Paris/Kiel – Der Ort des täglichen Einkaufs kann sich auf das Körpergewicht auswirken. Wie Forscher des französischen Inserm-Instituts http://inserm.fr in der Zeitschrift „PLoS ONE“ berichten, haben Kunden von Discount-Läden einen höheren Body-Mass-Index (BMI) und mehr Bauchfett. Dasselbe trifft auch zu, wenn man stets in Supermärkten fernab der eigenen Wohnung einkauft oder in Läden, in denen eher wenig gebildete Kunden anzutreffen sind.
Läden als Dickmacher
Ausgewertet wurden dazu die Einkaufsgewohnheiten von 7.000 Parisern während eines Jahres. Zumindest bei Konsumenten fernab der Bildungsschichten hängen Discount-Einkäufe und höherer BMI zusammen, und auch höhere Entfernung des Einkaufs zum Wohnort – nur jeder Neunte versorgt sich in unmittelbarer Nähe – ist ungünstig. Produktqualität und Ladengröße haben hingegen keinen Einfluss. Studienleiter Basile Chaix fordert, Supermärkte mehr in die Gesundheitsvorsorge einzubinden, um falsche Kaufgewohnheiten zu ändern.
Vor Polarisierung warnt Manfred J. Müller vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Uni Kiel http://www.nutrfoodsc.uni-kiel.de gegenüber pressetext. „Konsum, Ernährung und folglich auch das Gewicht werden von vielen Faktoren der Umgebung zugleich mitbestimmt. Deutsche Daten nennen hier etwa auch die Dichte von Fastfood-Outlets“, so der Experte. Der Bildungsstand spiele dabei jedoch stets eine Rolle, da der Zusammenhang bei höher Gebildeten verschwindet.
Weniger statt gesünder essen
Die von den Studienautoren geforderte Vorsorge am Verkaufsort wäre für Müller bloß eine Alibiaktion. „Um gegen Übergewicht anzukämpfen, muss man nicht gesündere Lebensmittel essen, sondern weniger. Problematisch ist, dass wir zu viel Nahrung zur Verfügung haben. Es gibt zu viele Gelegenheiten, sich mit Nahrung zu versorgen, und durchschnittliche Supermärkte liefern bereits ein Angebot von über 20.000 Artikeln. Das verführt Menschen.“
Auch die attraktive Aufmachung sowie der Preis von Nahrung beeinflusst die Konsummenge erheblich – was den Verweis auf Discounter rechtfertigen würde. „Nahrung ist aus gesundheitlicher Sicht zu billig, wird aber im Vergleich zu anderen Konsumgütern völlig unterschiedlich wahrgenommen. Spielräume gibt es hier nicht, da bei kleinsten Preiserhöhungen, etwa von Milch, sofort ein großer Aufschrei folgt“, bemerkt der Kieler Forscher.
Link zur Studie http://bit.ly/HM8YKS
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Einkaufswagen: Zu viele Lebensmittel im Korb (Foto: aboutpixel/MrNico)