Hunger lässt Stimmung in den Keller fallen – Unterzuckerung fördert laut aktueller Studie Angstzustände und subjektives Stressempfinden

Gerichte: Essen beeinflusst die Stimmung (Foto: unsplash.com, Jenn Kosar)
Gerichte: Essen beeinflusst die Stimmung (Foto: unsplash.com, Jenn Kosar)

Guelph, 27.09.18 – Wer längere Zeit keine oder nur sehr wenig Nahrung zu sich nimmt, muss damit rechnen, dass sich seine Stimmung rapide verschlechtert. Zu diesem Schluss kommen zumindest Wissenschaftler der kanadischen University of Guelph http://uoguelph.ca . Sie haben bei Versuchen mit Ratten ermittelt, dass ein abrupter Abfall des Glukose-Levels im Körper, wie er etwa bei Hunger vorkommt, direkte Auswirkungen auf unseren Gemütszustand haben kann. Eine Unterzuckerung fördert demnach nicht nur Angstzustände, sondern auch das subjektive Stressempfinden…

Effizientere Behandlung

„Wenn sich die Menschen Gedanken über ihren Gemütszustand und mögliche Stressfaktoren machen, denken sie zumeist an rein psychologische Aspekte und nicht an den Stoffwechsel“, erklärt Projektleiter Francesco Leri vom Department of Psychology der University of Guelph. Mit der jüngsten Untersuchung könne man nun aber belegen, dass in diesem Zusammenhang auch das Essverhalten eine bedeutsame Rolle spielt. „Wir haben signifikante Beweise gefunden, dass sich Veränderungen des Glukose-Levels direkt auf die Stimmung auswirken können“, betont der Forscher.

Anfänglich sei der Experte dabei selbst skeptisch gewesen. „Wenn mir die Leute erzählt haben, dass sie mürrisch werden, wenn sie zu wenig essen, hab ich das nicht sehr ernst genommen. Mittlerweile bin ich aber davon überzeugt, dass da etwas dran ist. Unterzuckerung ist ein gewichtiger psychologischer und physiologischer Stressfaktor“, meint Leri. Diese Erkenntnis könne für Patienten mit Angststörungen oder Depressionen hilfreich sein. „Da wir jetzt wissen, dass die Ernährung hier so wichtig ist, können wir das für eine effizientere Behandlung berücksichtigen“, so der Wissenschaftler.

Ratten mit Glukose-Blocker

Um das Zusammenspiel von Stoffwechsel und Gemütslage näher zu beleuchten, haben Leri und seine Kollegen Ratten zunächst einen speziellen Glukose-Blocker injiziert, der dafür sorgt, dass sie unterzuckert werden und sie in eine eigene Kammer gesteckt. Dieselben Tiere bekamen etwas später eine Spritze mit Wasser verabreicht, bevor sie in eine andere Kammer gebraucht wurden. Als die Nager dann selbst wählen konnten, in welche der Kammern sie gehen wollten, mieden sie alle aktiv den Ort, an dem sie die Unterzuckerung erfahren hatten.

„Diese Art von Vermeidungsverhalten ist ein Ausdruck von Angst und Stressempfinden. Die Tiere wollen deshalb nicht mehr in die erste Kammer gehen, weil sie dort eine negative, stressvolle Erfahrung gemacht haben. Und das wollen sie, wenn möglich, nicht noch einmal erleben“, interpretiert der Projektleiter die Testresultate. In weiteren Studien will man nun klären, ob auch chronische langfristige Unterzuckerung als Risikofaktor für Depressionen anzusehen ist, verrät Leri.

Aussender: pressetext, Markus Steiner
Redaktion: Torben Gösch