Pittsburgh – Ein vibrierendes Lenkrad, das von Forschern der Carnegie Mellon University http://cmu.edu und der AT&T Research Labs http://research.att.com entwickelt worden ist, soll Ablenkungen entgegenwirken und dafür sorgen, dass die Hände am Steuer und die Augen auf der Straße bleiben. Viele kleine Motoren, ähnlich denen, die aus Vibrations-Controllern für Spielkonsolen bekannt sind, können die Aufmerksamkeit der Fahrer in verschiedene Situationen auf das Fahren konzentrieren. Vor einer Kurve kann beispielsweise ein nach links oder rechts ziehende Empfindung erzeugt werden. Nach ermutigenden Testresultaten soll die Technologie auch in Sitzen zur Anwendung kommen.
„Mit Vibration wird auch in aktuellen Fahrer-Assistenz-Systemen teilweise gearbeitet. Durch Vibration wird dem Fahrer etwa mitgeteilt, wenn das Auto die vorgegebene Spur verlässt. Als Möglichkeit, die Aufmerksamkeit des Fahrers zu erregen, funktioniert das gut. Allerdings müssen die Signale eindeutig zuordenbar sein, sonst kann es zu Missverständnissen kommen“, erklärt Max Lang, Cheftechniker beim ÖAMTC http://www.oeamtc.at , gegenüber pressetext.
Nicht für Alte
In Versuchen konnte mit dem Lenkrad die Zeit, in denen die Augen der Fahrer nicht auf die Straße gerichtet sind, um zehn Prozent verringert werden. Allerdings funktioniert das anscheinend nur bei jungen Menschen. „Interessanterweise scheint das Lenkrad die Sinne älterer Fahrer zu überlasten“, sagt AT&T-Wissenschaftler Kevin Li gegenüber mashable.com. Jüngere Menschen werden durch die Vibrationen aber tatsächlich dazu gebracht, sich verstärkt auf die Straße zu konzentrieren. Die Motoren erzeugen vor Kurven Vibrationen, die sich im oder gegen den Urzeigersinn am Lenkrad ausbreiten.
„Jedes System, das die Aufmerksamkeit erhöht, ist sinnvoll. In Österreich gehen laut einer Studie aus dem Jahr 2010 zehn Prozent der Verkehrstoten auf das Konto von unachtsamen Fahrern. Haptische Systeme können hier eine Hilfe sein“, sagt Florian Schneider vom Kuratorium für Verkehrssicherheit im Gespräch mit pressetext.
Für die Fahrer entsteht ein durchgehender Zug in die eine oder andere Richtung. Dabei handelt es sich um einen Streich der Wahrnehmung, da es sich eigentlich nur um diskrete Bewegungen der verschiedenen Elektromotoren handelt. Je näher das Fahrzeug einer Kurve kommt, desto intensiver wird die Vibration. Die Fahrer folgen mit ihren Lenkbewegungen automatisch dem vorgegebenen Impuls. Die Forscher wollen die Vibrationstechnik künftig auch für die Übermittlung anderer Informationen verwenden. Ein vibrierender Fahrersitz kann beispielsweise auf einen Verkehrsteilnehmer im toten Winkel des Spiegels aufmerksam machen.
Zu viel Ablenkung
Durch mehrere Motoren können Fahrer am Sitz sogar fühlen, wo sich ein Auto befindet und wie schnell es sich bewegt. Solche Systeme werden zunehmend interessant, weil Fahrer immer häufiger Ablenkungen ausgesetzt sind. Für die Bedienung von Radio, MP3-Player, Navigationssystem oder Bordcomputer müssen die Augen zumindest kurz auf die Aufgabe fixiert werden. Durch das taktile Feedback der Elektromotoren können dem Fahrer wichtige Informationen zur Kenntnis gebracht werden, ohne dass er die Augen abwenden muss.
„Die Hersteller werden in Zukunft noch mehr visuelle Signale in die Autos einbauen, etwa die Möglichkeit zur Projektion von Informationen auf die Windschutzscheibe. Das kann auch zu viel werden, weshalb eine zweite Ebene der Kommunikation Sinn macht. Eindeutige sensorische Signale an Händen oder Sitzfläche können die Augen entlasten“, so Lang.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Unachtsamkeit: vibrierendes Lenkrad hilft (Foto: pixelio.de, Erich Kasten)