Frankfurt am Main, 30.01.18 – Nach einer umfassenden Untersuchung des Schiedsrichterwesens hat der Rechtsanwalt und Compliance-Experte Dr. Carsten Thiel von Herff dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) seinen Abschlussbericht übermittelt…
Der Bielefelder Jurist war Anfang Dezember vom DFB beauftragt worden, die wiederholt auch öffentlich geäußerten Vorwürfe gegen Mitglieder der Schiedsrichter-Kommission zu untersuchen und die offensichtlichen
Konflikte zu analysieren. Im Rahmen seiner unabhängigen Untersuchung
nahm Dr. Thiel von Herff dazu unter anderem eine umfassende Datenanalyse
vor und führte Gespräche mit 34 Personen, darunter zahlreiche aktuelle
und ehemalige Schiedsrichter, sowie Beobachter und weitere
Funktionsträger aus dem Bereich der Schiedsrichter.
Laut Abschlussbericht sind die gegen Hellmut Krug und Herbert Fandel
erhobenen Vorwürfe des „systematischen Mobbings“ einzelner
Elite-Schiedsrichter sowie die Krug vorgeworfene „Spielmanipulation“
durch unbefugte Einflussnahme auf Video-Assistenten nicht zutreffend.
„Es gibt keinen Beweis dafür, dass Herr Krug in seiner Rolle als
Supervisor unbefugt Einfluss auf die Entscheidung des zuständigen
Video-Assistenten genommen und somit ein Spiel zu Gunsten oder zu Lasten
einer Mannschaft manipuliert hat“, schreibt Thiel von Herff in seinem
Bericht. Auch für das Krug und Fandel vorgeworfene „bewusste und
systematische Mobbing“ einzelner Schiedsrichter in den vergangenen
Jahren fand der Jurist keine Beweise. Der Bericht hält aber auch fest,
dass es deutliche Defizite im Führungsstil und der Personalführung der
beiden Führungskräfte des Schiedsrichterwesens gegeben habe. Ferner gibt
es laut Untersuchungsbericht „keinen Nachweis dafür, dass Herr Krug und
Herr Fandel unmittelbar Einfluss auf Schiedsrichter-Bewertungen von
Beobachtern genommen haben, um Schiedsrichter bewusst zu benachteiligen
oder zu bevorzugen“. Vielmehr gab es zulässige Eingriffe der
SR-Kommission, die von einzelnen Schiedsrichtern subjektiv als
Benachteiligung bzw. Bevorteilung anderer Unparteiischer wahrgenommen
wurden.
Der für das Schiedsrichterwesen zuständige DFB-Vizepräsident Ronny
Zimmermann sagt: „Mobbing und Manipulation sind für einen Sportverband
schwerwiegende Vorwürfe, die vollumfänglich und vor allem unabhängig
untersucht werden müssen. Mit Dr. Thiel von Herff haben wir damit einen
ausgewiesenen Experten beauftragt, der zu klaren und differenzierten
Ergebnissen gekommen ist. Dass die Anschuldigungen gegen Hellmut Krug
und Herbert Fandel durch die Untersuchung widerlegt wurden, ist eine
wichtige Erkenntnis. Allerdings weist der Bericht auch auf erhebliche
Probleme in der Personalführung hin und zeigt Verbesserungspotenziale im
Schiedsrichterwesen auf. Für uns ist das ein weiterer Beleg dafür, dass
der vom DFB bereits vor einigen Jahren eingeschlagene Weg, das
Schiedsrichterwesen zu modernisieren, konsequent unter Führung von
Lutz-Michael Fröhlich fortgesetzt werden muss.“
Der DFB wird zunächst Herbert Fandel, Hellmut Krug und Schiedsrichter
Manuel Gräfe, der in den vergangenen Monaten wiederholt verschiedene
Vorwürfe zu angeblichen Missständen im Schiedsrichterbereich öffentlich
gemacht hatte, über die zentralen Ergebnisse des Berichts informieren.
Nach Gesprächen mit den Betroffenen wird in den zuständigen Gremien des
DFB als Konsequenz aus den Untersuchungsergebnissen das weitere Vorgehen
festgelegt.
Aussender: Deutscher Fußball-Bund e.V. (DFB)
Redaktion: Torben Gösch