Lübeck, 15.12.18 – Seit 1970 hat sich die Anzahl der Denkmale in Lübeck auf 1800 erhöht, Tendenz steigend. Die Lübecker Denkmalschützer sammeln fleißig weiter, um der reichen und wechselhaften Geschichte Lübecks, die sich auch und im besonderen Maße in der Architektur widerspiegelt, gerecht zu werden…
„Längst werden nicht mehr nur einzelne Monumente weit zurückliegender Jahrhunderte wie Altstadthäuser oder Kirchen unter Schutz gestellt, sondern auch Wohn- und Nutzbauten der Moderne sowie Nachkriegssünden und selbst ganze Ensemble, Straßenzüge und Beispiele für Industriebauten.
Dabei reibt sich der Bürger oft ungläubig die Augen. So klopft der Denkmalschutz sogar an die Türen der Stadtwerke zu Lübeck, um eine Stahlhülle (Gasometer) aus dem Jahr 1954 als „Denkmal“ auszuweisen.
Das „Denkmal der Industriekultur“ wird eingepackt. Der 64-jährige Scheibengasbehälter (Gasometer), der auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke in der Geniner Straße steht, wird aus Sicherheitsgründen verhüllt. Die Sicherung des Behälters kostet dem Steuerzahler rund eine Million Euro, der Nutzen allerdings ist noch zu suchen“, so Lothar Möller, BfL-Vorsitzender und Bürgerschaftsmitglied.
Brauchen wir weniger Denkmalschutz?
„Jein, wir brauchen einen Anderen.“ Wir brauchen nicht weniger, aber auch nicht mehr, was wir brauchen ist ein verändertes Verständnis vom Denkmalbegriff, bei dem es nicht um die Sammelleidenschaft von Denkmalpflegern geht. Und gar nicht darf der Denkmalschutz instrumentalisiert werden, um ungeliebte Bauvorhaben zu verhindern, wie wir es in der Vergangenheit bei den Plänen um die Neugestaltung des Schlachthofgeländes schmerzhaft erfahren mussten.
„Baudenkmale sind bauliche Anlagen, an deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeutung ein öffentliches Interesse besteht.“
Die Auseinandersetzung um die Frage „Brauchen wir weniger Denkmalschutz?“, sollte deshalb um den Aspekt erweitert werden, welches Denkmal wir brauchen. Dies stellt vor allem den besonderen Wert in den Fokus, der von einer Unterschutzstellung ausgeht. Denkmalschutz sollte also immer eine Qualitätszuweisung für herausragende Objekte sein.
„Beim Gasometer müsse man wohl eher von einem “falschen” Denkmal sprechen“, so Möller abschließend.
Aussender: Lothar Möller, BfL
Redaktion: Torben Gösch