Kiel, 21.03.18 – Nicht nur für täglich rund 25.000 Reisende ist der Kieler Hauptbahnhof eine wichtige Adresse in der Landeshauptstadt. Auch viele Kielerinnen und Kieler sorgen dafür, dass der Bereich rund um den Hauptbahnhof mitsamt dem Bahnhofsplatz und den Busanlagen der am meisten frequentierte Ort der Stadt ist…
Der Hauptbahnhof soll eine Visitenkarte Kiels sein. Beim Thema Hauptbahnhof gibt es aber immer wieder Beschwerden von Kielern und Gästen über fehlende Sauberkeit, über Angsträume und Belästigungen. Öffentliches Urinieren, Konflikte mit oder unter Taxifahrern, fehlende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder Ärger über lange vor sich hin rostende „Schrotträder“ werden immer wieder angesprochen. Zahlreiche Reisende und Passanten meiden den Bahnhofsplatz sogar.
Einheimische wie Gäste fühlen sich vor allem auf dem Bahnhofsplatz und an den Zugängen zum Hauptbahnhof zu manchen Zeiten nicht wohl. Ein von Oberbürgermeister Ulf Kämpfer vorgelegtes Konzept sowie die enge Zusammenarbeit der Stadt mit Bahn und Polizei sollen Verbesserungen bringen. Kämpfer ist optimistisch: „Unser Ziel ist es, mit vereinten Kräften die Situation im und um den Hauptbahnhof dauerhaft zu verbessern. Es ist ein hartes Stück Arbeit, aber gemeinsam mit allen Akteuren von Bahn bis Müllabfuhr kriegen wir das hin. Unser schöner Hauptbahnhof ist die Anstrengung allemal wert.“
Vereinzelte Ansätze, den Verhältnissen am Hauptbahnhof zu begegnen, gab es auch früher schon. Sie griffen aber zu kurz. Seit dem Frühjahr 2017 wird daher nun intensiv an einem umfassenden Konzept mit einer Vielzahl von Maßnahmen gefeilt. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer bildete eine Arbeitsgruppe aus städtischen Ämtern und weiteren Akteuren. Beteiligt sind die Deutsche Bahn, Bundespolizei und Landespolizei sowie seitens der Stadt Tiefbauamt, Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel, Bürger- und Ordnungsamt, Amt für Wohnen und Grundsicherung, Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie das Büro des Oberbürgermeisters.
Sie analysierten gemeinsam die Lage und erarbeiteten Lösungen, die nun in einem Konzept zusammengefasst worden sind. Das Konzept, über das die Kieler Ratsversammlung am 19. April diskutieren wird, sieht unter anderem eine deutlich verstärkte Reinigung von Flächen und Fassaden vor, aber auch die Entfernung von „Schrotträdern“ sowie zusätzliche Überwachung und Straßensozialarbeit. Außerdem soll ein Bahnhofsbeirat gegründet werden.
Mehr Sauberkeit durch häufige Reinigung
Reisende und Einheimische haben sich immer wieder über verschmutzte Flächen und Graffiti am Bahnhofsgebäude beschwert. Vor allem das Treppenhaus vom Bahnhofsplatz hoch bis zur Brücke Richtung Sophienhof – das Treppenhaus C des Hauptbahnhofs – ist für viele Menschen auch aufgrund der Geruchsbelästigung ein gemiedener Ort.
Bereits Ende 2017 hat das Bahnhofsmanagement zusätzliche Grundreinigungen der Bahnhofsfassade, der Glasflächen des Eingangsbereichs am Taxenstand und von Bodenflächen veranlasst. Auch das Treppenhaus C wurde grundgereinigt. Seitdem erfolgt einmal wöchentlich eine Reinigung.
Zusätzliche Reinigungen sind geplant. Im Sommerhalbjahr wird die tägliche Straßenreinigung ergänzt um eine intensive Nassreinigung alle 14 Tage. Außerdem ist viermal jährlich eine weitere Grundreinigung inklusive Nassreinigung geplant: nach Silvester, während des öffentlichen „Frühjahrsputzes“ der Stadt, im Zuge der Kieler Woche und zum Ende des Sommerhalbjahres. Bei punktuellen, besonders gravierenden oder gar gefährdenden Verschmutzungen steht auch außerhalb des Bahnhofs eine Rufbereitschaft für kurzfristige Reinigungen zur Verfügung.
Die intensivierten Reinigungsmaßnahmen sind zunächst auf eine Dauer von zwei Jahren, bis Ende 2019, ausgelegt.
Für das Treppenhaus C plant die Deutsche Bahn außerdem Reparaturen und Aufwertungen. Ein kostenloses Pissoir, dessen Standort noch geklärt wird, soll dem wilden Urinieren ein Ende bereiten. Wenn der neue ZOB fertig ist, wird es dort auch eine öffentliche WC-Anlage geben.
