London – Pseudo-Geologen im Internet behaupten immer wieder, Erdbeben und Vulkanausbrüche vorhersagen zu können, wie Wired berichtet. Für ihre pseudowissenschaftliche Prognosen lassen sie sich auch noch von unwissenden Usern bezahlen. Unklare Prophezeiungen und herbeikonstruierte statistische Zusammenhänge mit unabhängigen Phänomenen sollen den Anschein der Seriosität erzeugen. Mittlerweile gibt es tausende Webseiten mit solchen oder ähnlichen verwerflichen Angeboten.
„Leute, die solchen Unfug verbreiten, sind weder Geologen noch seriöse Forscher. Die seltenen Treffer, die sie landen, sind lediglich Zufall. Auch ein blindes Huhn findet ab und an ein Korn“, so Physiker Heinz Oberhummer http://www.oberhummer.at im Gespräch mit pressetext.
Wahres gegen Bares
Auf der Seite Weatheraction http://www.weatheraction.com beispielsweise werden neben Standard-Wetterdiensten auch Vorhersagen für Naturkatastrophen angeboten. Die Preise reichen von 14 Pfund für einen einmaligen Bericht, der die nächsten 30 Tage abdeckt, bis zum Jahresabo für 114 Pfund. Die Einnahmen fließen angeblich in die „Forschung“. „Geld für solche Dienste zu nehmen, ist besonders schlimm. Da wird den Leuten lediglich das Ersparte aus der Tasche gezogen. Durch pseudowissenschaftliche Ausdrücke und Statistiken wird der Unsinn verkauft, als sei er wissenschaftlich fundiert“, erklärt Oberhummer.
Für April prophezeite die Seite zwischen dem 8. und 10. eine „sehr hohe“ Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben oder eine Eruption im Pazifik, vielleicht in der nördlichen Hemisphäre. Das Beben soll einen Wert von über 6,5 auf der Richterskala erreichen. „Solch konkrete Prognosen liegen außerhalb der Fähigkeiten der Wissenschaft. Sehr konkrete Vorhersagen sollten allgemein skeptisch gesehen werden“, so Oberhummer.
Auch zu beliebige Aussagen sollten Anlass zum Zweifel geben. Tatsächlich gibt es zum Beispiel jedes Jahr mehr als 150 Erdbeben, die Werte über 6,5 auf der Richterskala erreichen.
Im Zweifel Wissenschaftler befragen
Im fraglichen Zeitraum wurde allerdings trotz guter Chancen keines registriert. Das 8,0-Beben vom 11. April in Indonesien muss daher trotz falscher Hemisphäre und Verspätung als Beweis für die Prognosefähigkeit der Seite herhalten. Immerhin lag die Vorhersage angeblich nur knapp daneben. „Viele Menschen können Wissenschaft und Parawissenschaft, die so tut als ob sie seriös sei, nicht unterscheiden. Das liegt auch an der verbesserungswürdigen naturwissenschaftlichen Ausbildung in unseren Schulen. Das vermitteln von mehr Begeisterung könnte hier helfen“, sagt der Physiker.
Einige Portale konstruieren aus Statistiken Kausalzusammenhänge, die in der Realität offensichtlich nicht existieren. In einigen Foren (siehe: http://bit.ly/JqXBYK ) wird beispielsweise ein Zusammenhang zwischen die Erde passierenden Asteroiden und Erdbeben hergestellt, woraus dann Prognosen erstellt werden. Da beide Ereignisse häufig vorkommen, sieht es nach einer Korrelation aus, wenn nur die Fälle aufgelistet werden, in denen beide Ereignisse zusammenfallen. Die weit größere Zahl der Fälle, in denen ein Asteroid nichts bewirkt hat, würde die Theorie schnell wiederlegen.
Solche fragwürdigen Foren ziehen den Usern zumindest kein Geld aus der Tasche. Die Panik, die oft verbreitet wird, ist trotzdem gefährlich. „Die Leute haben wirklich Angst, das kann schlimme Folgen haben. Einige verkaufen sogar ihren Besitz, da sie den Katastrophen-Prognosen glauben. Im Zweifelsfall rate ich deshalb allen Usern, im entsprechenden Institut einer Universität anzurufen und nachzufragen, bevor die Nachricht vom bevorstehenden Weltuntergang geglaubt wird“, rät Oberhummer.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Oberhummer: nicht alles glauben, zur Not Experten befragen (Foto: ecowin.at )