San Jose – Die Internet-Handelsplattform eBay überlegt eine Öffnung ihres Angebotes für Kinder, wie ein hochrangiger Manager gegenüber dem Wall Street Journal ankündigt. Schon in den kommenden neun Monaten können Minderjährige mit eigenen Accounts rechnen, wenn ihre Eltern unterschreiben. Damit wächst die Zahl der Internetangebote, die Kinder als vielversprechende Zielgruppe sehen, weiter an. Kritiker sehen Probleme beim Zugang der Minderjährigen vor anrüchigen Inhalten und beim Datenschutz. eBay hofft, durch die Legitimierung von Jugend-Einkäufen die Dunkelziffer senken zu können.
Eigene Konten wenig sinnvoll
„Jugendliche unter 14 sind ohnehin nicht geschäftsfähig, über 15 nur bedingt. Eigene Konten machen also nur bedingt Sinn“, sagt Hans Zeger von der ARGE Daten http://www.argedaten.at gegenüber pressetext. Werbung an kleine Kinder sei abzulehnen, die Gruppe der 14 bis 20-Jährigen hab aber ohnehin schon gelernt, an Werbung vorbeizuschauen. „An spezielle Datenschutzregelungen für Kinder glaube ich nicht, der Umgang von Online-Dienstleistern mit Daten sollte allgemein reguliert werden. Darüber hinaus sind auch Eltern gefordert, ihre Kinder je nach Alter entweder fernzuhalten oder für die Problematik zu sensibilisieren“, so Zeger.
Potente Konsumenten
Der Kampf um Kinder und Jugendliche als Kunden ist auch im Internet längst entbrannt. Kürzlich hat etwa Facebook mit Plänen zur Senkung des Zutrittsalters aufhorchen lassen. Alarmschlagende Jugendschützer, die vor einer Gefährdung durch Triebtäter warnen, verkennen, dass die laxen Sicherheitsbestimmungen von Facebook keinerlei Altersverifikation vorsehen. Schon jetzt tummeln sich viele Kinder auf solchen Plattformen. eBay kämpft mit einem ähnlichen Problem.
Wie viele Minderjährige schon jetzt bei eBay einkaufen, ist schwer zu erheben, da die meisten von Ihnen die Accounts ihrer Eltern oder anderer Erwachsener verwenden. „Wir wollen die Anonymität etwas zurückdrängen“, sagt Devin Wenig, eBays Präsident für globale Märkte. eBays Bezahldienst-Tochter PayPal erlaubt es Über-13-Jährigen schon jetzt – mit einer Unterschrift der Erziehungsberechtigten – Konten zu eröffnen. Auch eBay wird höchstwahrscheinlich auf eine Unterschrift der Eltern als Sicherheitsmaßnahme setzen. „Wir wollen 15-Jährigen keinen unkontrollierten Zugang zum Angebot geben“, so Wenig.
Die Minderjährigen sind beliebte Kunden, weil sie großen Einfluss auf das Kaufverhalten von Familien haben und meist markentreu agieren. Zudem wurde das Segment bis vor Kurzem noch nicht aktiv von den Internetplattformen umworben. Jetzt aber stellt sich bei der erwachsenen Bevölkerung langsam eine Marktsättigung ein. Bei eBay gibt es derzeit rund 113,3 Mio. aktive Benutzerkonten.
Jugendschutz
Datenschützer sorgen sich um die Privatsphäre der Jugendlichen, wenn ihre Daten von Unternehmen auf dieselbe aggressive Weise verfolgt werden wie jene von Erwachsenen. Auch bei personalisierter Werbung für Kinder gibt es moralische Bedenken. Die Pläne von eBay sind allerdings noch nicht konkret genug, um Auskunft über mögliche Lösungsansätze geben zu können. Anders ist die Situation, was die Gefährdung Jugendlicher durch unangemessene Inhalte angeht. Hier will eBay durch technische Maßnahmen den Zutritt regeln.
Zu Angeboten für Erwachsene hätten die Kinder dann keinen Zutritt. Volljährige, die bei eBay für Kinder unangebrachtes Material verkaufen, stimmen in den AGBs zu, ihre Accounts nicht an Minderkjährige weiterzugeben. „So können wir die Jugendlichen besser schützen“, so Wenig. Andere Online-Händler halten sich derzeit noch zurück. Für eBay gibt es derzeit wirtschaftlich keinen Grund zu klagen. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um 35 Prozent gestiegen, neben PayPal hat auch die Online-Plattform ihren Teil dazu beigetragen.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Mädchen mit Laptop: eBay-Konten für Kinder in Planung (Foto: Flickr/Mouraux)