NABU steigt aus Zertifizierungsprozess für neuseeländischen Hoki aus

  • „MSC-Fischsiegel verliert weiter an Glaubwürdigkeit“

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Der NABU und die NABU International Naturschutzstiftung erklären heute ihren Ausstieg aus dem Zertifizierungsprozess des Marine Stewardship Council (MSC) zum neuseeländischen Hoki. „Der Hoki-Fang in Neuseeland ist nachweislich nicht nachhaltig und verdient das MSC-Siegel nicht. Dass der Fisch dennoch rezertifiziert wurde, spricht für die Unglaubwürdigkeit des Siegels und offenbart erneut die vielfach kritisierten Schwächen des Bewertungssystems insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit, beim Schutz bedrohter Arten und bei der Prozesstransparenz“, so Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung.

Der Hoki, auch Blauer Seehecht genannt, ist ein in neuseeländischen Gewässern gefischter Tiefseefisch, der in großen Mengen auch nach Deutschland verkauft wird. Seine Zertifizierung ignoriere wissenschaftliche Studien und interne Regierungsberichte, die belegen, dass der Fang der Fischart in Neuseeland seit vielen Jahren illegalen Praktiken wie Rückwürfen, Fang in Brutgebieten und falschen Angaben von Fangmengen unterliegt, so NABU International.

„Insbesondere der Schutz sensibler Lebensräume und der Beifang geschützter Arten sprechen gegen eine erneute MSC-Zertifizierung des Hoki. Diese Missstände haben wir gegenüber der Zertifizierungsagentur im Rahmen des MSC-Prozesses umfangreich deutlich gemacht“, sagte Barbara Maas, Leiterin für Internationalen Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung. Jährlich verendeten rund 222 Seebären als Beifang in Fischernetzen. Der Beifang weiterer auch gefährdeter Arten wie Albatross, Riesenhai und Delfin, einschließlich des akut vom Aussterben bedrohten Hector- und Maui-Delfins, seien nicht oder nicht zuverlässig erfasst. Auch die stark rückläufige Bestandsentwicklung der Zielfischart selbst sei mit einer Zertifizierung unvereinbar. „Unter diesen Umständen ist eine fachliche Beteiligung des NABU an der MSC-Zertifizierung unmöglich“, so Maas.

Hinzu käme, dass fast alle Daten, die in die Hoki-Bestandsbewertung einfließen, von der Fischereiindustrie stammen anstatt von unabhängigen wissenschaftlichen Institutionen und daher unzuverlässig seien. „Der NABU und NABU International fordern, Fischereiüberwachung und Fischereiforschung in unabhängige und glaubwürdige Hände zu geben, damit das MSC-Siegel ist, was es verspricht: Ein Beleg für nachhaltig gefangenen Fisch. Dass Zertifizierungsagenturen nicht von der Fischerei selbst beauftragt und bezahlt werden, sondern ihr gegenüber unparteiisch und unabhängig agieren können, ist eine Grundvoraussetzung für ein glaubwürdiges Siegel“, sagte Maas.

Die Entscheidung des NABU und der NABU International Naturschutzstiftung, sich aus dem MSC-Zertifizierungsprozess zurückzuziehen, reiht sich ein in eine wachsende Welle öffentlicher Kritik des Fischsiegels. Zum Jahresbeginn hatte ein internationaler Zusammenschluss von 66 Wissenschaftlern, Institutionen und Verbänden den MSC hinsichtlich seiner Zertifizierungspraxis öffentlich scharf kritisiert. 82 Verbände aus aller Welt, einschließlich der NABU International Naturschutzstiftung, haben sich in der Koalition „Make Stewardship Count“ mit dem Ziel zusammengeschlossen, vom MSC dringend notwendige Reformen einzufordern.

  • Mit einem Wert von mehr als 130 Millionen Euro im vergangenen
    Jahr ist der Hoki Neuseelands wichtigster Exportfisch.
  • Nach China, Australien, Polen und Frankreich ist Deutschland mit
    3.300 Tonnen importiertem Hoki im Wert von knapp 10 Millionen
    Euro im Jahr 2017 das fünftgrößte Importland für Hoki aus
    Neuseeland.
  • In Deutschland genießt der MSC-Siegel mit etwa 5.000
    Fischprodukten, von Filets bis hin zum Katzenfutter, einen rund
    sechzigprozentigen Marktanteil.
  • Weltweit ist die Restaurantkette McDonald´s der bedeutendste
    Großabnehmer für Hoki aus Neuseeland.
    Mehr zu dem Thema online: www.NABU.de/msc-reformbeduerftig

Aussender: Kathrin Klinkusch, Iris Barthel, Britta Hennigs, Nicole Flöper, Silvia Teich, NABU-Pressestelle
Redaktion: Torben Gösch