Erklärung des DFB zum Rücktritt von Mesut Özil

Frankfurt am Main, 23.07.18 – Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat sich heute in einer Telefonkonferenz mit der Rücktrittserklärung von Mesut Özil befasst…

92-mal hat Mesut Özil für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Er
hat eine erfolgreiche Ära mitgeprägt, auf und gerade auch neben dem
Platz. Er hatte entscheidenden Anteil daran, dass Deutschland 2014 in
Brasilien Weltmeister geworden ist. Deshalb ist und bleibt der DFB Mesut
Özil für seine herausragenden Leistungen im Trikot der deutschen
Nationalmannschaften sehr dankbar.

Vielfalt ist eine Stärke, nicht nur im Fußball. Deswegen hat unsere
Integrationsarbeit auf allen Ebenen eine zentrale Bedeutung. Von der
Kreisklasse bis in die Nationalmannschaften gehören Spielerinnen und
Spieler mit Migrationshintergrund zum DFB. Wir spielen und leben
zusammen mit unseren unterschiedlichen familiären Wurzeln, unseren
Religionen und Kulturen. Was uns alle dabei auf und neben dem Platz
verbinden muss, ist die Beachtung der im Grundgesetz verankerten
Menschenrechte, das Eintreten für Meinungs- und Pressefreiheit sowie
Respekt, Toleranz und Fair Play. Ein Bekenntnis zu diesen Grundwerten
ist für jede Spielerin und für jeden Spieler erforderlich, die für
Deutschland Fußball spielen.

Die Bilder mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan haben deshalb
bei vielen Menschen in Deutschland Fragen aufgeworfen. Dass der DFB im
Umgang mit dem Thema dazu auch einen Beitrag geleistet hat, räumen wir
selbstkritisch ein. Und dass Mesut Özil das Gefühl hatte, als Ziel
rassistischer Parolen gegen seine Person nicht ausreichend geschützt
worden zu sein, wie es bei Jerome Boateng der Fall war, bedauern wir. Es
war aber wichtig, dass Mesut Özil, wie vor ihm bereits Ilkay Gündogan,
mit Blick auf dieses Foto Antworten gibt, unabhängig vom sportlichen
Ausgang des Turniers in Russland. Im DFB gewinnen und verlieren wir
zusammen, alle, als ein Team.

Der DFB hätte sich gefreut, wenn Mesut Özil auf dieser gemeinsamen Basis
weiter Teil des Teams hätte sein wollen. Er hat sich anders entschieden.
Der DFB respektiert das, und es gehört für uns als Verband auch zum
respektvollen Umgang mit einem verdienten Nationalspieler, dass wir
manche für uns in Ton und Inhalt nicht nachvollziehbare Aussage in der
Öffentlichkeit unkommentiert lassen.

Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir aber
mit Blick auf seine Repräsentanten, Mitarbeiter, die Vereine, die
Leistungen der Millionen Ehrenamtlichen an der Basis in aller
Deutlichkeit zurück. Der DFB engagiert sich seit vielen Jahren in hohem
Maße für die Integrationsarbeit in Deutschland. Er verleiht unter
anderem den Integrationspreis, er hat die Kampagne „1:0 für ein
Willkommen“ ins Leben gerufen und Zehntausende Flüchtlinge in die
Fußballfamilie integriert. Er hat in den vergangenen 15 Jahren eine
vielschichtige Integrationsarbeit etabliert, die bis in die
Amateurvereine wirkt. Der DFB steht für Vielfalt, von den Vertretern an
der Spitze bis zu den unzähligen, tagtäglich engagierten Menschen an der
Basis.

Der DFB bedauert den Abschied von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft.
Das ändert aber nichts an der Entschlossenheit des Verbandes, die
erfolgreiche Integrationsarbeit weiter konsequent und aus tiefer
Überzeugung fortzusetzen.

Aussender: Deutscher Fußball-Bund e.V. (DFB)
Redaktion: Torben Gösch