London/Frankfurt – Notenbanken in wichtigen Schwellenländern haben in den vergangenen Wochen ihre Euro-Bestände in großem Stil verkauft, um sie gegen ihre eigene Währung umzutauschen. Dies berichtet die Financial Times heute, Montag, unter Berufung auf Handelsinsider. Die europäische Gemeinschaftswährung gerät somit noch stärker unter Druck. „Da das Vertrauen in den Euro weltweit im Sinken begriffen ist, sind viele ausländische Entscheidungsträger vorsichtiger geworden“, kommentiert Ingo Kreisinger, Leiter Aktienhandel Frankfurt bei der Baader Bank http://baaderbank.de , die Situation im Gespräch mit pressetext.
Unorthodoxe Vorgehensweise
Dieses Verhalten der Zentralbanken ist ungewöhnlich. „Vor einem Jahr halfen sie noch, den Euro-Verfall zu bremsen“, sagt Richard Cochinos, Devisenstratege bei der Bank of America http://bankofamerica.com . Wenn der Euro nachgegeben hat, investierten Schwellenländer in ihn, um die Währungsreserven zu diversifizieren und ein Gleichgewicht zum Dollar zu schaffen.
Dies war auch der Grund, weshalb der Euro in der Vergangenheit stets über dem Wert von 1,30 Dollar rangierte. Doch wegen der weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise in Europa bekommen die Notenbanken kalte Füße und nehmen mit dem Verkauf der Euro-Bestände eine grundsätzliche Richtungsänderung vor. Länder wie Indonesien, die Philippinen und Indien versuchen bereits intensiv ihre eigene Währung zu stützen.
Griechenland als Hemmschuh
Die ausschlaggebenden Ereignisse für diese Wende scheinen der Wahlausgang in Griechenland sowie die schockierenden Meldungen vom spanischen Bankensektor zu sein (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20120602002 ). Zu den großen „Euro-Verkäufern“ zählen allerdings nicht nur die Nationalbanken von Schwellenländern, sondern auch Hedgefonds und institutionelle Investoren, wie von der Bank of America zu erfahren war. Der Euro-Kurs rutschte kurzfristig sogar auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,24 Dollar. Im Vormonat Mai hat der Euro gegenüber dem Dollar etwa sieben Prozent eingebüßt. Händler sprechen aber nun wieder von einer leichten Stabilisierung.
Angesichts der gegenwärtigen Lage hofft Experte Kreisinger auf einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, zum Vorteil aller Beteiligten, wie er betont. Es sei nicht nur für die EU, sondern auch für Griechenland selbst die beste Lösung. Nach einem Ausscheiden der Griechen müsse der IWF gemeinsam mit der EZB und anderen Partnern Spanien und Italien unter die Arme greifen. So könne man das nötige Vertrauen in den Euro wieder herstellen, so Kreisinger. Der Euro liegt bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:47 Uhr) bei 1,243 Dollar.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Euro-Münzen: immer weniger wert (Foto: pixelio.de, Sara Hegewald)