Neuwied, 07.06.18 – Ein ausgebrochener Elefant aus dem Circus Krone hat gestern in Neuwied für Aufruhr gesorgt. Diverse Videos zeigen, dass sich Elefantenkuh „Kenia“ recht schnell durch ein Wohngebiet, vorbei an Menschen, bewegt und eine befahrene Straße überquert…
Erst nach einiger Zeit konnte das Tier wieder eingefangen werden.
„Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass ein Wildtierverbot im Zirkus nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch im Hinblick auf die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit unumgänglich ist“, sagt James Brückner, Leiter des Artenschutzreferats beim Deutschen Tierschutzbund. „Es war großes Glück, dass niemand zu Schaden kam, denn verschiedenste Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass solche Vorfälle für Mensch und Tier drastisch ausgehen können.“
Unzureichende Unterbringung im Zirkus
Circus Krone hat sich in der Vergangenheit zwar immer damit gerühmt, dass bei ihnen keine Tiere ausbrechen, doch erst 2016 hielt ein ausgebrochener Seelöwe den Verkehr in Coburg auf. „Bei den Elefanten von Krone sind die Außenbereiche nur durch Strombänder gesichert, die aber unzureichend sind und die Tiere offensichtlich nicht aufhalten können“, erklärt Brückner. „Es ist in einem reisenden Unternehmen einfach völlig unmöglich, sichere und zugleich artgerechte und ausreichend große Gehege zur Verfügung zu stellen.“ Regelmäßig werden die Elefanten von Krone daher auch über längere Zeit angebunden. Entsprechend zeigen sie auch diverse Verhaltensstörungen, zum Beispiel das „Weben“, ein Hin- und Herschaukeln des Kopfes.
Gefährdung der öffentlichen Sicherheit
Neben dem Tierschutzaspekt bei der Wildtierhaltung im Zirkus hat die Politik aus Sicht der Tierschützer bisher auch die mögliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit nicht ausreichend berücksichtigt. Ein Bericht der Eurogroup for Animals, der europäischen Tierschutz-Dachorganisation, der 2017 mit Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes erstellt wurde, enthüllt eine drastische Unfallstatistik mit Wildtieren im Zirkus: EU-weit sind in den letzten 22 Jahren über 300 Zwischenfälle mit mehr als 600 Zirkustieren dokumentiert. Davon ereignete sich fast die Hälfte in Deutschland. Allein in den letzten Jahren sind hierzulande mehrere Menschen durch Wildtiere im Zirkus zum Teil schwer verletzt oder in einem Fall sogar getötet worden. Bereits vor einigen Wochen hat sich der Deutsche Tierschutzbund daher gemeinsam mit anderen Organisationen aus ganz Europa an die zuständige Bundesministerin Julia Klöckner gewandt – mit dem Appell, ein Wildtierverbot in Deutschland umzusetzen. Eine Reaktion steht bisher noch aus.
Mehr Informationen zur Kampagne „Wildtiere sind keine Zirkustiere“ des Deutschen Tierschutzbundes unter: www.tierschutzbund.de/kampagne-zirkus
Aussender: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: Torben Gösch