KIEL, 09.12.2019 – Die Gewaltvorkommnisse an schleswig-holsteinischen Schulen werden seit dem Schuljahr 2018/19 erstmals systematisch in einer Datenbank erfasst…
Bildungsministerin Karin Prien stellte heute (9. Dezember) die Ergebnisse des ersten Jahres vor: „Wir wollen wissen, wie oft es zu Gewalt an unseren Schulen kommt und was die Hintergründe für diese Konflikte sind. Deshalb haben wir den Auftrag des Landtages umgesetzt und in einer ersten Erprobungsphase diese Datenbank aufgesetzt“, berichtete die Bildungsministerin.
„Nur, wenn wir diese Fakten kennen, können wir den Schulen passgenaue Präventions- und Interventionsangebote machen“, betonte Karin Prien. Deshalb sei es ein großer Fortschritt, zukünftig mit dieser Datenbank arbeiten zu können.
Die erste Erhebung ergab für das Schuljahr 2018/19 insgesamt 756 Meldungen zu Gewaltvorkommnissen, bei insgesamt 396.730 Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften an den Schulen im Land. Von diesen 756 Meldungen wurden 43,4 Prozent als Körperverletzung eingestuft, 19 Prozent als psychische Gewalt, 7,1 Prozent als Mobbing, 4,8 Prozent als Drohung über soziale Medien, 21, Prozent als Diebstahl/Raub und 1,6 Prozent als Sexualdelikt. Bei den Hintergründen lassen sich 67,9 Prozent als sonstiger Hintergrund (also beispielsweise psychische oder familiäre Probleme, Überforderung, fehlende Impulskontrolle oder Suche nach Aufmerksamkeit) kategorisieren. 84 Prozent aller Taten werden von Jungen begangen. Die Ergebnisse werden jetzt gemeinsam mit der Schulaufsicht und den Schulleitungen ausgewertet. Ministerin Prien: „Wir wollen eine neue Kultur im Umgang mit schulischer Gewalt erreichen. Eine Schule ist dann eine starke Schule, wenn sie zugibt, Unterstützung zu brauchen und diese Hilfe auch annimmt.“
Bildungsministerin Prien: „Es gibt offensichtlich eine Gruppe, die häufig zum Täter wird. Das sind Jungen an Gemeinschaftsschulen zwischen der 6. und 9. Jahrgangsstufe. Dieses Ergebnis muss uns beschäftigen.“ Die neue Datenbank könne zugleich wichtige Informationen liefern, um die bisherigen Präventions- und Interventionsangebote auf bestimmte Zielgruppen zuzuschneiden und neue Angebote zu schaffen. Über das Zentrum für Prävention am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) können zahlreiche Präventionsangebote für Schulen und Lehrkräfte abgerufen werden, parallel gibt es ein Netzwerk aus Schulsozialarbeit, schulpsychologischem Dienst und IQSH.
„Wir haben viele Expertinnen und Experten, die helfen können. Starke Schulen sind Schulen, die anzeigen, wenn sie unsere Hilfe und Unterstützung benötigen“, betonte Karin Prien.
Aufgenommen in die Datenbank wurden Gewaltvorkommnisse, auf die die Schulen mit Ordnungsmaßnahmen nach § 25 Schulgesetz Abs. 3 Nr. 2 bis 5 und Abs. 7 reagiert haben. Darunter fallen Ausschluss von Schul- und Unterrichtsveranstaltungen, Überweisung in eine Parallelklasse oder Überweisung in eine andere Schule oder dringender Ausschluss durch die Schulleitung. Ministern Prien: „Damit haben wir erstmals die Möglichkeit insbesondere all die Fälle zu benennen, die unterhalb von Straftatbeständen und damit außerhalb der Kriminalitätsstatistik liegen.“
Aussender: David Ermes. Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (SH)
Redaktion: Torben Gösch