- SPD nur noch bei 16 Prozent
- CDU soll nicht konservativer werden
- Grüne überholen SPD
Köln, 01.10.18 – Die überraschende Abwahl von Volker Kauder, langjähriger Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag und enger Vertrauter von Angela Merkel, hat die Deutschen trotz intensiver Berichterstattung kaum interessiert…
Nur 7 Prozent der Bundesbürger, so das aktuelle RTL/n-tv-Trendbarometer, hielten das Thema und die sich anschließenden Diskussionen über die angebliche Schwäche der Kanzlerin und das drohende vorzeitige Ende ihrer Amtszeit für wichtig. Größer war das Interesse der Bürger immer noch am „Fall Maaßen“ (19%), an den Protesten gegen die Braunkohleförderung im Hambacher Forst (14%) und am Fußball (10%).
Weil die meisten Bürger den Machtwechsel in der Unions-Fraktion nicht für wichtig hielten, ändern sich auch ihre Wahlabsichten in dieser Woche kaum. Allerdings kommen die Grünen im RTL/n-tv-Trendbarometer auf 17 Prozent (+1%punkt) und überholen damit die SPD, die nur noch auf 16 Prozent kommt (-1%punkt). Damit liegen die Grünen zum ersten Mal seit Sommer 2011 – nach dem Reaktorunfall in Fukushima – vor den Sozialdemokraten. Bei den übrigen Parteien ändert sich nichts. Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, ergäbe sich deshalb folgende Stimmverteilung: CDU/CSU 28 Prozent (Bundestagswahl 32,9%), SPD 16 Prozent (20,5%), FDP 9 Prozent (10,7%), Grüne 17 Prozent (8,9%), Linke 10 Prozent (9,2%), AfD 15 Prozent (12,6%). 5 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2%). 31 Prozent aller Wahlberechtigten sind derzeit unentschlossen oder würden nicht wählen (Nichtwähler 2017: 23,8%).
Die Schwäche der SPD dürfte auch auf die nicht sonderlich hohe Popularität der beiden derzeit denkbaren Kanzlerkandidaten – Andrea Nahles und Olaf Scholz – zurückzuführen sein. Das trifft vor allem auf die Parteichefin zu. Würde Nahles gegen die Amtsinhaberin Merkel antreten, würden sich derzeit nur 13 Prozent der Wahlberechtigten für sie entscheiden. Ihre Werte sind in allen Bevölkerungsgruppen nur geringfügig höher als die ihrer Partei. Das ist bei Merkel nach wie vor anders. Beim Kanzler-Duell mit Nahles würden 43 Prozent der Wahlberechtigten Merkel wählen – damit sind ihre Werte mehr als doppelt so groß wie die der Union (19% aller Wahlberechtigten).
Nur Anhänger von CSU und AfD für Rechtsruck der CDU
Nach dem Machtwechsel in der Unions-Fraktion im Bundestag wurde von manchen in der Union gefordert, die CDU müsse wieder konservativer werden. Im aktuellen RTL/n-tv-Trendbarometer folgt aber nur eine Minderheit (28%) dieser Auffassung. 36 Prozent der Wahlberechtigten dagegen möchten, dass die CDU „weniger konservativ“ wird. Weitere 31 Prozent wollen, dass die CDU ihren derzeitigen Kurs der politischen Mitte beibehält. Für einen Rechtsruck der Christdemokraten sind lediglich die Anhänger der AfD (77%) und der CSU (57%). Von allen Bayern jedoch drängen nur 36 Prozent der Bürger auf eine konservativere Ausrichtung der CDU. Mit einem konservativeren Kurs könnte die CDU jene Wähler, die sie seit der Bundestagswahl 2017 verloren hat, auf keinen Fall zurückgewinnen: Nur 25 Prozent dieser Abwanderer wollen eine konservativere CDU, 42 Prozent wollen eine weniger konservative Ausrichtung und 29 Prozent wünschen, dass die CDU ihren Mitte-Kurs beibehält.
forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: „Diese Daten belegen ein weiteres Mal, dass die CDU keine neuen Wähler gewinnen könnte, wenn sie sich im politischen Spektrum deutlich konservativer positionieren würde. Im Gegenteil würde sie – wie aktuell die CSU in Bayern – Wähler aus der liberalen Mitte verlieren.“
Deutsche wollen keine Neuwahlen
Trotz der jüngsten Streitigkeiten in der Regierungs-Koalition wollen die meisten Deutschen keine Neuwahlen. Im RTL/n-tv-Trendbarometer lehnen 57 Prozent der Befragten einen neuen Wahlgang ab, 37 Prozent sind dafür. Für Neuwahlen sind vor allem Anhänger der AfD (80%) und eine knappe Mehrheit der FDP-Anhänger (50%).
Die Daten zur Parteien- und Kanzlerpräferenz wurden vom 24. – 28. 9. 2018 im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 2.501 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozent-punkte.
Die Meinungen zur politischen Positionierung der CDU wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL vom 25. bis 27. 9. 2018 ermittelt. Datenbasis: 1.523 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3%punkte
Die Meinungen zu Neuwahlen wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL am 26. und 27. 9. 2018 ermittelt. Datenbasis: 1.009 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3%punkte
Aussender: Lisa Fröhlig, Dr. Peter Matuschek, RTL/n-tv-Trendbarometer
Redaktion: Torben Gösch