In einer bisher einmaligen Aktion bitten die
beiden Kooperativen Regionalleitstellen in Elmshorn und Harrislee um
Unterstützung aus der Bevölkerung. Im Oktober 2010 hat der
„Europäische Rat für Wiederbelebung“, kurz ERC, die neuesten
Leitlinien zur Herz-Lungen-Wiederbelebung herausgegeben. Die
Regelungen, die nicht nur die Erste-Hilfe-Kurse prägen, sondern auch
für den Rettungsdienst verbindlich sind, werden mittlerweile alle
fünf Jahre nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen
aktualisiert. Und dieses Mal gab es für Achim Hackstein, Leiter der„Kooperativen Regionalleitstelle Nord“ in Harrislee eine angenehme
Überraschung: „Zum ersten Mal wurde jetzt für die Rettungsleitstelle
eine neue Aufgabe neben der Alarmierung und Koordination der
Profi-Retter beschrieben. Die Leitlinien nehmen uns ganz klar in die
Pflicht den Hilfeersuchenden am Telefon zur richtigen Ersten Hilfe
anzuleiten.“ Stephan Bandlow-Hoyer, Leiter der „Partnerleitstelle“
West in Elmshorn, fügt ergänzend hinzu: „Für uns ist das eine schöne
Bestätigung, weil wir die so genannte Telefonreanimation schon seit
Jahren auf freiwilliger Basis mit großem Erfolg durchführen.“ Für die
Mitarbeiter beider Rettungsleitstellen ist es gut zu wissen, dass die
Wirksamkeit dieser Maßnahme nun auch wissenschaftlich bestätigt und
damit anerkannter Standard wurde.
Die Erfahrung der Rettungsdienstprofis vor Ort ist eindeutig: „Nur
wenige Anrufer beginnen bei festgestellter Notwendigkeit von sich aus
mit den lebensrettenden Maßnahmen. Bei allen anderen führt erst die
strukturierte Anleitung durch den Disponenten zur notwendigen
Überwindung“, so Christian Suhl, Schichtführer der Leitstelle in
Elmshorn.
Für die Leitstellenmitarbeiter ist dieser Erfolg aber kein Grund,
sich auszuruhen. Die letzten Aktualisierungen der Leitlinien zeigen
auch ganz deutlich einen steigenden Stellenwert der schnellen
Defibrillation, also eines lebensrettenden Stromstoßes, der neben der
Herzdruckmassage die zweite wichtige Säule einer erfolgreichen
Wiederbelebung ist.
Um die flächendeckende Anwendung dieser Maßnahme zu unterstützen,
sind in den letzten Jahren in Deutschland sehr viele so genannte
AED-Standorte eingerichtet worden, die von Privatleuten, Vereinen,
Unternehmen oder Behörden finanziert werden. Ein AED ist ein
automatischer externer Defibrillator, der meistens mit nur einem
Knopf kinderleicht und ohne Vorkenntnisse zu bedienen ist, mit dem
auch Laien den lebensrettenden Stromstoß auslösen können.
Die Geräte hängen häufig öffentlich in Geschäften oder Sporthallen
aus und können frei im Handel erworben werden. „Was für die schnelle
Verbreitung der AED-Standorte ein großer Vorteil ist, ist für uns von
Nachteil“, so Stephan Bandlow-Hoyer, „denn wir könnten gemeinsam mit
dem Anrufer noch viel wirksamere Hilfe leisten, wenn wir wissen, wo
genau sich die Geräte befinden.“ Achim Hackstein deutet auf die
beeindruckende Anzahl von Bildschirmen, die sich vor jedem
Disponenten befinden: „Beide Regionalleitstellen könnten dann die
Standorte problemlos in ihren Leitrechnern hinterlegen und dem
Anrufer schon beim Notruf mitteilen, dass sich ein solches Gerät in
unmittelbarer Nähe befindet.“ Eine andere Möglichkeit ist auch, ein
weiter entfernt vorhandenes Gerät z.B. durch einen Streifenwagen
herbeizubringen. „Durch die unterschiedliche Verteilung von Polizei-
und Rettungswachen im Land ergeben sich bestimmt in vielen Fällen
Zeitvorteile von einigen Minuten, die bei einem plötzlichen
Herzstillstand zweifelsohne lebensrettend sein können“, ergänzt Sacha
Münster, stellv. Leiter der Regionalleitstelle Nord. Kurze
Alarmierungswege für Polizei und Rettungsdienst und die notwendige
Abstimmung sind durch die neuen gemeinsamen Rettungsdienst- und
Polizeileitstellen in Harrislee und Elmshorn auf jeden Fall
sichergestellt.
Um diese Pläne umzusetzen, sind die Retter und die Leitstellen
aber auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger in der Region
angewiesen. „Bitte melden Sie uns die Ihnen bekannten Standorte von
AED-Geräten in den Kreisen Dithmarschen, Nordfriesland,
Schleswig-Flensburg, Steinburg, Pinneberg und der Stadt Flensburg.
Das kann Leben retten!“, fordern Stephan Bandlow-Hoyer und Achim
Hackstein gemeinsam auf.
Kooperative Regionalleitstelle West (Elmshorn)