Potsdam-Rehbrücke – Wer an krankhaftem Übergewicht leidet, hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Warum das so ist, konnte nun eine Forschergruppe unter Federführung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) http://www.dife.de erstmals zeigen. Wie sie im „Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism“ berichten, hemmt der erhöhte Insulinspiegel einen speziellen Blutdrucksenker-Botenstoff, der im Herz gebildet wird. Die Erkenntnis könnte zur Entwicklung neuartiger Herzmedikamente beitragen.
Gefährliches Insulin
Immer wenn zu viel Blut durch den Körper fließt und sich in Folge Zellen der rechten Herzvorhofwand dehnen, wird an dieser Stelle der Botenstoff ANP (atriales natriuretisches Peptid) ausgeschüttet. Dieses Hormon hemmt Durst, entspannt glatte Gefäßmuskeln und erhöht die Harnausscheidung – allesamt Mechanismen, die dem Blut Volumen und Druck entziehen und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.
Bei stark übergewichtigen Menschen ist der ANP-Spiegel allerdings auffallend niedrig, obwohl gerade sie zu Bluthochdruck neigen. Die erste Erklärung für dieses Phänomen haben die Potsdamer Forscher nun gefunden: Eine chronische Erhöhung des Insulinspiegels, wie er bei krankhaft Übergewichtigen häufig auftritt, erhöht die Produktion von Rezeptoren im Fettgewebe, die ANP abbauen und aus dem Blut herausfischen. Somit kann der Botenstoff seine schützende, blutdrucksenkende Wirkung nicht mehr entfalten.
Wunder-Hormon
„Dass dieser Zusammenhang zwischen Insulin, Fettgewebe und Bluthochdruck besteht, wusste man bisher nicht“, erklärt Studienleiterin Natalia Rudovich im pressetext-Interview. Es dürfte sich dabei jedoch um einen der wichtigsten Mechanismen handeln, die bei Übergewicht Bluthochdruck begünstigen – weitere wie etwa Hormone aus der Nebenniere sind zwar bekannt, doch handelt es sich dabei nicht um protektive Botenstoffe, die auf positiver Weise genützt werden könnten.
Das neue Wissen über die ANP-Hormone gibt Hoffnung auf Möglichkeiten, dem Bluthochdruck bei der untersuchten Patientengruppe eines Tages gezielt entgegenzuwirken. „Medikamente der Zukunft können die Abbaurezeptoren vielleicht gezielt blockieren. Ein erhöhter ANP-Hormonspiegel könnte einerseits vor Hypertonie schützen, eventuell aber auch dem Übergewicht entgegenwirken, denn in hochkonzentrierter Form hat dieser Botenstoff fettlösende Eigenschaften.“ Diese Option sowie jene des Entgegenwirkens von Diabetes müsse jedoch noch erforscht werden, gibt die Forscherin zu bedenken.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Messgerät: Blutdruck bei Übergewichtigen oft Problem (Foto: pixelio.de/Sturm)