Frankfurt – Von guten Geschäftspraktiken, die die Deutsche Post DHL (DP-DHL) http://dp-dhl.com für sich geltend macht, ist außerhalb Europas wenig zu spüren. Gewerkschaften gehen am heutigen Mittwoch hart mit dem weltweit größten Logistikunternehmen ins Gericht: Es vermeidet in vielen Ländern die Bildung von Gewerkschaften, verwendet teils Lügendetektoren und setzt übermäßig auf Zeit- und Leiharbeit, so die Vorwürfe. Der Missbrauch ist weit verbreitet und systematisch, lautet die in einer Kampagne http://respectatdhl.org geäußerte Kritik.
Fehlendes Bewusstsein
„Anlässlich der heutigen Hauptversammlung der DP-DHL fordern wir die Aktionäre auf, die Einhaltung hoher Standards bei allen Unternehmen des Konzerns zu gewährleisten“, sagt Alan Tate, Kampagnensprecher bei der globalen Gewerkschaft für Fach- und Dienstleistungsberufe UNI Global Union http://uniglobalunion.org , im pressetext-Interview. Detaillierte Kritikpunkte liefert das Weißbuch „Unternehmerische Verantwortungslosigkeit: Globale Arbeitspraktiken bei DHL aufgedeckt“, das gemeinsam mit der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) http://itfglobal.org erstellt wurde.
Details daraus: Etwa in Indien, Indonesien und Malaysia setzt die DP-DHL häufig auf Leiharbeitskräfte, die bei Aufgaben deutlich schlechter als regulär Beschäftigte bezahlt werden. In Costa Rica, Kolumbien und Südafrika sind Fälle von Lügendetektortests beim Personal bekannt, deren Klärung der Konzern bislang schuldig geblieben ist. Doch selbst in den USA musste die Unternehmenstochter Exel unlängst knapp 300.000 Dollar Strafe wegen Verletzungen von Arbeitsschutzregeln bezahlen. Vorkommnisse wie Einschüchterung von Gewerkschaften, Mobbing und Hungerlöhne seien nicht akzeptierbar, so die Kritik.
Widerspruch zum Image
„Hervorzuheben sind diese Missstände vor allem deshalb, da die Konzernpolitik der DP-DHL in der Kommunikation nach Außen hohen Wert auf Unternehmensverantwortung legt. Die Realität steht dazu stark im Widerspruch“, betont Tate. So hat der Logistikriese etwa 2006 den „UN-Global Compact“ unterzeichnet und erst in der Vorwoche den CSR-Bericht 2011 vorgelegt, der eine „Living Responsibility Strategie“ – darunter etwa verbesserte CO2-Effizienz oder gemeinnütziges Engagement der Mitarbeiter – verfolgt. Die Verpflichtungen müssen jedoch über das Stammland Deutschland hinausreichen, fordert der Gewerkschafter.
Dabei wäre die DP-DHL durchaus in der Lage, ihre Standards für alle Arbeitnehmer durch Ausverhandlung eines globalen Abkommens umzusetzen, sagen Experten. „Nicht nur der Geschäftszweig Logistik wächst, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung des ethischen Handelns. Mit einem entsprechenden Verhaltenskodex könnte sich die Deutsche Post weltweit als Tonangeber für Corporate Social Responsibility an die Spitze setzten – und dadurch auch wirtschaftlich profitieren“, so Tate. Andernfalls liege der Verdacht nahe, dass Erfolge wie das soeben veröffentlichte Quartalsergebnis auf dem Rücken der Arbeitnehmer erzielt wird.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Deutsche Post: Kratzer im CSR außerhalb des Stammlandes (Foto: pixelio/Grabosch)