mal mehr Wärme als jedes andere Gewebe im menschlichen Körper. Ein höherer Anteil des braunen Typs kann laut den britischen Forschern auf eine geringere Neigung zu Übergewicht hinweisen.

„BFG wandelt das eingelagerte Fett durch Oxidation in Wärme um. Im Gegensatz zum weißen Typ wird das Fett nicht in einem großen Tropfen in den Zellen gespeichert, sondern in vielen kleinen, was auch die Farbe verändert. BFG ist bei jedem Menschen vorhanden, vor allem im Halsbereich und entlang der Wirbelsäule. Der Anteil schwankt von Person zu Person und nimmt mit zunehmendem Alter ab. Weißes Fettgewebe verbraucht das eingelagerte Fett nicht“, sagt Engeli. Durch Kälte lässt sich BFG aktivieren, was sich auch die Wissenschaftler zunutze machen.

In einer ersten Studie haben sie Probanden aus drei verschiedenen Altersgruppen untersucht, nachdem sie die Hände in Eiswasser getaucht hatten. In der Gruppe der Drei- bis Achtjährigen stieg in den Regionen, in denen zuvor mit anderen Methoden eine hohe Konzentration von BFG festgestellt worden war, die Temperatur um durchschnittlich 0,62 Grad Celsius an. Bei den 13- bis 18-Jährigen betrug der Anstieg noch 0,25 Grad und bei den 35- bis 58-Jährigen betrug die gemessene Temperaturerhöhung noch 0,2 Grad. Die Forscher sehen in der Geschwindigkeit und Größenordnung der Reaktion von BFG einen Hinweis darauf, dass das Gewebe sehr schnell aktiviert oder deaktiviert werden kann.

Keine Wunder-Therapie

Durch die verlässliche Möglichkeit zur Quantifizierung von der Wärmeproduktion in BFG kann laut den Wissenschaftlern in Zukunft die Rolle von BFG für den Energiehaushalt und die Adipositas-Prävention untersucht werden. „Theoretisch könnten wir in Zukunft Nahrungsmittel mit Hinweisen versehen, wie sie sich auf die Aktivität von BFG auswirken, also ob sie die Kalorienverbrennung anheizen oder abschwächen“, schreiben die Forscher. Eine Wunderwaffe gegen Übergewicht ist aber nicht wahrscheinlich.

„Nahrungsmittel, Kälte oder Medikamente können BFG zwar aktivieren und so die Fettverbrennung anregen, allerdings ist dann mit Nebenwirkungen zu rechnen. Die Temperaturerhöhung führt zum Schwitzen. Zudem ist BFG an das sympathische Nervensystem gekoppelt. Wird dieses aktiviert, kann es zu Problemen mit Herzfrequenz und Blutdruck kommen“, so Engeli.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Markus Keßler
Übergewicht: braunes Fett kein Wundermittel (Foto: pixelio.de, by-sassi)