Düsseldorf/Essen/Hannover – Das britische RWE-E.ON-Joint-Venture Horizon Nuclear Power http://horizonnuclearpower.com steht kurz vor der Übernahme. Aussichtsreiche Käufer ist ein staatliches chinesisches Konsortium. Von Experten wird dieser Deal als politisch heikel eingestuft. Ein RWE-Sprecher wollte den Stand der Verkaufsverhandlungen gegenüber pressetext nicht kommentieren.
Staatliche Konzerne
Bisher zeigten zwei Unternehmensgruppen Interesse für die Übernahme von Horizon Nuclear Power. Das erste Konsortium setzt sich aus dem französischen Energiekonzern GDF Suez und dem spanischen Versorger Iberdrola zusammen. Der zweite Verband besteht aus dem japanischen Toshiba-Konzern, einem chinesischen Investor, einem Staatsfonds und einem westlichen Versorger (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120504023 ). Die Chinesen haben laut einem Bericht der Financial Times Deutschland die besten Karten. Der Verkauf soll in den nächsten Monaten über die Bühne gehen.
Mit der Übernahme durch die Chinesen droht laut dem Medienbericht eine neue Diskussion um den Einfluss auf die britische Stromversorgung und die Sicherheit chinesischer Atomtechnologie. Die staatlich gelenkten Konzerne State Nuclear Power Technology und China Guangdong Nuclear Power haben bereits vor dem Ausstieg von RWE und E.ON Möglichkeiten einer Beteiligung an Horizon ausgelotet.
RWE und E.ON haben ihr Gemeinschaftsprojekt zum Bau neuer Kernkraftwerke in Großbritannien Mitte November 2009 gestartet. Beide Unternehmen halten an dem Joint Venture je 50 Prozent der Anteile. Bis 2025 wollten RWE und E.ON in Großbritannien neue Kernkraftkapazitäten im Umfang von rund 6.000 Megawatt errichten. Die Energiewende in Deutschland und der damit verbundene Atomausstieg bis 2022 kamen den Plänen jedoch in die Quere. Beide Energieriesen haben Ende März 2012 angekündigt, das Gemeinschaftsunternehmen zu verkaufen.
Atomthema beendet
„Das Atomthema ist für die großen deutschen Energieversorger beendet. Das Investitionsvorhaben in erneuerbare Energien ist dagegen beträchtlich“, sagt Heino Hammann, Analyst der NordLB http://nordlb.de , im pressetext-Gespräch. Auch die Energiewende in Deutschland hat den Chinesen die Chance für einen Durchbruch in Europa eröffnet.
Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:40 Uhr) notiert die E.ON-Aktie mit einem Plus von 1,31 Prozent bei 15,51 Euro, das RWE-Papier mit einem Plus von 1,35 Prozent bei 30,39 Euro. Analyst Hammann stuft beide Aktien mit „Halten“ ein.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Dieter N. Unrath
Atommeiler: China hat britischen Atommarkt im Visier (Foto: pixelio.de/M. Lorch)