- foodwatch und „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft“: Staatsziel Tierschutz wird von Bundesregierung und Ländern ins Gegenteil verkehrt
Berlin, 26.01.20 – Vor der Entscheidung des Bundesrat-Agrarausschusses zur Kastenstandhaltung von Sauen haben die Verbraucherorganisation foodwatch und die Vereinigung „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft“ ein Ende der umstrittenen Praxis gefordert…
Die Zwangshaltung von Millionen Muttersauen in den engen Kastenständen widerspreche eindeutig dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz und müsse umgehend verboten werden, so die beiden Organisationen. Der Agrarausschuss des Bundesrats entscheidet am Montag darüber, ob die Kastenstandhaltung fortgesetzt wird.
„Das Elend von Millionen Muttersauen, die monatelang eingezwängt sind, muss beendet werden – nicht irgendwann, sondern jetzt! Seit fast dreißig Jahren wird diese ausgemachte Tierquälerei von Behörden und Regierungen geduldet. Der Bundesrat muss den permanenten Verfassungsbruch unverzüglich beenden. Ausreden, Ausflüchte und Verzögerungstaktiken werden wir nicht akzeptieren“, sagte Tierärztin Dr. Claudia Preuß-Ueberschär von der Vereinigung „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.v.“ (TfvL).
Millionen Sauen in Deutschland verbringen mehr als ihr halbes Leben eingesperrt in engen Kastenständen. foodwatch und die Tierärzte-Vereinigung TfvL kritisierten, es stehe wissenschaftlich völlig außer Frage, dass dies eine massive Störung der elementarsten Bedürfnisse der Tiere darstelle und noch dazu den Geburtsverlauf störe. Auch sei erwiesen, dass das Hauptargument der Kastenstands-Befürworter – die Zahl der Ferkelverluste durch Erdrücken zu verringern – besser durch mehr Platz in den Abferkelställen erreicht werde.
„Schweden hat den Kastenstand 1988 verboten, Großbritannien 1991 und die Schweiz 1997. Auch in den Niederlanden, Österreich und Norwegen gelten inzwischen Verbote. Doch die von Union und Grünen dominierte deutsche Agrarpolitik versucht der Öffentlichkeit weiszumachen, es sei in Ordnung, intelligente und fürsorgliche Muttertiere in eine Art Zwangsjacke zu stecken. Für wie dumm hält man die Bürgerinnen und Bürger eigentlich?“, sagte Matthias Wolfschmidt, Veterinärmediziner und internationaler Kampagnendirektor bei foodwatch.
Am 9. Dezember 2019 hatten foodwatch und TfvL e.V. die Vorlage für einen Antrag zum vollständigen Verbot der so genannten Kastenstandhaltung von Muttersauen innerhalb eines Jahres an alle zuständigen Ministerinnen und Minister der Bundesländer per Email verschickt. Dieser Antrag hätte fristgerecht in das Verfahren eingebracht werden können. Der Bundesrat berät derzeit über einen von Bundesagrarministerin Julia Klöckner vorgelegten Verordnungsentwurf.
Mehr Informationen und Quellen:
• Antrag von foodwatch und TfvL zur Kastenstandhaltung: t1p.de/t13w
• Stellungnahme TfvL zum Verordnungsentwurf: www.tfvl.de/wp-content/uploads/2019/07/TfvL-Stellungnahme-zum-Referentenentwurf-BMEL-Kastenstandhaltung.pdf
• Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (pdf-Download): www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-Stellungn._Gruppenhaltung_Sauen__Jan._2015_.pdf&did=113
• Übersicht internationale Regelungen für Muttersauen: www.praxis-agrar.de/tier/schweine/kastenstand-fuer-sauen/
Aussender: Andreas Winkler. foodwatch
Redaktion: Torben Gösch