Rotterdam – Das H5N1-Virus könnte sich in eine Form verändern, die rasch von einem Menschen zum anderen übertragen wird. Forscher am Erasmus Medical Centre http://erasmusmc.nl haben fünf genetische Veränderungen identifiziert, die es dem Virus erlauben könnten, eine tödliche Pandemie auszulösen. Das Team um Ron Fouchier schreibt in Science http://sciencemag.org , dass es theoretisch auch möglich wäre, dass diese Veränderungen in der Natur stattfinden. Zuvor wurde versucht, die vollständige Veröffentlichung dieser Studienergebnisse zu verhindern. Zu groß war die Angst, dass dieses Wissen von Terroristen zur Herstellung von Biowaffen eingesetzt werden könnte.
Hoffnung auf Impfstoffe
Fouchier betont in einem BBC-Bericht, dass die vollständige Veröffentlichung der wissenschaftlichen Community die beste Möglichkeit bietet, zukünftige Pandemien zu bekämpfen. „Wir wollen verstehen, welche Viren Pandemien auslösen können. Dieses Wissen könnte bei der Einführung strikter Programme zur Bekämpfung helfen.“ Zusätzlich besteht auch Hoffnung für neue Impfstoffe und antivirale Medikamente gegen eine tödliche Form der Vogelgrippe, die sich rasch von einem Menschen zum anderen verbreiten könnte.
Bisher sind mehrere Zehnmillionen Vögel an den Folgen der Infektion mit H5N1 gestorben. Hunderte Millionen wurden geschlachtet, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Das Virus ist auch für den Menschen tödlich. Es kann allerdings nur über den engen Kontakt mit infizierten Vögeln übertragen werden. Aus diesem Grund sind erst relativ wenige Menschen verstorben. Zahlen der WHO gehen seit 2003 von 332 Todesopfern aus. Offizielle Stellen befürchten, dass das Virus eines Tages mutiert und über Husten oder Niesen übertragen werden könnte.
Vorhersehbarkeit schwierig
Erst jetzt hat eine Studie bewiesen, dass das Auftreten eines derart tödlichen Virus theoretisch möglich ist. Fouchier wollte herausfinden, welche genetischen Veränderungen für eine Mutation von H5N1 notwendig sind. Die Wissenschaftler verglichen die genetische Struktur des Vogelgrippe-Virus mit jenen, die in der Vergangenheit für Grippeepidemien beim Menschen verantwortlich waren. Sie fanden fünf entscheidende Unterschiede, die ihrer Meinung nach jene Mutationen sein könnten, die für eine Übertragung über die Luft erforderlich sind.
Die Richtigkeit dieser Theorie wurde durch das Herbeiführen dieser Veränderungen bei H5N1 bestätigt. Der Virus konnte tatsächlich bei Frettchen durch Husten und Niesen übertragen werden. Experten der University of Cambridge http://www.cam.ac.uk untersuchten in einem nächsten Schritt die genetische Struktur von 3.000 Vogelviren und 400 Viren, die beim Menschen auftreten. Es zeigte sich, dass einige dieser Viren über zwei der entscheidenden Veränderungen verfügten, die für eine Übertragung über die Luft vonnöten sind.
Mathematische Modelle legen nahe, dass es durchaus möglich ist, dass ein Virus auch die drei noch fehlenden Veränderungen durchmachen kann, die für das Entstehen einer Pandemie erforderlich sind. Damit wurde erstmals gezeigt, dass es möglich ist, dass die Vogelgrippe auch über die Luft übertragen werden kann. Die Wissenschaftler können derzeit jedoch nicht genau sagen, wie wahrscheinlich ein derartiges Ereignis ist.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Michaela Monschein
Schutz vor Vogelgrippe: Virus via Luft übertragbar (Foto: pixelio.de, Schwarz)