Angsträume vermeiden durch Streifen von Polizei und Stadt
Die Polizei hat im Bereich Bahnhof viel zu tun. Täglich gehen Beamte Streife, auch in zivil. Auf auffällige Veränderungen der Lage auf dem Bahnhofsplatz wird zum Teil auch mit Unterstützung der Bundespolizei reagiert. Gemeinsame Präsenzstreifengänge und Schwerpunktaktionen von Bundes- und Landespolizei sind geplant.
Die Bahn will stärker von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und dadurch Belästigungen und Konflikte an den Bahnhofsausgängen vermeiden.
Eine weitere Verbesserung der Verhältnisse verspricht sich die Stadt vom bevorstehenden Aufbau eines eigenen Kommunalen Ordnungsdienstes. Das Bahnhofsumfeld wird einen Tätigkeitsschwerpunkt des Ordnungsdienstes bilden.
Aber nicht nur Ordnungshüter sollen sich um die Menschen am Hauptbahnhof kümmern. Die Stadt will eine Stelle für Sozialarbeit einrichten. In Bahnhofsnähe soll es zukünftig eine niedrigschwellige Anlaufstelle mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten geben. Zielgruppe sind die Menschen, die sich teilweise den ganzen Tag über am Bahnhof aufhalten.
Mehr Platz für heile Fahrräder, Kampf gegen „Schrotträder“
Rund um den Hauptbahnhof und am Sophienhof parken viele Fahrräder auch für längere Zeit an Fahrradbügeln. Manche Räder werden aber nicht wieder abgeholt und gammeln dort vor sich hin. Damit verschandeln sie nicht nur den Bereich, sie blockieren auch die Abstellplätze für heile und ständig genutzte Fahrräder. Neue sichere Parkplätze für Fahrräder sollen 80 weitere „Kieler Bügel“ im Bahnhofsumfeld bringen.
Damit einher geht die schärfere Kontrolle und Beseitigung von „Schrotträdern“ rund um den Hauptbahnhof. Vom Parkplatz am Umsteiger über das Sophienblatt, die Raiffeisenstraße, die Auguste-Viktoria-Straße (mit ZOB) und den Bahnhofsplatz bis zum Platz der Kieler Matrosen reicht der Bereich, in dem der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel immer wieder rostige und verbogene Räder abtransportieren muss. Künftig soll dort schneller gegen „Schrotträder“ vorgegangen werden.
Zunächst wird die Parkzeit für Fahrräder auf nur noch eine Woche begrenzt. Neue Schilder werden auf diese begrenzte Parkdauer hinweisen. Räder, die dann dort länger parken, können vom ABK abtransportiert werden.
Außerdem können Fahrräder, die in grob sicherheitsgefährdender oder verkehrsbehindernder Weise die Bügel blockieren, umgesetzt werden. Das Umsetzen soll spätestens einen Tag nach Bekanntwerden der Gefährdung erfolgen. Die Umsetzung wird dokumentiert. Eventuell muss so ein Fahrrad gegen Diebstahl geschützt und daher (maximal sechs Monate) verwahrt werden.
Mehrmals jährlich soll es Aufräumaktionen an den Fahrradbügeln geben. Dabei soll auch auf die begrenzten Abstellmöglichkeiten am Hauptbahnhof und die Parkregeln für Fahrräder hingewiesen werden.
Runder Tisch zu Taxen, Bahnhofsbeirat und Straßenbefragung
Auch das Verhalten von Taxifahrern im Bereich Hauptbahnhof sorgt immer wieder für Kritik. An einem Runden Tisch der Stadt mit Taxiunternehmen sollen Kritikpunkte und Verbesserungsmöglichkeiten ausgelotet werden. Ein erstes Gespräch findet am 21. März statt.
Mindestens halbjährlich tagen wird ein Bahnhofsbeirat, der demnächst eingerichtet wird. Im Beirat sollen unter anderem vertreten sein: Deutsche Bahn, Taxigewerbe, Einzelhandel, Sophienhof, Ortsbeirat, Innen- und Umweltausschuss, Landespolizei, Bundespolizei, Bürger- und Ordnungsamt, Kommunaler Ordnungsdienst, Tiefbauamt, ABK, Kiel-Marketing, KVG.
Mit einer Befragung will die Stadt herausfinden, was die Nutzer aus Kiel und anderswo von der Situation rund um den Bahnhof halten. Kritik und Ideen zur Aufwertung des Bahnhofumfeldes sollen in eine Fortschreibung des Konzepts einfließen.
Aussender: Arne Gloy, Landeshauptstadt Kiel
Redaktion: Torben Gösch