München – Unternehmen in China bekommen die Folgen der Ein-Kind-Politik immer deutlicher zu spüren. Die alternde Bevölkerung erschwert es Firmen, junge und talentierte Mitarbeiter zu finden und dauerhaft an sich zu binden. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, überbieten sich Unternehmen gegenseitig mit Gehältern – mit dem Ergebnis, dass Arbeitnehmer ihre Jobs wechseln, sobald sie ein besseres Angebot erhalten. So lag die Personalfluktuationsrate 2010 in China mit 19 Prozent weit höher als die westlicher Unternehmen mit nur fünf Prozent, wie eine Studie der Unternehmensberatungsgesellschaft Roland Berger http://www.rolandberger.com zeigt.
Wissen- und Produktivitätsverslust
Eine derart hohe Fluktuationsrate bedeutet für die betroffenen Unternehmen vor allem Wissens- und Produktivitätsverlust. Die Arbeit vieler Human Resource (HR)-Abteilungen geht derzeit oft nicht über administrative Tätigkeiten hinaus. Doch die Unternehmen müssen laut Roland Berger dringend HR-Strategien entwickeln, um als Arbeitgeber attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben. „Der unvermeidliche Engpass beim Angebot an Arbeitskräften in China ist erreicht“, sagt Charles-Edouard Bouée, Partner und Mitglied der Geschäftsführung von Roland Berger.
Qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und sie langfristig an sich zu binden, ist schwierig geworden. Mit hohen Gehältern wetteifern die Unternehmen um die Gunst der Mitarbeiter. „Sobald ein besseres Angebot vorliegt, wechseln die meisten den Arbeitgeber, was im Unternehmen zu Wissens- und Produktivitätsverlust führt“, warnt Bouée.
Die Personalpolitik chinesischer wie auch westlicher Unternehmen, die in China erfolgreich sein wollen, muss daher grundlegend verändert werden. „HR darf sich nicht nur auf administrative Aufgaben beschränken, sondern muss ein integraler Bestandteil der gesamten Unternehmensstrategie werden“, erklärt Bouée. Es geht um die Veränderung der Rolle von HR im Unternehmen bis hin zur Umsetzung neuer Tools und Prozesse zur Rekrutierung, Entwicklung und Bindung von Mitarbeitern. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche HR-Strategie ist dabei die Abstimmung aller Ziele und Maßnahmen auf die jeweilige Unternehmenssituation.
Aufstiegsmöglichkeiten notwendig
„Unternehmen müssen talentierten Kandidaten mit echtem Interesse und individuellen Leistungen begegnen“, so Bouée. Die Personalabteilung muss die Mitarbeiter permanent begleiten: „Eine der Hauptaufgaben von HR ist es, die Mitarbeiter vor allem während ihrer Tätigkeit im Unternehmen zu unterstützen“, sagt Michael Hirsch, Senior Project Manager bei Roland Berger. „Unternehmen, die ihren Mitarbeitern durch Coaching-Programme und Aufstiegsmöglichkeiten entgegenkommen, sind weit attraktivere Arbeitgeber als Unternehmen, die sich alleine durch hohe Gehälter differenzieren“, ergänzt Hirsch.
Die erfolgreiche Umsetzung einer wettbewerbsfähigen HR-Strategie bedarf jedoch nicht nur der Anwendung geeigneter Tools, sondern vor allem der frühzeitigen Einbindung in Strategie und Planung. Nur so kann die Personalabteilung in frühen Phasen der Entwicklung entscheidende und wertvolle Ratschläge und Feedback liefern, um die richtigen Mitarbeiter für das Unternehmen zu rekrutieren.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Dieter N. Unrath
Shanghai: Chinas Firmen kämpfen um die besten Talente (Foto: pixelio.de/F.Carls)