Wien – YouTube löscht die Accounts von Usern, wenn deren Inhalte wiederholt gegen das Urherberrecht oder die Nutzungsbedingungen verstoßen. Das kann unter Umständen auch zur Löschung der Accounts von Unschuldigen führen. Das Videospiel Dire Boris hat das kürzlich am eigenen Leib erfahren. Ihr Account wurde gelöscht, weil die Zugriffszahlen unerlaubterweise durch Bots manipuliert worden sind. Dire Boris beharren darauf, nicht für den Verstoß verantwortlich zu sein. Ihre Videos sind trotzdem weg. Mashable.com sieht wegen fehlender Richtlinien zum Umgang mit den Accounts Verstorbener auch deren Inhalte gefährdet.
Keine Rechtssicherheit
„Wer seine Daten in der Cloud ablegt, muss sich bewusst sein, dass er einen Teil seiner Autonomie abgibt. Der Umgang mit den Daten wird in der Regel in den Vertragsbedingungen festgelegt. Bei Standardangeboten gibt es hier keinen Verhandlungsspielraum. Eine zusätzliche Dimension erhält das Problem, wenn der Anbieter im Ausland sitzt oder das rechtswidrige Verhalten anderer auf die eigenen Daten zurückschlägt“, sagt Hans Zeger von der ARGE Daten http://argedaten.at gegenüber pressetext. Im Falle von YouTube-Videos ist das normalerweise noch kein Problem, bei der Datensicherung kann es aber zu Komplikationen kommen.
Im Falle des Filesharing-Dienstes MegaUpload wird in den USA gerade darüber gestritten, was mit den Daten der unbescholtenen Nutzer passiert. Es ist durchaus möglich, dass die User das Nachsehen haben. „Wir empfehlen allen Nutzern von Cloud-Diensten, eine zweite Backup-Option außerhalb der Wolke. Es kann schließlich viele Gründe geben, weshalb die Daten auf fremden Servern nicht verfügbar sind“, so Zeger. Die Sicherheit ist laut dem Experten auch nicht ausreichend. „Ein weiteres Glied in der Informationskette erhöht die Anfälligkeit. Wir empfehlen, Daten in der Cloud immer selbst zu verschlüsseln und zwar nicht mit den Tools der Anbieter“, erklärt Zeger.
Toten-Gedenken
Auch was mit auf Servern gespeicherten Daten passiert, wenn der Account-Besitzer stirbt, ist nicht immer geregelt. Mashable kritisiert deshalb auch YouTube. Während es bei Facebook Möglichlkeiten gibt, Profile in Gedenkstätten umzuwandeln, gibt es auf der Videoplattform keine Garantie, dass die Accounts nicht irgendwann aussortiert werden. Bei 72 Stunden Videomaterial, die pro Minute hochgeladen werden, muss irgendwann ja auch der Frühjahrsputz gemacht werden. Einige Accounts von Verstorbenen werden derzeit als Andenken-Plattformen genutzt und bisher gibt es keine entsprechenden Beschwerden.
Es gibt übrigens durchaus Mittel und Wege, auf YouTube gelöschte Videos noch anzusehen. Eine kurze Google-Recherche hilft da Wunder. „Kunden müssen sich schon Überlegen, was realistische Erwartungen an einen Cloud-Anbieter sind. Datensicherheit wäre schon ein Fortschritt, Rechtssicherheit halte ich momentan für utopisch, die gibt es auch bei E-Mail-Accounts und Online-Banking nicht. Haftung wird in den Nutzungsbedingungen festgelegt. Wer gar versucht, mit einem Gratis-Account Geschäfte zu machen, ist naiv. Die User kennen sich oft leider zu wenig aus. Die Verantwortung, zu wissen, was ein Dienst tut, nimmt einem aber niemand ab“, erklärt Zeger.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Wolke: noch kein sicherer Ort (Foto: pixelio.de, knipseline)