Digitale Welt: nur wer innovativ ist, bleibt (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)

Digitale Wirtschaft: Europa spielt keine Rolle mehr – Insider Hendrik Speck warnt vor innovationsfeindlicher Wirtschaftspolitik

Düsseldorf/Köln – Während Investoren in den USA in die digitale Wirtschaft vertrauen, hoffen europäische Anleger vergeblich auf Gewinne aus erodierenden Branchen wie der Telekommunikation. Das Beispiel der Deutschen Telekom zeigt die Folgen falscher Schwerpunktsetzungen. So sank der Aktienkurs seit 2007 um rund 40 Prozent.Digitale Welt: nur wer innovativ ist, bleibt (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)

China rollt Markt auf

 

Das Urteil von Hendrik Speck, Experte für digitale Medien an der Fachhochschule Kaiserslautern http://fh-kl.de klingt ernüchternd: „Wir werden das Wegbrechen vieler Marken westlicher Prägung erleben. Beim PC haben wir das schon gesehen; bei Smartphones wird das auch passieren. Europa wird hier bald keine Rolle mehr spielen“, sagt Speck voraus, der sich intensiv in chinesischen Fabriken umgeschaut hat. Die Technik in den Geräten sei inzwischen wichtiger als die Marke; der Produktionsprozess mache den Unterschied.

„Es ist ernüchternd, wie effektiv die Chinesen gerade dabei sind, diesen Markt aufzurollen. Die Situation ist verdammt ernst“, erläutert Speck. Ähnlich düster sieht es im Netz aus. „In Deutschland wäre eine Plattform wie YouTube niemals entstanden. Sie wäre wenige Wochen oder Monate nach dem Start tot gewesen“, kritisiert der Experte. Das Vorgehen, erst einmal populäre Inhalte anzusammeln und dann zu überlegen, wie alle daran verdienen können, habe überall funktioniert – nur in Deutschland nicht.

„Turbo-Innovator“ gesucht

Der Fachmann führt die feindliche Innovationspolitik auf eine Fehlinterpretation der Realität zurück. Diese werde hierzulande unweigerlich zu einem Nachteil führen. „Man stelle sich vor, wie der Pferdekutschenverein damals eine innovative Verkehrspolitik bei der Einführung des Autos geregelt hätte. Nicht anders diskutieren wir heute über das Urheberrecht“, sagt Speck. Vor allem Deutschland müsse sich in der digitalen Wirtschaft komplett neu erfinden, um auf dem internationalen Märkten bestehen zu können.

„Martin Luther stellte mit seinen Thesen die Welt auf den Kopf. Auch heute sind Botschaften vonnöten, die über Wertschöpfungsketten und Aktienkurse hinausgehen. Philip Reis, der das Telefon erfand, Konrad Zuse den Computer und Heinrich von Stephan stampften in wenigen Jahren die weltweit modernste Kommunikations-Infrastruktur und globale Unternehmen aus dem Boden. Warum machen wir aus diesem Paket nicht die Version 2.0 oder 3.0?“, fragt sich Bernd Stahl von Nash Technologies http://nashtech.com im Gespräch mit pressetext.

Digitalisierung als Chance

Das Ziel besteht laut Stahl darin, die Digitalisierung des Lebens und der Wirtschaft als Chance zu sehen und nicht als Bedrohung. Dem Experten nach ist ein Dreiklang aus Technik, sozialer Kompetenz und Inspiration gefragt. „So sucht die Bundesregierung nach einem Konzept, um eine alternde Gesellschaft kostengünstig und würdevoll zu betreuen. Die grundlegende Erkenntnis: zu Hause in der Familie geht das einfach besser und billiger als in einem Altersheim. Ein Lösungskonzept fängt mit dem Smartphone in der Armbanduhr, Sensorik, Robotik und der Vernetzung mit Gesundheitsportalen an“, unterstreicht Stahl.

Statt zu klagen und zu zetern, sollte man das Beste von Google, Facebook, Apple und Microsoft nehmen und etwas bauen, worauf US-Konzerne noch gar nicht gekommen sind: „Als Kunde möchte ich eine Kommunikation zu einem Experten, einer Community, einer Maschine, einer intelligenten Waren ohne jegliche Barrieren. Man könnte einen semantisch annotierten ‚Social Shadow‘ in einer Cloud schaffen. Man kopiert sich seine Streams auf Facebook, Twitter oder auf seine Cloud, verlinkt das mit dem Rest und ergänzt das durch semantische Annotationen“, ergänzt Stahl.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Gunnar Sohn
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