Kiel, 02.04.20 – Nach erfreulich niedrigen Zahlen aus den ersten beiden Monaten des Jahres haben die Stickstoffdioxidwerte am Theodor-Heuss-Ring im März wieder einen etwas höheren Wert von 46,6 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) erreicht. Dies ist der vorläufige Monatsmittelwert, der vom Umweltministerium Schleswig-Holstein gemeldet wird…
Vor allem die Windverhältnisse im Januar und Februar hatten dazu geführt, dass die betreffenden Monatsmittelwerte der Stickstoffdioxid-Belastung sehr niedrig ausgefallen waren. Sie lagen im Januar bei 33,6 µg/m³ und im Februar bei 32,2 µg/m³. Im Jahresverlauf darf der Wert nach den gesetzlichen Vorgaben 40 µg/m³ im Mittel nicht überschreiten.
„Der Durchschnitt des ersten Quartals liegt somit bei rund 37,5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, im Vorjahresquartal waren es noch 48. Das ist ein erfreuliches Ergebnis“, sagt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. „Ein Quartal ist zwar noch nicht besonders aussagekräftig, aber die Tatsache, dass wir nach drei Monaten elf Mikrogramm unter dem Vorjahreswert liegen, stimmt optimistisch.“
Eine Auswertung der Messdaten am Theodor-Heuss-Ring (B 76) ergibt folgenden Überblick:
Der Jahresmittelwert 2018 – 60 µg/m³
Der Jahresmittelwert 2019 – 49 µg/m³
Mittelwert der letzten 12 Monate (April 19 bis März 20) – 46 µg/m³
Mittelwert der letzten 6 Monate – 40 µg/m³
Mittelwert der letzten 3 Monate – 37,5 µg/m³
Die Landeshauptstadt Kiel setzt auch in diesem Jahr kontinuierlich weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung um. Der erste gravierende Einschnitt ins Verkehrsgeschehen auf dem Theodor-Heuss-Ring in diesem Jahr wird die Einrichtung der Baustellen am Barkauer Kreuz, am Waldwiesenkreisel sowie an den Nebenflächen des Theodor-Heuss-Rings nach Ostern sein.
Die Baustellen werden dazu führen, dass an dieser neuralgischen Stelle des Theodor-Heuss-Rings der Überflieger von der B 404 zur B76 nicht mehr genutzt und der Verkehr in Ost-West-Richtung nur noch einspurig geführt werden kann. Das bedeutet, dass nur noch etwa die Hälfte des Verkehrs diesen Bereich in Richtung Eckernförde passieren kann. In den Prognosen des Luftreinhalteplans wurde diese Verkehrsverminderung und die damit zu erwartende Schadstoffminderung bereits berücksichtigt.
Im ÖPNV wird es nicht zu Einschränkungen in der Linienführung kommen. Alle Haltestellen können angefahren werden. Der jeweils aktuell gültige Fahrplan wird beibehalten (abhängig von der Corona-Situation).
Wenn möglich, sollten Pendler aus Preetz mit dem Zug nach Kiel fahren und dann am Hauptbahnhof in die Linienbusse der KVG umsteigen, wenn sie nicht zu Fuß ihr Ziel erreichen können. Zwischen Preetz und Kiel werden zusätzliche Züge eingesetzt. Pendler aus dem Umland auf dem östlichen Ufer der Kieler Förde können ebenfalls den Zug nehmen, wenn sie zur neuen Mobilitätsstation am Bahnhof in Kiel-Oppendorf fahren und dort in die Regionalbahn nach Kiel umsteigen.
Ausführliche Informationen zur Verkehrsführung während der Bauarbeiten auf dem Theodor-Heuss-Ring folgen.
Daneben erwartet die Stadt künftig eine Senkung der sogenannten Hintergrundbelastung aufgrund der laufenden Modernisierungsmaßnahmen im städtischen Fuhrpark und vor allem im ÖPNV (Stärkung der Elektromobilität bei Linienbussen und Fördeschifffahrt).
Nach Beendigung der Bauarbeiten im Oktober sollen Luftfilteranlagen einen weiteren Beitrag dazu leisten, dass der Jahresmittelwert den gesetzlichen Grenzwert nicht überschreitet. Die diesbezügliche Ausschreibung läuft noch bis Mitte April.
Der Luftreinhalteplan und alle weiteren Maßnahmen sind hier nachzulesen: www.kiel.de/luftreinhaltung.
Zu den Spekulationen der möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Messwerte
Der sich am Theodor-Heuss-Ring einstellende Stickoxidwert ist immer von verschiedenen Einflüssen abhängig. Vorrangig geht es um die Auswirkungen der Emissionsquellen, also um den Stickoxid-Ausstoß der Kraftfahrzeuge, daneben aber auch um die meteorologischen Bedingungen, vor allem um die Windverhältnisse. So tragen Winde aus südwestlichen Richtungen zu einer stärkeren Vermischung der Luftschichten bei und somit zu einer Verdünnung der Schadstoff-Konzentrationen.
Zu Beginn des Jahres gab es in Kiel hohe Windgeschwindigkeiten. Seit Mitte März haben sich die Windverhältnisse aber deutlich geändert. Wesentlich geringere Windgeschwindigkeiten kommen nun vorwiegend aus östlichen und nördlichen Richtungen. Nach den bisherigen Erfahrungen führen diese Windrichtungen zu einer geringeren Verdünnung der Luftschadstoffe am Theodor-Heuss-Ring.
Hinzu kommt, dass ein spürbarer Rückgang der Verkehrsmenge erst ab dem 18. März einsetzte. Die Verkehrsminderung ist jedoch „gefühlt“ wesentlich stärker, als es sich in den Zählergebnissen tatsächlich zeigt.
Die Verringerung der Verkehrszahlen um etwa 17 Prozent seit den Corona‑bedingten Geschäfts- und Betriebsschließungen betrifft darüber hinaus sowohl Benziner als auch Dieselfahrzeuge. Da die Benziner in viel geringerem Umfang zur Stickoxidbelastung beitragen, war auch aus diesem Grund nicht mit einer starken Schadstoffminderung zu rechnen.
Die Reduzierung des Verkehrs infolge der Corona-Pandemie hat demzufolge derzeit nur geringe Auswirkungen auf die Messwerte am Theodor-Heuss-Ring.
Aussender: Kerstin Graupner. Landeshauptstadt Kiel
Redaktion: Torben Gösch